Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
Vom Netzwerk:
beenden!“
    „Was ist mit Notwehr?“
    „Zugegeben, ein weites Feld, aber du weißt so gut wie ich, dass dies absolut kein Fall von Notwehr war. Weder du noch Charlotte seid einer unmittelbaren, lebensbedrohlichen Gefahr ausgesetzt gewesen. Du bist eine erwachsene Frau, Linda. Verstehe mich richtig. Ich respektiere die Angst, die du vor Frank hattest – trotzdem hattest du aber auch immer eine Wahl. Es gab immer die Möglichkeit für dich, dieser Ehe und auch Frank zu entkommen. Schließlich hattest du ja auch vor, dich scheiden zu lassen, oder etwa nicht? Du hast also eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass er dir in diesem Fall wirklich etwas antun würde. Das wissen wir doch beide. Ja, zugegeben, Frank war ein Schwein, aber er war sicherlich nicht dumm, Linda. Sein Geschrei wäre groß und beängstigend gewesen, aber er hätte dich letztlich doch gehen lassen, oder siehst du das anders?“
    Sie starrte einen Augenblick lang auf ihre Hände, die warm von seinen umschlossen auf dem Tisch lagen. Dann schloss sie kurz ihre Augen und nickte. „Du hast recht.“
    „Anneliese hat mit dem Mord an Frank die eigene Wut und Frustration kompensiert. Sie wollte Rache. Diese Rache galt in erster Linie jedoch Georg Michaelsen. So sehe ich das. Der beste Beweis dafür ist der Mord an Beate Folkers. Sie ist sogar so weit gegangen, zuzulassen, dass dieser Frau vor ihrem Tod noch Gewalt von Männern angetan wurde. Wie passt das für dich zusammen, Linda? Nein, sie hat sich vielleicht eingeredet, es allein für dich zu tun, auch um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen. Aber in Wirklichkeit tat sie es nur, um ihren eigenen, brennenden Wunsch nach Vergeltung zu erfüllen. Frank sah Georg Michaelsen nicht nur sehr ähnlich, er hatte auch die gleichen Verhaltensweisen wie sein Vater an den Tag gelegt. Dafür musste er sterben. Beate Folkers ist bestraft worden, weil sie zufällig dem Typ entsprach, den auch Georg Michaelsen seiner Frau stets vorgezogen hatte. Es war ihr grenzenloser Hass und der Wunsch nach Rache, der sie vor allem antrieb. Nicht die Liebe zu dir und Charlie.“ Alexander verstärkte den Griff um ihre Hände. „Ich habe sie auch sehr gemocht. Mehr als das, Ballerina. Damals habe ich Frank sogar um seine Mutter beneidet.“
    Verwundert sah sie ihn an. „Du? Du hast Frank um Anneliese beneidet? Aber, Alex, deine eigene Mutter ist doch fantastisch!“
    Alexander lächelte. „Natürlich ist sie das. Sie ist wunderschön, klug, gebildet … und entschuldige bitte, aber da wirst du mir sicherlich recht geben müssen, sie ist auch ziemlich kapriziös. Sie war stets verständnisvoll, hat Henri und mich immer wie gleichberechtigte Partner behandelt – und genau darin lag ihr Fehler. Jedenfalls habe ich es so empfunden.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Das glaube ich gerne. Das ist auch schwer zu verstehen, denke ich. Ich versuche es mal zu verdeutlichen. Meine Mutter war stets wie eine gute Freundin für Henri und mich, aber immer mit einem enormen Anspruch, was unsere Erziehung anging. Die musste perfekt sein, wir mussten perfekt sein – und zwarnur aus einem einzigen Grund: Wir sind schließlich ihre Söhne. Henri hat es dann ja auch bestens verstanden, sich ihren Ansprüchen zu widersetzen. Ich liebe meine Mutter wirklich sehr, Linda. Sie ist klasse, eine tolle, attraktive Frau eben, aber … sie war niemals auch nur eine Spur mütterlich. Wir hatten sicherlich nie einen Grund, an ihrer Liebe zu zweifeln, aber Henri und ich, wir waren viel mehr ihr Publikum als ihre Kinder.“
    Er lachte. „Das klingt wahrscheinlich schlimmer, als ich es meine. Sieh sie dir an, Ballerina. Meine Güte, meine Mutter zeigt mir am liebsten ihre Liebe, indem sie mit mir flirtet wie ein junges Mädchen, und genauso verhält sie sich auch Henri gegenüber. Sie ist immer erst die Frau, dann die Mutter. Es wundert mich fast, wie wichtig es ihr immer war, dass wir heiraten und möglichst viele Kinder in die Welt setzen. Schließlich machte sie die Geburt von Richard und Nicole gleichzeitig auch zur Großmutter.“
    Lindas Mundwinkel hoben sich. „Ich glaube, jetzt habe ich dich verstanden. Bei Anneliese war das immer anders. Sie war stets eine Mutter wie aus dem Bilderbuch.“
    „Ganz genau. Als ich zum ersten Mal bei ihr in der Küche stand, bräunte ein herrlich duftender Käsekuchen im Ofen, und sie saß an ihrem Küchentisch und schälte Kartoffeln für das Abendessen. Ihre runden Wangen waren gerötet von der Hitze des Backofens,

Weitere Kostenlose Bücher