Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Schließlich muss sie bis Silvester wieder fit sein.“
„Hühnersuppe? Linda hat Hühnersuppe gekocht? Sicher werde ich die dann auch vorgesetzt bekommen. Ich hasse Hühnersuppe!“ Alexander schüttelte sich.
Tobias lachte. „Sei froh, dass dir jemand Suppe kocht, du undankbarer Rüpel! Ich finde sie jedenfalls lecker.“
Auf dem Parkplatz schnippte Alexander seine Zigarettenkippe weg. Tobias hob bereits seine Hand zum Abschiedsgruß, doch plötzlich hielt er jäh inne. „Ach Alex, was mir gerade einfällt – ich bin der Sache, die dir so am Herzen liegt, nachgegangen. Du hattest recht mit deiner Vermutung, dass niemand von uns die Geschichte überprüft hat.“
Alexander schluckte trocken. „Hab ich mir fast gedacht. Verdammt noch mal, warum bleibt mir im Moment nur so wenig Zeit dafür übrig? In den letzten Wochen konnte ich mich kaum noch rühren vor lauter Arbeit. Schätze, dieser Müll wird mir noch das ganze Fest vermiesen.“
Tobias nickte. „Die Arbeit wächst uns zurzeit allen über den Kopf. Es ist auch nicht sonderlich förderlich, dass der Chef den Fall inzwischen hintangestellt hat. Ich habe gehört, dass es der Führung zwar auch nicht so recht gefällt, aber da es auf der anderen Seite kein Vorankommen gibt, hat auch für die oberen Etagen nun der tote Bankier Vorrang. Nicht zuletzt, weil die Presse in dem Fall ganz ordentlich Druck macht. Hat Lindemann noch mal mit dir gesprochen?“
„Klar hat er das, aber auch er weiß schließlich, wie es zurzeit auf unseren Schreibtischen aussieht. Wahrscheinlich wird es zu den Feiertagen hin wieder ruhiger werden. Lass uns im neuen Jahr noch mal in Ruhe darüber sprechen, Tobias – und danke.“
„Wie immer gerne, Alex.“
Alexanders Blick registrierte plötzlich die sichtbare Erschöpfung seines jüngeren Kollegen. „War schlimm heute für dich, oder?“
„Na ja, es war nicht das erste Mal, dass ich eine unerfreuliche Nachricht überbringen musste. Den größten Teil hat Wagner übernommen. Ich hab eigentlich nur danebengestanden. Trotzdem – ja, es war schrecklich. Die Eltern … Das nimmt einen halt mit.“
Alexander nickte und klopfte dem jungen Kommissar leicht auf die Schulter. „Ich weiß.“
Aus einem plötzlichen Impuls heraus hielt Alexander unterwegs bei einem Blumenladen an und kaufte für Linda einen großen Strauß purpurfarbener Rosen.
Sie rührte tatsächlich in einem großen Topf mit dampfender Hühnersuppe, als er mit den Rosen in der Hand in der Küchentür auftauchte. Nach ihrem Begrüßungskuss warf er einen argwöhnischen Blick in die blubbernde Tiefe des Topfes, hielt ihr dann aber den Strauß unter die Nase.
„Wie komme ich denn zu der Ehre, mein Rosenkavalier?“, fragte sie strahlend und mit der Nase zwischen den herrlichen Blüten. „In dieser Jahreszeit kosten Rosen ein kleines Vermögen. Du hast doch nicht etwa ein schlechtes Gewissen?“
„Mir war einfach danach“, erklärte er mit belegter Stimme.
„Du wirst trotz dieser herrlichen Blumen die Hühnersuppe essen, Alexander.“ Ihr Lächeln wärmte ihn und verursachte gleichzeitig ein Kribbeln in seinem Magen.
„Natürlich werde ich deine gesunde Suppe essen, Ballerina. Erspare mir all die Vorträge, die dir bereits auf der Zunge liegen. Ich weiß inzwischen, wie wichtig es ist, für Charlie ein gutes Beispiel abzugeben. Selbst mich erziehst du noch gnadenlos und mit wachsendem Erfolg.“
Sie wiegte ihren Kopf hin und her und sah forschend in seine müden Augen. „Schlimmer Tag, was?“
„Frag nicht.“
„Okay.“
Sie wusste, dass er ihr erzählen würde, was ihn bedrückte, sobald er dazu bereit war. Während er nach oben ging, um sich frisch zu machen und sich etwas Bequemeres anzuziehen, versorgte sie die herrlichen Rosen und deckte den Tisch.
Charlotte traf Alexander im oberen Flur, nachdem er geduscht und umgezogen aus dem Schlafzimmer kam.
„Alles klar mit dir, Charlie?“, fragte er mit einem prüfenden Seitenblick auf ihr hübsches und, wie ihm plötzlich auffiel, dezent geschminktes Gesicht, während sie nebeneinander die Treppe hinunterstiegen.
„Alles bestens, Alex. Ist was? Du guckst so … besorgt.“
„Wäre das so schlimm? Ist es verboten, mich um dich zu sorgen?“
Charlotte hielt in ihrer Bewegung inne und sah ihn erstaunt an. Als sich ihre Blicke begegneten, schob sie ihre schmalen Finger in seine Hand und schüttelte ihren Kopf. „Nein, das ist überhaupt nicht schlimm“, antwortete sie mit hörbar belegter
Weitere Kostenlose Bücher