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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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Mischung. Er wirkte rebellisch und gleichzeitig verträumt – ein wahrer Teufel. Versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Bruder, aber damals war der Junge wirklich unberechenbar und leider auch ziemlich skrupellos.“
    Alex presste seine Lippen aufeinander. „Stell dir vor, einmal wurde er sogar mit der frühreifen sechzehnjährigen Tochter eines hohen Politikers, der mit seiner Familie im besagten Hotel abgestiegen war, im Weinkeller erwischt. Es gab einen Riesenwirbel, und Henri hatte unglaubliches Glück, dass er nicht sofort entlassen wurde. Wenn du jetzt glaubst, der ganze Ärger hätte ihn irgendwie beeindruckt, irrst du dich. Ganz im Gegenteil, denn er schien geradezu zu seiner Hochform aufzulaufen. Es gab kaum eine Frau, die ihn nicht auf irgendeine Art reizte. Unser Don Juan hatte sie alle. Vom Zimmermädchen bis hin zur Gräfin. Verheiratet, unverheiratet, blutjung oder reife Frau. Es war ihm vollkommen egal. Ich glaube, er weiß heute selber nicht mehr, mit wie vielen Frauen er damals geschlafen hat.“
    „Puh“, entglitt es Linda. „Dein Brüderchen war ja wirklich der Traum aller Schwiegermütter.“
    Alexander nahm einen weiteren Schluck Tee und nickte. „Das kann man wohl sagen. Meine Mutter meinte damals, es wäre wirklich an der Zeit, dass der Junge sich selbst mal unsterblich verliebt, das würde ihn eventuell heilen.“ Er grinste und schüttelte seinen Kopf. „Claudine hielt ihn sogar für sexsüchtig und versuchte, ihn dazu zu überreden, eine entsprechende Therapie zu machen.“
    Bevor Alexander weitersprach, räusperte er sich. „Henri und ich hatten in dieser Zeit eher wenig miteinander zu tun. Ich fand, dass er sich meistens schrecklich aufführte, und ignorierte, so gut es ging, seinen ausschweifenden Lebenswandel. Außerdem hatte ich durch meinen Beruf genug Abwechslung und pflegte lieber den Kontakt zu Kollegen und meinen anderen, eher bodenständigen Freunden. Henri und ich sahen uns nicht mehr sehr oft.Dann verschwand er auch noch beruflich für einige Zeit nach Paris. Das lag natürlich nahe, denn durch unsere Mutter waren uns Frankreich und die französische Sprache ja seit jeher vertraut. Wir sind zweisprachig aufgewachsen, das war ihr wichtig.“
    Gedankenverloren fuhr er mit dem Zeigefinger den Rand des Teebechers entlang. „Ich war damals fast siebenundzwanzig Jahre alt und in meinem ersten Jahr bei der Kripo. In meiner Abteilung gab es einige Leute in meinem Alter. Wir waren eine ziemlich lustige Truppe damals und zogen nach Dienstschluss manchmal noch zusammen um die Häuser.“ Alexander machte eine kleine Pause, um seine Tasse zu leeren.
    Linda sah ihn gebannt an und rührte sich nicht.
    „An einem dieser Abende lernte ich in einer Diskothek ein Mädchen kennen und verliebte mich praktisch auf den ersten Blick in sie. Natürlich setzte ich mich recht schnell von meinen feixenden Kollegen ab. Das Mädchen und ich tanzten die halbe Nacht miteinander. Als ich ihr erzählte, dass ich Polizist sei, ließ sie sich von mir nach Hause bringen. Sie war so völlig anders als die Frauen, die ich bis dahin kennengelernt hatte, und ich wagte es noch nicht einmal, sie zum Abschied zu küssen, weil sie so ungemein schüchtern und wohlerzogen wirkte. Sie war gerade einundzwanzig Jahre alt geworden, hatte zufällig diesen bezaubernden französischen Akzent, der ja sowieso ein vertrauter Teil meines Lebens war, und ihr Name war … Adrienne.“
    Linda hob erschrocken eine Hand an den Mund, und ihre Augen weiteten sich. „Adrienne?“, fragte sie atemlos.
    Alexander nickte ernst und hielt mit seinen Augen ihren Blick fest. „Ja, Adrienne.“
    Er konnte sehen, wie Linda versuchte, diesen Schock zu verdauen.
    „Soll ich weitererzählen?“, fragte er vorsichtig.
    „Ja, natürlich“, antwortete sie mit belegter Stimme. „Was ist passiert?“
    Seine Finger berührten noch einmal ihr Haar, und er lächelte sanft. „Ich liebe dich“, beteuerte er.
    „Ich weiß, Alex. Mach dir keine Sorgen. Ich habe dir ja auchoffen und ehrlich von meiner Liebe zu Frank erzählt, oder? Wir sind schließlich beide keine zwanzig mehr.“
    Alexander fischte sich nun eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. „Wir sahen uns von da an fast jeden Tag. Reny war, wie gesagt, ein sehr wohlerzogenes, behütetes Mädchen, sie hatte eine äußerst strenge Erziehung genossen. Was ich eigentlich damit sagen will: Sie war mit ihren einundzwanzig Jahren tatsächlich noch unberührt, aber schließlich

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