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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wir es beweisen«, stieß Monk mit gebleckten Zähnen hervor. »Niemand darf mehr in der Lage sein, es zu leugnen oder sich der Wahrheit zu entziehen.«
    »Ich werde es versuchen.« Rathbone schaute erst Hester an, dann ihn. »Aber wir haben noch nicht genug Fakten. Ich brauche wesentlich mehr. Ideal wäre, wenn ich die Namen der übrigen Mitglieder des Verbrecherrings angeben könnte, sofern einer existiert, und nach dem zu urteilen, was Sie mir erzählt haben«, er wandte sich an Hester, »dürften es gar nicht so wenige sein. Ohne stichhaltige Beweise darf ich allerdings keine Namen nennen. Cassian ist erst acht. Ob ich ihn in den Zeugenstand rufen kann oder nicht, hängt vom Richter ab. Doch seine Aussage allein reicht sicher nicht aus.«
    »Damaris könnte im Bilde sein«, sagte Hester nachdenklich.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber sie hat auf dieser Party zweifellos etwas so Erschütterndes herausgefunden, daß sie beinah die Nerven verlor.«
    »Was uns mehrere Personen bestätigt haben«, fügte Monk hinzu.
    »Es wäre natürlich erheblich von Vorteil, wenn sie es zugeben würde«, erwiderte Rathbone zurückhaltend. »Das wird jedoch nicht leicht zu bewerkstelligen sein. Sie tritt als Zeugin der Anklage auf.«
    »Damaris?« Hester war fassungslos. »Wieso denn das? Ich dachte, sie wäre auf unserer Seite.«
    Rathbone lächelte düster. »Sie hat keine Wahl. Die Anklage hat sie vorgeladen, also muß sie erscheinen, ansonsten riskiert sie eine Anklage wegen Mißachtung des Gerichts. Dasselbe gilt für Peverell Erskine, Fenton und Sabella Pole, Maxim und Louisa Furnival, Dr. Hargrave, Sergeant Evan und Randolf Carlyon.«
    »Aber das sind ja alle!« rief Hester entsetzt. Jegliche Hoffnung hatte sich plötzlich wieder in Luft aufgelöst. »Und wo bleiben wir? Das ist ungerecht! Können sie nicht auch für uns aussagen?«
    »Nein, ein Zeuge kann nur von einer Seite aufgerufen werden. Aber ich kann sie ins Kreuzverhör nehmen, auch wenn das etwas anderes ist, als wenn sie meine Zeugen wären. Abgesehen davon sind es nicht alle. Wir können Felicia Carlyon in den Zeugenstand holen – obwohl ich nicht sicher bin, ob ich das will. Ich habe ihr keine Vorladung geschickt, aber wenn sie anwesend ist, lasse ich sie eventuell im letzten Moment aufrufen –, nachdem sie die anderen Zeugenaussagen gehört hat.«
    »Sie wird uns nichts sagen!« meinte Hester wütend. »Selbst wenn sie könnte. Ich glaube auch gar nicht, daß sie etwas weiß. Und falls doch – können Sie sich etwa vorstellen, wie sie im Gerichtssaal steht und zugibt, daß ein Mitglied ihrer Familie Inzest und widernatürliche Unzucht betrieben hat, noch dazu ihr heroischer Sohn, der General?«
    »Freiwillig nicht. Doch genau das ist meine Kunst, liebe Hester den Leuten Dinge zu entlocken, die sie eigentlich nicht zugeben wollen.«
    »Da müßten Sie aber verdammt gut darin sein«, warf Monk grimmig ein.
    »Das bin ich.« Rathbone begegnete seinem Blick, und für einen Moment starrten sich die beiden schweigend an.
    »Edith!« rief Hester unvermittelt. »Sie können Edith in den Zeugenstand rufen. Sie wird uns gern helfen.«
    »Was sollte sie schon wissen?« Monk drehte sich schwungvoll zu ihr um. »Hilfsbereitschaft allein reicht nicht aus.«
    Hester ließ ihn links liegen. »Und Miss Buchan. Sie weiß es.«
    »Eine Bedienstete.« Rathbone biß sich auf die Lippe. »Eine ältere Frau mit hitzigem Gemüt und einer Verpflichtung der Familie gegenüber… Man würde ihr nie verzeihen, daß sie sich ins feindliche Lager geschlagen hat, man würde sie vor die Tür setzen. Dann hätte sie kein Dach mehr über dem Kopf, nichts zu essen und wäre zu alt, um noch irgendwoanders unterzukommen. Keine beneidenswerte Lage.«
    Hester spürte, wie ihre Wut von Hoffnungslosigkeit hinweggeschwemmt wurde. Von allen Seiten rückte finstere Verzweiflung auf sie ein.
    »Was können wir dann überhaupt noch tun?«
    »Mehr Beweismaterial zusammentragen«, gab Rathbone zurück. »Herausfinden, wer die anderen sind.«
    Monk dachte eine Weile nach, die Hände nach wie vor starr ineinander verkrampft.
    »Das dürfte eigentlich möglich sein: entweder kamen sie ins Haus, oder das Kind wurde zu ihnen gebracht. Die Dienstboten werden wissen, wer zu Besuch war. Die Lakaien müßten uns sagen können, wohin der Junge gegangen ist.« Tiefer Zorn machte sich in seiner Miene breit. »Armer kleiner Teufel!« Er blickte Rathbone skeptisch an. »Selbst wenn Sie den Nachweis erbringen, daß er

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