Eine Spur von Lavendel (German Edition)
zurück in die Kissen.
Mit flackerndem Blick beugte er sich über sie.
Alexanders Bereitschaftsdienst begann eigentlich erst um zehn Uhr, aber er betrat bereits um acht Uhr dreißig sein Büro, um sich in aller Ruhe auf die Arbeit einzustimmen. Monika hatte offensichtlich mit seinem frühen Erscheinen gerechnet, denn sie hatte ihm einige Notizen und Informationen zu neuen Fällen auf seinem Schreibtisch bereitgelegt. Mit Erstaunen betrachtete er die nagelneue Kaffeemaschine, die auf der Fensterbank stand, und setzte sie in Gang. Dann vertiefte er sich in Monikas Aufzeichnungen.
Eine halbe Stunde später traf auch seine Kollegin ein. Ihr offenes breites Lächeln machte ihn tatsächlich ein wenig verlegen.
„Morgen, Partner“, murmelte er. „Kaffee ist fertig. Tolle Maschine, übrigens.“
Monika warf ihre Jacke über einen Haken des Garderobenständers und kam direkt zu ihm. Bevor er sich dagegen hätte wehren können, drückte sie ihm einen lauten Kuss direkt auf den Mund. „Alexander, du bist der Beste! Willkommen zurück in unserer Miefbude. Wir haben dich alle vermisst, Superhirn.“
Erstaunt sah er sie an. „Womit habe ich denn diese eindrucksvolle Begrüßung verdient?“
Sie lachte laut auf. „Och, erstens freue ich mich einfach ganz furchtbar, dich wiederzusehen, und zweitens habe ich heute Morgen schon mit deiner Zukünftigen telefoniert, nachdem du das Haus verlassen hattest. Ich bin wahnsinnig stolz auf dich, mein mutiger Krieger. Ein Heiratsantrag! Meine Güte, da hastdu aber den Stein ins Rollen gebracht, mein Lieber.“
Er schaffte es nicht mehr länger, sein Grinsen zu unterdrücken. „Glaub mir, du hast durchaus deinen Anteil an meiner Läuterung gehabt, Kaminski.“
„Apropos Anteil.“ Mit hochgezogenen Brauen deutete sie auf die funkelnagelneue Kaffeemaschine. „Ich bekomme vierzig Mäuse von dir, Herr Hauptkommissar.“
Am späten Nachmittag kam er endlich dazu, einen Blick in die Akte Michaelsen zu werfen. Die einzelnen Aussageprotokolle nahmen einen erheblichen Anteil ein. Alexander blätterte hin und her. Er überflog die Aussagen von Anneliese, Walter und Linda ebenso wie die Protokolle über die Vernehmungen der Mädchen.
Dem Bericht des Gerichtsmediziners schenkte er etwas mehr Aufmerksamkeit. Der Schuss in den Hinterkopf war natürlich sofort tödlich gewesen. Frank war offensichtlich mit der eigenen Waffe hingerichtet worden. Die Kugel stammte zweifelsfrei aus seiner Dienstpistole, die seither verschwunden war. Er hatte nur noch das leere Holster unter seiner Jacke getragen.
Die Ermordung von Beate Folkers, der Geliebten von Frank, war offenbar ganz ähnlich vonstattengegangen, aber das war ihm ja bereits bekannt. Einen Augenblick lang vertiefte er sich in das Passfoto der Frau. Franks Vorliebe für üppige Blondinen mit grell geschminkten Lippen hatte sich offensichtlich mit den Jahren doch nicht verloren. Alexander schüttelte automatisch den Kopf und fragte sich zum wiederholten Male, was Frank nur zu dieser Frau, zu irgendeiner anderen Frau, gezogen haben konnte, wenn er doch Linda an seiner Seite gehabt hatte.
Sie ist ein Juwel, du Arschloch! Etwas mehr Mühe und Zärtlichkeit, und du hättest mit ihr den Himmel auf Erden gehabt. Hast du sie überhaupt jemals geliebt?
Noch ein weiteres Mal überflog er die einzelnen Aussagen der beteiligten Personen. An zwei Stellen stutzte er kurz, dann klappte er den Pappdeckel der Akte zu und lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück. Automatisch griff er in die Bonbontüte und steckte sich eins davon in den Mund.
Die Arbeit hatte ihn wieder.
Als Tobias Kroning einige Minuten später Alexanders Büro betrat, saß er noch immer so da. Nachdenklich wippte er in seinem Stuhl vor und zurück und starrte vor sich hin. „Entschuldige, dass ich dich störe, Alex, aber hast du Monika irgendwo gesehen?“
Alexander blickte auf und lächelte leicht. „Hallo, Tobias! Tut mir leid, deine Angebetete ist bereits nach Hause gefahren. Zu ihrer großen Erleichterung reisen heute endlich ihre Eltern wieder ab. Sie bringt sie zum Bahnhof.“
„Ach ja, das habe ich ja total vergessen. Dann rufe ich sie eben nachher an.“
Alexanders Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Habe ich was verpasst?“
Kroning winkte ab. „Nicht wirklich. Wir sind ein paarmal zusammen aus gewesen. An ihrem Geburtstag bin ich morgens mit einem kleinen Blumenstrauß hier in ihrem Büro erschienen. Ich wollte es nicht gleich übertreiben, du
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