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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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aufgegeben.“
    Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und zog eine Zigarette aus der Packung, die Alexander ihr hinhielt. „Ich habe mir angewöhnt, nur noch hier zu Hause zu rauchen. Das spart.“ Sie lächelte.„Ich weiß, dass das albern klingt, aber so ist es nun mal.“
    Erst jetzt bemerkte Alexander den schweren Kristallaschenbecher, der auf dem Tisch stand. Nachdem er ihr Feuer gegeben hatte, zündeten auch er und Tobias sich eine Zigarette an.
    Anneliese nahm ein paar tiefe Züge und starrte eine Weile dem aufsteigenden Rauch nach. „Ich war sechsundzwanzig, als ich Georg, meinen späteren Mann, kennenlernte“, sagte sie schließlich.
    Ihre Stimme zitterte zunächst leicht, wurde dann jedoch immer fester. „Er war gut zehn Jahre älter als ich. Seine erste Frau war viel zu jung an irgendeiner unheilbaren Nierenerkrankung gestorben. Von heute auf morgen saß er mit zwei kleinen Kindern alleine da. Georg betrieb damals eine kleine Gaststätte in der Innenstadt. Vier Monate vor dem Tod seiner Frau habe ich dort als Bedienung angefangen – und ich habe mich sofort in meinen Chef verliebt. Alle Frauen waren verrückt nach ihm. Er hatte so was an sich … na ja, du weißt schon.“
    Sie lächelte bitter. „Er beachtete mich eigentlich nie besonders, und ich litt darunter, denn mit den anderen Mädchen in der Gaststätte flirtete er immer ziemlich heftig. Doch kurz nach dem Tod seiner Frau fragte mich Georg plötzlich, ob ich nicht Lust hätte, mich um seine beiden Jungen zu kümmern. Natürlich sagte ich sofort zu. Es erschien mir wie ein Geschenk des Himmels. Die beste Möglichkeit, um ihm endlich näherzukommen. Von da an half ich in der Gaststätte nur noch manchmal aus. Die meiste Zeit kümmerte ich mich um die Kinder und um den Haushalt. Und ich achtete auch darauf, dass ein Essen für Georg Michaelsen auf dem Tisch stand, wenn er nach Hause kam.“
    Noch einmal zog sie mehrere Male schnell an der Zigarette, erst dann sprach sie weiter. „Es war … es war nicht besonders schwer, Georg zu verführen. Eigentlich … ging es sogar verdammt leicht. Es dauerte noch nicht einmal eine Woche, da landete ich auch schon in seinem Bett. Ein halbes Jahr später war ich die neue Frau Michaelsen und dachte wirklich, ich sei am Ziel meiner Wünsche. Ich war jung und verliebt – und ich glaubte damals, ich hätte mit Georg das große Los gezogen. Inder Gaststätte arbeitete ich jetzt gar nicht mehr. Mein Leben beschränkte sich in der Hauptsache auf eine winzige Zweizimmerwohnung mit Ausblick auf ein altes stillgelegtes Straßenbahndepot. Aber ich war glücklich, denn ich war ja Georgs Frau. In meinen Augen war er schön und stark – der goldblonde Prinz aus meinen Träumen. Ich betete diesen Mann geradezu an – und ich machte mich innerhalb von wenigen Wochen vollkommen von ihm abhängig.“
    Anneliese seufzte tief auf und schüttelte leicht ihren Kopf. „Mein unerwartetes Glück hielt allerdings nicht sehr lange vor, denn bereits einige Monate nach unserer Heirat erwischte ich ihn im Hinterzimmer der Gaststätte mit meiner früheren Kollegin, von der ich außerdem angenommen hatte, sie sei eine gute Freundin von mir.“ Anneliese stockte und schluckte hörbar.
    Alexanders Augen wurden schmal, und unbewusst strich er sich einige dunkle Haarsträhnen aus der Stirn. „Scheiße!“, entglitt es ihm schlicht.
    „Natürlich machte ich ihm sofort eine Riesenszene“, fuhr Anneliese fort. „Georg tat sogar so, als wäre er am Boden zerstört und bat mich mehrmals um Verzeihung für seinen Fehltritt. Erst zu Hause zeigte er mir dann sein wahres Gesicht. Oh, er wartete noch brav bis nach dem Abendessen und … bis die Jungen im Bett waren. Doch dann prügelte er ohne große Ankündigung brutal und wortlos auf mich ein. Erst als ich zusammengekrümmt, blutend und wimmernd mit mehreren gebrochenen Rippen auf dem Küchenfußboden lag, sprach er wieder mit mir. ‚Du wirst mich nie wieder vor anderen Leuten so lächerlich machen‘, drohte er leise. ‚Wenn du noch einmal wagst, so mit mir zu reden, bringe ich dich um, du kleine Hure. Du hast dich ins gemachte Nest gesetzt. Ich bin es gewesen, der dich aus dem Dreck geholt hat. Vergiss das nicht! Kümmere dich um die Kinder und den Haushalt und halt ansonsten gefälligst deine Schnauze.‘“
    Mit einem durchdringenden Blick sah sie Alexander an. „Das waren genau seine Worte. Sie haben sich für alle Zeiten in mein Gehirn gebrannt. Vielleicht ist es für einen

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