Eine Spur von Lavendel (German Edition)
jetzt gleich los?“
11. KAPITEL
D u scheinst es tatsächlich geschafft zu haben. Gratuliere, Linda. Der Laden läuft.“ Monika hob ihren Kaffeebecher und prostete ihrer Freundin anerkennend zu.
Linda zog eine Grimasse und trank einen Schluck. „Hast du etwa auch nur eine Sekunde daran gezweifelt?“
Monika Kaminski schüttelte ihre leuchtend roten Locken und setzte ihr gewohnt freches Grinsen auf. „Nein, eigentlich nicht, aber du musst zugeben, deine Idee klang am Anfang schon irgendwie verrückt. Na ja, die ersten vier Wochen hast du jedenfalls hinter dir – und offensichtlich ist nicht nur die Miete für den Laden gesichert.“
Linda lächelte stolz und deutete noch einmal fasziniert auf den Bildschirm ihres Computers, vor dem sie nebeneinandersaßen. „Sieh dir das nur an, Monika. Zeig mir nur ein Geschäft, das bereits nach dem ersten Monat schwarze Zahlen schreibt. Das ist fantastisch! Grandios! Ich kann es noch gar nicht richtig fassen.“
„Nun, du solltest dich lieber mit dem Gedanken anfreunden, dass du bald eine Aushilfe brauchen wirst. Wie du weißt, muss ich das ganze Wochenende Bereitschaftsdienst schieben, und für dich steht das Weihnachtsgeschäft vor der Tür. Auch wenn du vorhast, an den Samstagen bereits um sechzehn Uhr zu schließen, Linda, die Leute werden dir den Laden einrennen.“
Nachdenklich nickte Linda. „Ja, ich weiß. Leider ist Charlotte noch etwas zu jung, um hier ein bisschen zu jobben, und meine Schwiegermutter hat ja ihr eigenes Geschäft und damit genug zu tun. Ich könnte eine Annonce in die Stadtteilzeitung setzen lassen, was meinst du dazu?“
„Häng doch einfach ein Schild in dein Schaufenster“, schlug Monika vor.
„Mhm, gar keine schlechte Idee, Feuerkopf.“
Schon zwei Tage später brachte das kleine hellblaue Pappschild im Schaufenster den gewünschten Erfolg. Eine elegante, sympathische und – wie sich später herausstellte – äußerst praktischveranlagte Dame in den besten Jahren schneite in den Laden und somit auch in Lindas Leben.
Elisabeth Bergstedt war mit einem bedeutenden Chirurgen der Universitätsklinik verheiratet und hatte drei inzwischen fast erwachsene Kinder. Achtzehn Jahre lang war sie nur für ihre Familie da gewesen und sehnte sich schon seit einiger Zeit nach einer sinnvollen Abwechslung, die sich mit ihrem Familienleben, so gut es ging, vereinbaren ließ.
Linda mochte die Frau auf Anhieb und wurde sich mit ihr sehr schnell einig. Elisabeth Bergstedt arbeitete von nun an mehrere Stunden in der Woche und auch fast jeden Samstag in ‚Lindas Laden‘. Sie entwickelte innerhalb von nur wenigen Wochen eine ganz besondere Liebe für diese Arbeit und ebenso rasch eine ausgeprägte mütterliche Fürsorge für ihre Chefin und jeden anderen Menschen, der mit Linda verbunden war. Da sie außerdem über einen sicheren Geschmack und eine angeborene Freundlichkeit verfügte, war sie auch bald bei sämtlichen Kunden äußerst beliebt.
Nachdem nun auch der erste Adventssamstag erfolgreich und reibungslos überstanden war, schloss Linda pünktlich um sechzehn Uhr die Ladentür ab und lächelte ihrer Mitarbeiterin dankbar zu. „Jetzt haben wir uns aber einen schönen Kaffee und ein klitzekleines Adventsschlückchen verdient, meinen Sie nicht?“
Elisabeth Bergstedt lächelte ebenfalls. „Es kann auch gerne ein richtiger Schluck sein“, antwortete sie munter. „Das hat heute richtig Spaß gemacht, Frau Michaelsen. Ich freue mich schon auf den nächsten Samstag. Wir haben einen fantastischen Umsatz gemacht.“
„Stimmt“, nickte Linda. Ihr Blick wirkte jedoch etwas wehmütig. „Der englische Sekretär stand viele Jahre in meinem alten Schlafzimmer und davor in dem meiner Eltern. Es war nicht ganz so einfach, ihn tatsächlich zu verkaufen.“
Die ältere Frau löschte die Hauptbeleuchtung des Ausstellungsraumes, und so kam in der Dämmerung des späten Nachmittags die üppige Weihnachtsbeleuchtung noch besser zur Geltung.„Sie trauern doch eigentlich um jedes alte Stück, das wir verkaufen, Frau Michaelsen. Wenn Sie mich fragen, ist das sogar ein wesentlicher Bestandteil Ihres Erfolgs. Die Leute merken, dass Ihnen die meisten Dinge hier wirklich am Herzen liegen. Das macht jedes einzelne Stück zu etwas ganz Besonderem.“
Sie folgte ihrer Chefin in das obere Stockwerk und half bei der Vorbereitung ihrer kleinen Kaffeetafel. Während Linda ihre Becher auf den Tisch stellte und eine Kerze anzündete, füllte Elisabeth Bergstedt zwei
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