Eine Spur von Lavendel (German Edition)
schmücken.“
„So ungefähr. Wobei im Augenblick noch nicht einmal sicher ist, ob es da jemals Federn geben wird, mit denen du dich schmücken könntest.“
„Was ist dir denn so Großartiges aufgefallen, Alex?“
„Gar nichts Großartiges, eigentlich nur ein winziges Detail, aber das hat gereicht, um etwas hier drin in Gang zu setzen.“ Er tippte sich an seine Schläfe. „Erst einmal nur so viel: Ich glaube nicht an einen Milieumord. Das habe ich die ganze Zeit nicht getan.“
„Ja, ich weiß.“
„Im Moment möchte ich dir eigentlich noch nicht viel mehr dazu sagen, weil es durchaus sein kann, dass ich mich da in etwas verrannt habe. Ich muss mir einfach noch mehr Klarheit verschaffen, und das kann leider noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Die Sache ist nicht ganz ohne Risiko für mich, denn sie könnte auch Auswirkungen auf meine Beziehung zu Linda haben. Wie du dir sicher denken kannst, will ich das in jedem Fall verhindern und muss deshalb höllisch aufpassen. Ich bitte dich deshalb zunächst einmal, mir blind zu vertrauen und geduldig zu sein. Sollte ich deine direkte Hilfe brauchen, werde ich dich sofort in alles einweihen und rundherum informieren.“
Mehrere Sekunden lang studierte Tobias Kroning das Gesicht seines Freundes, dann nickte er kurz und entschlossen. „Du bist der Boss, Hellberg.“
„Ich danke dir, Kroning. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“
„Jederzeit. Wenn du Erfolg hast, Alex, werde nämlich ich der große Held sein.“
Linda und Monika hatten bereits den Tisch für ein gemeinsames Abendessen gedeckt, als die beiden Männer zu ihnen stießen,doch ziemlich bald nach dem Essen trennten sich die Freunde schließlich. Als Charlotte einfiel, dass sie noch eine unerledigte Hausaufgabe machen musste, saßen Alexander und Linda endlich allein miteinander auf der Couch im Wohnzimmer und konnten sich in Ruhe unterhalten.
„Hast du eigentlich schon deine Mutter angerufen, Alex?“ Lindas Frage ließ ihn leicht zusammenzucken, und er schüttelte betreten den Kopf.
„Nein. Asche auf mein Haupt. Allein die Vorstellung macht mich fertig. Ich weiß, ich bin ein elender Feigling.“
„Wie wäre es denn jetzt damit? Es ist noch nicht allzu spät.“
Sein Brustkorb weitete sich unter einem seufzenden Atemzug. „In Ordnung, du hast gewonnen.“ Damit schlug er sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel und erhob sich. Der Griff zum Hörer und das Eintippen der Telefonnummer erschienen ihm fast wie ein Zahnarztbesuch, den er zu lange vor sich hergeschoben hatte.
Eine helle fröhliche Kinderstimme meldete sich. „Richie? Hier ist Alexander.“
„Onkel Alex! Wie geht es dir?“
„Großartig. Viel wichtiger ist, wie geht es dir, Kumpel?“ Alexander lächelte Linda vielsagend zu, während er eine Weile mit seinem Neffen sprach und die ausführlichen Berichte über die Schule, eine tödlich nervende kleine Schwester und die übersprudelnde Begeisterung über das neue Videospiel, das Alexander bei seinem Besuch für Richard dagelassen hatte, geduldig über sich ergehen ließ.
„Du wolltest bestimmt mit Omi sprechen, oder?“
„Ja. Ist sie gerade in der Nähe?“
„Sie wartet schon darauf, dass ich ihr endlich den Hörer gebe. Bis bald, Onkel Alex. Kommst du bald mal wieder her? Nicole ist nämlich total verknallt in dich.“
Alexander unterdrückte ein Grinsen. „Sicher, ja, schon bald.“
Schon im nächsten Moment erklang die angenehme dunkle Stimme seiner Mutter. „Alles in Ordnung bei dir, mein Sohn?“
„Hallo, Claudine. Ja, alles bestens. Deshalb rufe ich auch an.“Er räusperte sich. „Dein allergrößter Traum wird im nächsten Mai wahr werden, Mama.“
Eine kleine Weile blieb es still in der Leitung, dann hörte er seine Mutter vernehmlich nach Luft schnappen.
„Du machst mich schwach, mon cher ! Wann werden wir Linda endlich kennenlernen? Sie muss fürwahr eine Zauberin sein.“
Er lächelte breit und warf Linda einen blitzenden Blick zu. „Zauberin nicht direkt, ma belle , aber bezaubernd durchaus.“
Linda erhob sich und kam langsam zu ihm. Ihre Arme schoben sich um seine Taille. Den Hörer weiterhin am Ohr, lächelte er glücklich auf sie herab. „Ich denke, wir werden gleich nach Weihnachten kommen und den Jahreswechsel mit euch verbringen. Natürlich nur, wenn es dir recht ist, Claudine.“
„Das ist eine wunderbare Idee. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, Alexander. Werdet ihr zu dritt
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