Eine Spur von Lavendel (German Edition)
zurück ins Zimmer kam, die brennende Zigarette zwischen den Lippen und den blauenKeramik-Aschenbecher aus der Küche in der Hand. Alexander stellte den Aschenbecher auf dem Nachttisch ab und glitt wieder neben sie. Linda kuschelte sich an seine breite Brust und horchte auf den gleichmäßigen kräftigen Klang seines Herzschlages. „Du bist ein sehr schöner Mann, Alex“, stellte sie seufzend fest.
Er brummte verlegen, wirkte aber durchaus geschmeichelt. „Kann man das bei einem Mann so ausdrücken? Nein, Liebling, du bist schön. Ich sicher nicht – aber trotzdem danke für das nette Kompliment.“
Sie drückte einen festen Kuss auf seine dunklen Brusthaare. „Manchmal glaube ich noch immer, ich träume und irgendwann weckt mich jemand auf und sagt mir, dass das alles nicht wirklich geschehen ist. Es ist so wundervoll, Alex! Ich habe furchtbare Angst, irgendetwas könnte uns doch noch wieder trennen.“
Alexander setzte sich auf und zog sie mit sich hoch. Sein Blick ruhte eine Weile auf ihrem Gesicht, dann legte er schließlich seine Zigarette im Aschenbecher ab und nahm Linda fest in beide Arme. „Nichts wird uns je wieder trennen. Ich werde gut auf uns aufpassen. Liebling, vertrau mir.“ Sanft schob er sie ein wenig von sich zurück, damit er sie richtig ansehen konnte.
Plötzlich wurde sein Blick ernst und sehr nachdenklich. „Bevor ich … bevor wir allerdings unser gemeinsames Leben in Angriff nehmen können, müssen wir unbedingt noch über einiges reden, Linda. Es gibt da nämlich ein paar Dinge, die du über mich wissen solltest, bevor du dich an mich bindest. Ich möchte unsere Beziehung nicht mit Geheimnissen oder gar Lügen beginnen. So etwas soll niemals zwischen uns stehen, Ballerina.“
Sie nickte stumm und dachte unwillkürlich an die vielen Lügen, die Frank ihr – ohne den geringsten Anflug eines schlechten Gewissens – in den Jahren ihrer Ehe aufgetischt hatte.
„Wir sollten aufstehen und uns anziehen, Liebling“, unterbrach er ihre Gedanken. „Ich möchte nicht im Bett mit dir darüber sprechen. Das wäre irgendwie nicht richtig.“
Linda rutschte bereits zur Bettkante und griff nach ihrem Höschen. „Wie wäre es mit einer schönen, gesunden Tasse Pfefferminztee?“, schlug sie lächelnd vor.
„Gute Idee“, antwortete er grinsend, beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf den nackten Oberschenkel.
Sie machten es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich, zwei große Becher mit Tee vor sich und Alexanders Zigaretten in Griffweite.
„Wir haben ja bereits über meine Familie, insbesondere über Henri, gesprochen, Linda. Was ich dir erzählen möchte, hat sehr viel mit ihm zu tun. Mit ihm und letztlich dann mit mir.“
„Oh, gibt es etwa so was wie ein dunkles Familiengeheimnis bei euch?“, fragte sie neugierig.
Er verzog seinen Mund. „Nun, nicht ganz. Es ist eigentlich kein Geheimnis“, erwiderte er. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich völlig verrückt nach deinem Haar bin?“
„Alex!“
„Ist ja schon gut. Das ist jetzt nicht so ganz einfach für mich, Ballerina …“ Er sog tief den Atem ein und nahm vorsorglich einen Schluck Tee. „Ich habe dir ja bereits erzählt, dass Henri in seiner Jugend ziemlich unberechenbar war. Mit achtzehn Jahren, ein halbes Jahr vor dem Abitur, schmiss er von heute auf morgen die Schule, und mein Vater war deshalb einem Herzinfarkt nahe. Mein Bruder hatte das ungeahnte Glück, vom Wehrdienst verschont zu bleiben, und drei Monate später trat er eine Lehrstelle als Koch in einem renommierten Hotel an. Dass er eine richtige Ausbildung machte, beruhigte meine Eltern wieder etwas. Nach dem Motto: Hauptsache, der Junge lernt einen vernünftigen Beruf. Henri drehte richtig auf. Die Arbeit gefiel ihm, und er fand fast zu einem normalen Leben zurück. Allerdings nur fast. Ich war damals ja schon junger Polizeibeamter und hab ihn aus so manch misslicher Lage befreien müssen. Frank hat übrigens auch sein Scherflein dazu beigetragen, dass uns der Junge nicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Machtlos blieben wir allerdings bei diesen Frauengeschichten.“
„Frauengeschichten?“, fragte Linda interessiert.
Alexander grinste süffisant. „Ah, klar, das macht dich neugierig, was? Ja, sie liefen ihm scharenweise nach. Wenn er nichtso dunkelhaarig wäre, würde ich behaupten, er hatte damals so ein bisschen was vom jungen James Dean, wenn du verstehst, was ich meine. Die Mädchen flogen auf diese fatale
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