Eine Spur von Lavendel (German Edition)
winzige Gläschen mit Kirschlikör und platzierte sie daneben. Es war ihnen zu einer lieben Angewohnheit geworden, nach Ladenschluss bei einer Tasse Kaffee und manchmal eben auch bei einem Likör noch ein gemütliches Schwätzchen miteinander zu halten.
„Holt Ihr Verlobter Sie heute wieder hier ab?“
Linda nickte. „Mhm. Er wird sicherlich bald hier sein.“
„Ein wahres Prachtstück, der Mann“, schwärmte Elisabeth.
Linda schmunzelte. „Dessen bin ich mir absolut bewusst.“ Sie hob ihr Likörschälchen und prostete ihrer Mitarbeiterin zu. „Ich weiß, dass ich die Jüngere von uns beiden bin, Elisabeth, aber ich möchte Ihnen – dir – trotzdem das Du anbieten. Das heißt, natürlich nur, wenn es Ihnen, oder dir, auch recht ist.“
Elisabeth strahlte und griff ebenfalls nach ihrem Likörglas. „Es ist mir sogar eine ganz besondere Freude, Linda.“
„Na, dann trinken wir darauf, dass unsere Zusammenarbeit weiterhin so erfolgreich bleibt, und vor allem, dass uns die gemeinsame Arbeit auch in Zukunft so großen Spaß bereitet. Prost, Elisabeth! Ich bin wahnsinnig froh, dass ich dich habe. Du hast heute deine erste Gehaltserhöhung eingeheimst.“
„Oh, vielen Dank, Frau … ich meine natürlich, Linda.“ Lachend stießen sie sehr vorsichtig mit den zarten Gläschen an und ließen genussvoll das klebrige dunkelrote Getränk durch ihre Kehlen rinnen.
„Wann wird denn wieder einmal deine lustige Freundin Monika hier im Laden mithelfen?“, wollte Elisabeth wissen.
„Leider wohl erst am letzten Samstag vor Weihnachten. Die nächsten Wochenenden haben Alexander, Tobias und sie durchgehendBereitschaftsdienste. Ich bin schon froh, dass Alex am Heiligabend zu Hause sein kann, weil glücklicherweise zwei Tage vorher sein Urlaub beginnt. Er sagte mir, es sei das erste Mal seit Jahren, dass er über die Feiertage Urlaub eingereicht hat. Seine Familie lebt ja ohnehin in Frankreich, deshalb hat er zu Weihnachten immer den Kollegen mit Kindern den Vortritt gelassen.“ Sie lachte. „Das ist nun vorbei.“
„Freust du dich schon darauf, deine zukünftige Schwiegermutter kennenzulernen?“
„Oh ja, sehr sogar. Wir haben inzwischen schon einige Male miteinander telefoniert. Sie erfüllt wirklich jedes Klischee. Von einigen Fotos, die Alex mir gezeigt hat, weiß ich, dass sie eine äußerst attraktive Frau ist, und am Telefon ist sie immer überaus charmant. Eben genau so, wie man es von einer eleganten Französin in ihrem Alter erwartet.“ Linda schmunzelte. „Im Ernst, Elisabeth, ich glaube, ich werde mich mit ihr gut verstehen. Sogar Charlotte ist ganz aus dem Häuschen vor Aufregung. Sie will bei der Gelegenheit ihr Schulfranzösisch ordentlich vertiefen. Na ja, schaden kann es nicht. Willst du noch einen Likör?“
Elisabeth schüttelte ihren Kopf. „Nein, danke, Linda, aber meine Familie erwartet nachher ein von A bis Z durchgestyltes Abendessen, und ich habe noch nicht einmal alles eingekauft. Ich muss jetzt wirklich los.“ Sie erhob sich und holte ihren Mantel aus dem kleinen Garderobenschrank neben der Treppe. „Wir sehen uns dann am Dienstag. Tschüss, Linda.“
„Tschüss, Elisabeth. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.“
Elisabeth Bergstedt war kaum zehn Minuten weg, da wurde die Ladentür von außen schon wieder aufgeschlossen, und Alexander kam herein. Linda hatte im oberen Stockwerk inzwischen alles in Ordnung gebracht, auch dort das Licht gelöscht und war mit ihrer Jacke über dem Arm wieder in den Verkaufsraum zurückgekehrt.
„Bin ich zu spät?“, fragte er, während er wieder abschloss, seinen Schlüssel allerdings stecken ließ.
„Nein, mein Schatz, ganz und gar nicht. Elisabeth ist gerade erst weg. Ich muss nur noch schnell die Kasse leeren.“ Sie lehnte sich gegen ihn, als er seine Arme um sie legte und sie zur Begrüßung sanft auf die Lippen küsste.
„Glückwunsch zum Verkauf des Sekretärs. Ich konnte ihn sowieso nie leiden.“
„Mir hat es trotzdem etwas wehgetan, als die Leute ihn rausgetragen haben.“ Sie strich mit ihren Handflächen über seine Brust und legte keck ihren Kopf auf die Seite. „Du hast mich heute insgesamt viermal angerufen“, stellte sie verschmitzt fest.
„Ich hatte eben Sehnsucht nach dir, Ballerina. Das Alleinsein liegt mir nicht mehr besonders, aber verrate es ja niemandem.“ Behutsam strich er ihr eine Haarsträhne von der Wange und küsste sie noch ein weiteres Mal. „Ich habe Charlie gerade zu Sandra gefahren. Wir
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