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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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könnte ich manchmal gut und gerne verzichten, aber sicher nicht mehr auf meine Weinberge.“ Er hob den Kopf und sah durch die weit geöffnete Scheunentür ins Freie. „Außerdem ist das hier ein wahres Paradies für die Kinder.“
    Alexander nickte. „Schade übrigens, dass eure Kinder nicht hier sind. Ich freue mich immer darauf, sie zu sehen. Richard geht doch jetzt schon in die Schule, nicht wahr?“
    Ihre Blicke trafen sich wieder. „Ja, er wird jeden Morgen von einem Bus direkt am Haus abgeholt. Das sind eben die Vorteile des Landlebens.“ Henri lachte. „Der Junge ist verdammt clever, Alex. Aus dem wird mal was.“
    „Das glaube ich gerne“, nickte Alexander. „Er war schon immer sehr weit für sein Alter. Geht’s der Kleinen auch gut?“
    „Oh ja! Sie ist ein wahrer Wirbelwind, herzerfrischend temperamentvoll – und sie wird irgendwann einmal mindestens so schön werden wie ihre Mutter.“ Henris Blick veränderte sich plötzlich und senkte sich auf seine Hände.
    Alexander hatte insgeheim nur darauf gewartet, dass die Sprache auf Adrienne kam. „Ist alles okay mit euch beiden, Henri?“
    „Was soll deine Frage, Alex?“ Henris Stimme klang ungewohnt hart. „Fragst du mich allen Ernstes nach dem Zustand meiner Ehe?“ Wütend erhob er sich und ging wieder hinüber zu seinem alten Traktor. Über seiner Nasenwurzel zeigten sich zwei steile Falten.
    Alexander folgte seinem Bruder. „Entschuldige, Henri. Ich wollte nicht neugierig sein. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, das ist alles.“
    Der Kopf des Jüngeren schoss zu Alexander herum. „Warum machst du dir Sorgen um unsere Ehe … Bruder?“ Der zornige Unterton in Henris Stimme entging Alexander genauso wenig wie das Aufblitzen in dessen Augen. Aber er hielt es für angemessener, beides zu ignorieren und stattdessen so offen wie nur möglich mit Henri zu sprechen.
    „Weil jeder, der Augen im Kopf hat, sehen kann, dass deine Frau unglücklich ist, deshalb!“
    Die Blicke der beiden Männer schraubten sich ineinander fest, bis der helle Zorn in Henris Augen langsam, aber sichtlich abflachte. „Ich will nicht darüber reden – und schon gar nicht mit dir“, brachte er schließlich hervor. „Meine Frau geht dich nichts an. Nicht mehr!“
    Gegen seinen Willen fühlte Alexander sich tief verletzt.
    Anscheinend blieb das auch seinem Bruder nicht verborgen. „Liebst du sie nach all den Jahren denn immer noch, Alex?“, fragte er fast unhörbar.
    „Nein, das ist schon sehr lange vorbei“, antwortete Alexander mit fester Stimme. „Ich mag sie natürlich sehr. Sie wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, aber meine Gefühle für sie haben sich inzwischen deutlich verändert. Nein, ich liebe sie nicht mehr“, wiederholte er nachdrücklich.
    Henri nickte zum Zeichen, dass er ihm glaubte. Er kannte seinen Bruder. „Ich kann trotzdem nicht mit dir darüber sprechen, Alex. Versteh das bitte.“
    „Liebst du deine Frau denn noch, Henri?“ Wieder tauchtenihre grauen Blicke ineinander. Henri kramte erneut nach seiner Zigarettenschachtel und bot auch seinem Bruder davon an.
    „Nun?“, hakte Alexander nach, nachdem beide Zigaretten brannten.
    Henris Blick verdunkelte sich, und wieder entstanden über seiner Nase die tiefen Falten. „Oh ja, ich liebe sie. Ich liebe sie sogar viel mehr, als ich ertragen kann, aber sie …“ Henri brach abrupt ab. „Lass mich allein, Alex. Ich hab noch eine Menge zu tun bis zum Abendessen.“
    Alexander gab noch nicht auf. „Was ist los, Henri? Rede mit mir, verdammt noch mal. Ich sehe doch, dass es dir guttun würde. Was, zum Teufel, ist mit euch beiden passiert?“ Seufzend warf er seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Vielleicht kann ich euch ja irgendwie helfen.“
    „Ha! Du willst uns helfen? Ausgerechnet du?“ Henris Stimme überschlug sich, und er wurde dunkelrot vor Wut. Aufgebracht hob er seine geballten Fäuste. „Ich könnte dich manchmal umbringen, Alex! Oh ja, ich schwöre dir, wenn du nicht mein Bruder wärst, hätte ich dich wahrscheinlich schon lange umgebracht! Du bist doch an allem schuld! Ich hätte es damals schon wissen müssen. Du warst ja immer der Bessere von uns beiden!“ Wieder brach er ab. Sein wütender Blick fiel auf seine geschlossenen Fäuste, und er schüttelte verwirrt den Kopf.
    Alexander erschrak bis ins Mark. Er konnte sich zwar kaum vorstellen, woher Henri wissen sollte, dass Adrienne und er ihn vor Jahren tatsächlich einmal betrogen hatten.

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