Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Außerdem hat sie für den Zeitpunkt des zweiten Mordes das denkbar beste Alibi. Sie war nämlich mit einem allseits geachteten Hauptkommissar unserer Mordkommission zusammen. Nein, Leute, wir konzentrieren uns jetzt ganz auf das Milieu.“
Alexander steckte sich eine Zigarette an und blickte durch den aufsteigenden Rauch hinüber zu Bernd Lindemann, der auf der anderen Seite des Raumes am Türrahmen lehnte. Alle hier wussten, dass er wegen seiner früheren Verbindung zu Frank Michaelsen nicht an dem Fall mitarbeiten durfte, trotzdem stellte er seine Frage. „Habt ihr euch noch einmal Walter Michaelsen vorgenommen, Bernd?“
„Ja. Allerdings ohne Ergebnis, Alex. Leider! Wagner und Kroning haben ihn gemeinsam stundenlang befragt. Während die beiden Morde verübt wurden, war er nicht in Hamburg. Er ist geschäftlich dauernd unterwegs, weil er freiberuflich für die verschiedensten Architekturbüros in ganz Deutschland arbeitet. Außerdem gibt es kein Motiv.“
„Jedenfalls seid ihr auf keines gestoßen“, konstatierte Alexander.
Oberkommissar Roland Wagner erhob sich. „Wir wissen natürlich, Hellberg, dass die Möglichkeit des Brudermordes besteht,aber es scheint tatsächlich kein Motiv zu geben. Frank und Walter hatten nur äußerst selten Kontakt zueinander. In den letzten Jahren trafen sie sich höchstens noch zu den Geburtstagen ihrer Mutter. Und selbst das war keine Selbstverständlichkeit, weil Walter Michaelsen, wie gesagt, sehr viel geschäftlich auf Reisen war und es auch noch immer ist. Es gab im Grunde nichts mehr, was sie miteinander verband.“
Außer Linda, dachte Alexander bitter, schluckte den Gedanken aber hinunter.
„Siegfried hat es bisher erfolgreich geschafft, uns die Presse vom Hals zu halten“, warf Bernd Lindemann ein. „Wir können darüber nur froh sein. Ich denke, die Familie Michaelsen kann gar nicht ermessen, was ihr dadurch alles erspart bleibt.“
Siegfried Rossner nickte bestätigend. „Was diesen Fall betrifft, gilt nach wie vor strengste Nachrichtensperre. Staatsanwalt Rosenbauer steht da voll und ganz hinter uns. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Opfer auch ein Kollege von uns gewesen ist. Unsere Priorität liegt also eindeutig im Schutz der Hinterbliebenen.“
Es wurden noch einige andere Fälle diskutiert, doch nach einer guten Stunde war die Dienstbesprechung schließlich beendet. Langsam leerte sich der große Besprechungsraum, und die Beamten, deren Bereitschaftsdienst begonnen hatte, suchten wieder ihre jeweiligen Büros auf. Die anderen fuhren jetzt nach Hause.
Alexander blieb noch einen Moment sitzen und zog nachdenklich am Rest seiner Zigarette. Tobias Kroning stapelte derweil seine Unterlagen aufeinander und sah dabei Monika Kaminski hinterher, die gerade den Raum verließ. Und es war nicht zu übersehen, dass er angestrengt versuchte, das so unauffällig wie nur möglich zu tun.
Alexander schmunzelte. „Interessiert, Kroning?“
Der jüngere Mann sah zunächst drein wie ein Kind, das man mit den Fingern in der verbotenen Keksdose erwischt hatte, grinste dann aber ziemlich breit. „Könnte man so sagen, ja. Leider räumt mir der süße Rotschopf nicht die geringste Chance ein.“
„Soll ich mal versuchen, ein gutes Wort für dich einzulegen?“
„Gib mir lieber einen vernünftigen Tipp, Hellberg. Du kennst sie besser als jeder andere hier.“
Alexander drückte seine Zigarette aus und erhob sich lächelnd. „Wenn du mich fragst, zieht bei Kaminski am besten die Kumpeltour. Mach dich bei ihr beliebt. Das dürfte dir doch nicht wirklich schwerfallen, oder? Sieh zu, dass du mittags mit ihr isst und so weiter. Unterhalte dich mit ihr privat. Sie ist viel allein. Ihre gesamte Familie lebt irgendwo am Bodensee. Ich nehme an, irgendwann wird sie mit dir ausgehen, wenn du erst der gute alte Kumpel Tobias bist. Ach ja, sie hat übrigens nächsten Freitag Geburtstag. Da kann man als Mann ordentlich Punkte machen, wenn man es geschickt anstellt.“
Grinsend klopfte Alexander seinem jüngeren Kollegen auf die Schulter. „Du wirst das schon hinkriegen, Kroning.“
„Danke, Hellberg. Auch für den Tipp mit ihrem Geburtstag. Ich lass mir was einfallen.“
Schon fast im Flur, wandte sich Alexander noch einmal um. „Sag mal, Kroning, kannst du kochen?“
„So leidlich, warum?“
„Sie kann es nicht.“
Monika war nicht da, als Alexander zurück in ihr gemeinsames Büro kam und sich an seinem Platz niederließ. Er war gerade dabei, eine Akte für
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