Eine Spur von Lavendel (German Edition)
gewalttätiger Kerl, der seine hilflose Frau demütigte und schlug. Dieses zarte Wesen, das mir inzwischen wichtiger war als mein eigenes Leben. Mir drehte sich der Magen um.“
Anneliese hielt kurz inne, um erneut eine Zigarette auszudrücken. Ihre Hand zitterte jetzt sichtbar, und ihr Atem ging schneller. „Noch am gleichen Abend beschloss ich, dass Frank sein Leben verwirkt hatte. Er hatte jede erdenkliche Chance bekommen und sie mit Füßen getreten. Bist du da nicht meiner Meinung, Alexander? Er war Polizist, mein Gott! Er hätte doch wissen müssen, worin sich Recht und Unrecht unterscheiden.“
„Wie …“ Alexander räusperte sich. Seine Stimme war belegt. „Wie hast du es angestellt?“
„Meine schweren Jungs aus der Imbissstube kamen noch einmal zum Einsatz. Es kostete mich fast meine gesamten Ersparnisse, dass sie mir Frank zu diesem Fabrikhof schafften. Ich allein wäre körperlich schließlich nicht in der Lage dazu gewesen. Sie zwangen ihn auf die Knie und hielten ihn für mich fest … Natürlich sagte ich ihm noch, warum ich es tun musste. Er hat sich nicht einmal mehr verteidigt, nicht um sein Leben gebettelt und schon gar nicht geweint. Er blieb einfach stumm, weil er wusste, dass es doch nichts mehr für ihn ändern würde. So war er schon immer gewesen. Ich … ich hatte kein Mitleid mit ihm. Dieser furchtbare und grausame Mann hatte nicht mehr das Geringste mit dem goldigen Blondschopf gemein, den ich einst großgezogen und geliebt hatte, also setzte ich ihm eine Schusswaffe in den Nacken und drückte ab. Die Waffe, die einer von beiden extra für diesen Zweck mitgebracht hatte, brauchte ich noch nicht einmal. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Frank ständig seine Dienstwaffe bei sich trug. Ich habe ihn mit seiner eigenen Waffe erschossen.“ Sie holte tief Luft. „Einige Zeitspäter kümmerte ich mich um das blonde Gift.“
„Du sprichst von Beate Folkers?“
Anneliese nickte, die Kälte in ihrer Stimme war jetzt unverkennbar. „Als ich sie sah, kam mir fast die Galle hoch. Sie verkörperte genau den Typ Frau, mit dem mein eigener Mann sich so gerne vergnügt hatte. Grell blondiert, vollbusig und schrecklich vulgär. Die Jungs brachten auch sie zum Fabrikhof. Ich hatte nicht mehr genug Geld zur Verfügung, um sie zu bezahlen. Deshalb erlaubte ich ihnen, sich vorher noch ein bisschen mit diesem Flittchen zu vergnügen. Sie hatten ihren Spaß, das drückte den Preis. Und diese verdammten Huren, die ehrbaren Frauen die Männer wegnehmen, haben es ja auch nicht anders verdient.“
Alexander ignorierte das angewiderte Atemgeräusch von Tobias und kämpfte gegen die Übelkeit, indem er sich eine seiner Pfefferminzpastillen in den Mund schob. „Wir brauchen die Namen.“
„Keine Chance, Alexander. Du hast mein Geständnis, das muss dir genügen. Ich habe abgedrückt. Ich habe sie beide erschossen. Meinen Sohn und die Hure. Die Namen der beiden Jungs erfahrt ihr von mir nicht. Niemals!“
Nun, das wird sich noch zeigen, dachte er.
„Wo befindet sich Franks Waffe jetzt, Anneliese?“
„In meiner Tiefkühltruhe im Geschäft. Gleich unter den Koteletts.“
Alexander nickte.
„Weiß es Linda schon, Alexander? Hast du es ihr gesagt?“
„Ja.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und das erleichterte ihn fast ein wenig. „Als du uns nach Franks Beerdigung zum ersten Mal besucht hast, habe ich es schon in deinen Augen gesehen. Ich sah deinen Hunger, noch bevor du ihn selbst wahrnehmen konntest, Alexander! Ein einziger Blick auf sie hatte ausgereicht, und dein kleiner Freund hatte dir bereits den freien Willen geraubt. Ha! Männer! Du konntest nicht mehr zurück, nachdem du sie gesehen hattest, nicht wahr? Dein Verstand schaltete sich ab, und dein Unterleib übernahm die Herrschaft über dein Handeln.So war es doch, oder? Ihr Männer seid so irrsinnig leicht zu lenken und durchschauen. Es war eine Freude, zu sehen, wie du dich nach und nach immer mehr in ihrem Netz verfingst. Ich war so unendlich glücklich darüber, als mir bewusst wurde, dass du dich ernsthaft in sie verliebt hattest und ihr zwei endlich ganz zusammengekommen seid. Sicher, diese Entwicklung konnte ich nicht voraussehen, als ich Frank tötete, aber spätestens da wusste ich, dass ich genau das Richtige getan habe.“
Alexander schob sich noch eine Pfefferminzpastille in den Mund. Sein Gesicht blieb unbewegt, aber ihm war inzwischen speiübel, und er fragte sich, wie er sich nur so sehr in einem
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