Eine Spur von Lavendel (German Edition)
seiner Geschäftsführerin.“
„Wisst ihr, wie er die Dame kennengelernt hat?“
„Fehlanzeige.“
„Habt ihr sie zu ihren Lebzeiten nicht danach gefragt?“
„Offenbar hat niemand daran gedacht.“
„Ist sie mit einem der Mädchen besonders befreundet gewesen?“
„Sicherlich nicht. Die Mädchen waren allesamt nicht sehr gut auf ihre Chefin zu sprechen. Jedenfalls hat keine von ihnen auchnur ein gutes Haar an ihr gelassen. Die Frau muss ein richtiges Aas gewesen sein.“
„Was ist eigentlich aus dem Puff geworden?“
„Der jüngere Bruder von Beate Folkers hat ihn … aufgelöst. Stell dir vor, der Junge ist Diakon in einem kleinen Kaff irgendwo an der Nordsee.“
Alexander schüttelte grinsend seinen Kopf. „Wisst ihr, wo die Mädchen untergekommen sind?“
Tobias nickte und räusperte sich. Aus irgendeinem Grunde schien er plötzlich ein Lachen unterdrücken zu müssen. „Zumindest von vier Mädchen wissen wir, wo sie jetzt arbeiten. Zwei von ihnen sind wie vom Erdboden verschluckt und eine …“ Tobias’ Mundwinkel zogen sich endgültig in die Breite, und er rieb sich die Augen. „Du wirst es mir sowieso nicht glauben, Alex.“
„Sei nicht albern, was ist mit ihr passiert?“
Der jüngere Mann konnte sich nun nicht mehr länger zurückhalten und prustete los vor Lachen, sodass Alexander zunächst Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen. „Eine … eine hat den … Diakon in sein Heimatdorf be…begleitet.“
„Du machst Witze.“ Alexander grinste jetzt ebenfalls.
„Nein, sie … sie sitzt jetzt tatsächlich hinterm Deich und wärmt dem Diakon das Bettchen.“
„Eine Art Pretty Woman oder wie?“
„Nun, jedenfalls hat der junge attraktive Diakon sie mitgenommen. Der Herr sei seiner Seele gnädig.“ Tobias liefen vor Lachen bereits Tränen über die Wangen.
Sie machten noch eine ganze Weile ein paar alberne und wenig stubenreine Späße auf Kosten des jungen unbekannten Diakons, bis das Klingeln von Alexanders Telefon sie unterbrach.
Alexander räusperte sich gründlich, bevor er den Hörer abhob.
„Alex, stell dir vor, ich habe … den perfekten Laden gefunden!“ Lindas Stimme überschlug sich fast vor Freude und Aufregung.
„Nun mal immer langsam mit den jungen Pferden, Liebling“, versuchte er sie lachend zu beruhigen.
„Ich bin so aufgeregt, Alex! Wann kommst du nach Hause?“
Alexander warf einen Blick auf seine Armbanduhr und nickte lächelnd Tobias zu, der, noch immer grinsend und einen Gruß winkend, das Büro verließ. „Ich denke, ich bin ungefähr in einer Stunde bei dir.“
„Gut“, antwortete sie atemlos. „Mach, so schnell du kannst, mein Schatz!“
Er lächelte in das Telefon. „Schön, dass du mich immer noch so ungeduldig erwartest, Liebling.“
„Ich will dir nur so schnell wie möglich das Geschäft zeigen, du eingebildeter Affe.“ Ihr Lachen stimmte ihn noch eine weitere Spur fröhlicher.
„Ich liebe dich auch, Ballerina.“
Tatsächlich befand auch Alexander die Geschäftsräume, die sie zusammen besichtigten, als nahezu perfekt. Es handelte sich um ein schmales altes Einzelhaus am Ende einer durchaus belebten Geschäftsstraße. Die verspielte Architektur des Hauses gab einen mehr als passenden Rahmen für Lindas Vorhaben ab. Der Erker im oberen Stockwerk, der wie ein winziger Turm wirkte, sorgte noch zusätzlich für romantisches Flair. Und die schmiedeeisernen Blumenkasteneinfassungen vor den beiden kleinen Schaufenstern unterstrichen diesen Eindruck.
Im Inneren des Hauses gab es vier Räume. Der Ausstellungsraum zog sich über die gesamte untere Etage hin. Im ersten Stock, den man durch eine kunstvoll geschwungene, ebenfalls schmiedeeiserne Treppe erreichte, befand sich ein gemütlicher Aufenthaltsraum, in dem es sogar eine Küchenzeile gab und von dem außerdem noch ein kleines Badezimmer abging. Der Keller war bereits vom Vormieter ausgebaut worden und konnte somit ohne Sorge als Lagerraum auch für kostbare Möbelstücke genutzt werden.
Linda gab dem Makler kurzerhand ihre feste Zusage und vereinbarte mit ihm einen Termin für den nächsten Vormittag, um den Mietvertrag zu unterschreiben.
„Wo fährst du hin?“, fragte sie Alexander einige Minutenspäter, als sie in seinem Auto saßen. „Das ist nicht der Weg nach Hause.“
Er nickte. „Ich habe vorsorglich vom Büro aus drei Riesenpizzas bei unserem Italiener bestellt. Wir brauchen sie jetzt nur noch abzuholen. Charlie wird sich sicher auch darüber freuen, und wir
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