Eine Spur von Lavendel (German Edition)
musst, wirst du nur noch die Hälfte der Zeit für den Weg brauchen.“
„Stimmt, meine Wohnung liegt kaum fünf Autominuten von hier entfernt. Wann willst du umziehen?“
„Ich habe heute Morgen, nachdem du gegangen warst, einige Telefonate geführt. Aus der Villa werde ich nur meine beiden geliebten antiken Schränke aus dem Wohnzimmer und Charlottes Möbel mitnehmen. Einige andere Sachen – Bilder, Lampen und so weiter – lagere ich vorerst ein. Es gab auch noch viele Dinge von meinen Eltern, die schon in einem Lagerraum stehen. Die restliche Einrichtung übernimmt der neue Besitzer. Ich habe mir einiges neu gekauft. Die Möbel werden ab Anfang nächster Woche geliefert. Wenn mein neues Schlafzimmer steht, kann ich also umziehen. Die alten Schlafzimmermöbel konnte ich einfach nicht mehr ertragen, wenn du weißt, was ich meine. Und die Sofas aus dem alten Wohnzimmer waren sowieso viel zu groß.“
„Das hört sich wie ein einfacher Umzug an. Da brauchen wir nicht allzu viel Hilfe.“
„Ich wollte eine Firma beauftragen, Alex.“
„Unsinn, das Geld kannst du dir sparen. Der eine oder andere Kollege von mir wird sicherlich gerne mit anpacken.“
Ihm wurde plötzlich bewusst, was hier gerade geschah, und er musste sich räuspern. In den letzten Minuten hatte er sich verhalten, als sähe er sich schon als beständigen Teil ihres zukünftigen Lebens, und das hatte er keineswegs beabsichtigt. Etwas beunruhigt schüttelte er den lästigen Gedanken vorerst ab. Linda ist einfach zu glücklich, da kann ich jetzt nicht umschwenken und damit die Stimmung verderben, sagte er sich. Er griff nachihrer Hand und zog Linda hinter sich her zur Treppe.
„Also, Ballerina, dann zeig mir doch mal dein Schlafzimmer. Der Teppichboden liegt doch schließlich schon drin, oder?“
Bereits zwei Wochen später war das neue Haus fix und fertig eingerichtet. Zu Lindas großer Freude gefiel es ihrer Tochter nun doch außerordentlich gut. Das lag nicht zuletzt an dem nagelneuen Computer, der jetzt in ihrem Zimmer stand. Linda hatte ein Vermögen für die Villa bekommen, und das neue Haus hatte nur einen Bruchteil davon gekostet. Sie genoss es richtig, Charlotte eine Freude machen zu können, indem sie ihr jetzt den einen oder anderen Wunsch erfüllen konnte, ohne sofort vor dem finanziellen Ruin Angst haben zu müssen. Außerdem war Charlotte sichtlich begeistert darüber, dass Alexander nun wieder fast täglich zu Besuch kam. Auch Anneliese hielt ihre Freude über die neue Beziehung zwischen Linda und Alexander diesmal nicht zurück. Über Frank sprach sie jedoch nie.
Einige Zeit nach dem Umzug war Linda gerade dabei, in ihrem neuen Garten zu arbeiten, als es an der Tür klingelte. Verwundert warf sie einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr. Für Charlotte war es noch viel zu früh. Sie würde erst gegen fünfzehn Uhr nach Hause kommen. Jetzt war es noch nicht einmal Mittag. Etwas unwillig zog sie sich ihre Gartenhandschuhe aus, ging zur Haustür und öffnete. Vor der Tür stand die junge rothaarige Kollegin von Alexander, und Linda erschrak bis ins Mark.
„Ist was mit Alexander?“, fragte sie atemlos.
„Oh nein, machen Sie sich keine Sorgen um ihn. Alles ist in bester Ordnung.“
Vor lauter Erleichterung lächelte Linda. „Entschuldigen Sie bitte, kommen Sie doch herein. Frau Kaminski, richtig? Ich bin wohl ein wenig zu überängstlich.“
„Sie müssen sich nicht entschuldigen. Das wäre ich an Ihrer Stelle genauso, nehme ich an.“
„Was kann ich für Sie tun?“ Linda hatte sich bereits wieder vollständig im Griff.
„Nun, Alex meinte, ich könnte Sie in einem ganz speziellen Fall um Ihre Hilfe bitten. Also habe ich den Rest des Tages freigenommen, mich einfach in mein Auto gesetzt – und hier bin ich.“
„In einem ganz speziellen Fall?“ Linda verzog ungläubig ihr Gesicht.
„Nun, keine Panik, es ist absolut nichts Berufliches. Ganz im Gegenteil. Ich habe nächste Woche Geburtstag, müssen Sie wissen. Meine Eltern kommen extra aus Konstanz hierher, um mit mir zu feiern. Wenn es nur das wäre, hätte ich kein Problem. Aber meine Mutter denkt, ich hätte irgendwann im vergangenen Jahr einen Kochkursus belegt. Ich hab sie in dem Glauben gelassen, obwohl ich noch nicht einmal Spiegeleier unfallfrei zubereiten kann. Meine Mutter hielt diesen Kursus für immens lebenswichtig, und so langsam glaube ich, sie hatte damit recht.“
Der Wortschwall der jungen Frau riss kurz ab, und ihr breites offenes Lächeln
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