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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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Nein, im Ernst, ich glaube, Claudine weiß es bereits. Gestern Abend hatte sie wieder diesen mütterlichen Ich-habe-dich-sowieso-durchschaut-Blick. Sie war auch plötzlich so ungemein verständnisvoll. Sie weiß, wie ich zu Linda stehe, Henri, da bin ich mir ziemlich sicher.“
    Henri warf sein Werkzeug in eine Kiste und hievte sie auf den Sitz des Traktors. Danach verließen sie in stiller Übereinkunft die kleine Scheune, um zum Haus hinüberzugehen. „Weißt du denn inzwischen, was du tun wirst?“, fragte der jüngere Bruder nach einer Weile.
    „Ich? Na hör mal! Wir sollten beide nicht mehr die Augen verschließen und unser Schicksal in die Hände nehmen, Kleiner“, erwiderte Alexander ernst. „Unser Gespräch hat das wohl deutlich gemacht. Du wirst also heute Nacht deine Frau nach allen Regeln der Kunst verführen, und ich werde ins kalte Wasser springen müssen und gleich morgen zur Dame meines Herzens fahren, um sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich meine Zukunft und mein Leben von nun an in ihre kleinen Hände lege.“ Er lachte kurz auf und schaute seinen Bruder an. „Das sehe ich doch richtig, oder?“
    Henri blieb noch einmal stehen und legte eine Hand auf Alexanders Oberarm. Seine Augen verengten sich, und er räusperte sich verlegen. „Das hat uns jetzt gutgetan, oder? Ich meine, unser Gespräch.“
    Alexander nickte und lächelte leicht. „Ja. Und ich bin wirklich sehr froh und erleichtert darüber, Henri.“
    Henri wirkte plötzlich etwas verlegen. „Es gibt da … etwas, das mich schon seit damals, seit deiner Trennung von Adrienne, belastet, Alexander. Mir ist das ziemlich peinlich, aber wir beide haben heute so offen wie schon lange nicht mehr miteinander gesprochen. Eine zweite Gelegenheit für meine Frage wird es niemals geben, das ist mir gerade klar geworden. Ich muss diese Chance einfach nutzen, auch auf die Gefahr hin, dass du michhinterher für einen Vollidioten hältst oder mich hier an Ort und Stelle niederschlägst oder was auch immer. Es ist … es ist da etwas Besonderes zwischen euch gewesen, Alex. Ich meine, zwischen Reny und dir. Das habe ich immer gespürt.“
    Alexander raufte sich die Haare und starrte Hilfe suchend in den Himmel, dann versuchte er angestrengt, die richtigen Worte zu finden. „In meinen Augen machst du einen ganz entscheidenden Denkfehler, Henri. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum sie mich schließlich verlassen hat, um mit dir leben zu können?“
    „Nun, sie … hat sich in mich verliebt. Ich … verstehe nicht, worauf du hinauswillst.“
    „Das ist es, Henri! Genau darauf wollte ich hinaus. Zwischen Mann und Frau geht es um die Stärke des Gefühls und um die besondere Macht einer ganz gewissen Anziehungskraft, die sie miteinander verbinden kann. Wenn ich für Reny wirklich ein so toller Hecht gewesen wäre, wie du annimmst, dann wäre sie doch wohl niemals so bereitwillig mit dir ins Bett gestiegen, oder? Du vergisst ganz, dass du damals der große Gewinner von uns beiden gewesen bist, nicht ich. Warum nur verdrängst du diese schlichte Tatsache? Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer, dich zu verstehen.“
    „Was, zum Teufel, soll ich denn tun, Alex?“
    „Sie lieben, Henri! Sie will nicht mehr, aber auch nicht weniger von dir. Zeig ihr einfach, wie begehrenswert du sie findest, wie sehr du dich nach ihrer Liebe sehnst, und mach ihr vor allem klar, wie sehr du sie brauchst.“
    „Das klingt fast zu einfach.“
    „Das ist es eigentlich auch. Mit einer Sache hattest du nämlich recht, Henri. Zwischen Adrienne und mir gab es etwas Besonderes. Es ist etwas, das sich wahrscheinlich niemals ändern wird – aber es ist auch etwas, worauf du sicher niemals eifersüchtig sein musst. Deine Frau und ich sind uns einfach in bestimmten Bereichen sehr ähnlich, weißt du. Reny und ich brauchen beide die ständige Bestätigung dafür, dass wir bedingungslos geliebt und rasend begehrt werden. Das macht es schwer für unsere Partner,denn sie müssen uns ihre Liebe ja immer wieder aufs Neue beweisen und uns zeigen, dass wir einfach die Größten sind.“ Er lachte auf. „Anstrengend, zugegeben, aber du bekommst auch mindestens dreimal so viel zurück. Ich denke, für Reny ist der Sex eine Art Medium. Sie zieht einen nicht unerheblichen Teil der Bestätigung daraus, die sie so dringend braucht.“
    Henri sah ihm eine ganze Weile direkt ins Gesicht. „Ich glaube, ich habe sogar annähernd verstanden, was du meinst. Danke.“
    „Keine

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