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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hätte es den gesellschaftlichen Ruin bedeutet, wenn Maxim sich von ihr hätte scheiden lassen – und Thaddeus wäre niemals darauf eingegangen. Dazu lag ihm zuviel an seinem guten Ruf.«
    »Ich nehme an, du hast recht«, gab Hester einsichtig zurück. Mit schwirrendem Kopf saß sie eine Zeitlang da und schwieg.
    »Ich wage überhaupt nicht daran zu denken«, meinte sie schließlich, von unguten Erinnerungen geplagt. »Aber wenn es nun tatsächlich ganz jemand anders war? Nicht einer der Gäste, sondern einer vom Dienstpersonal? War Thaddeus oft bei den Furnivals zu Besuch?«
    »Ja, ich glaube schon, aber warum in aller Welt sollte ihn ein Dienstbote ermorden? Das klingt mir zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Ich weiß, du versuchst einen Ausweg zu finden – aber…«
    »Was ist mit seiner Vergangenheit? Liegt da vielleicht der Hund begraben? Er war General – er muß sowohl Freunde als auch Feinde gehabt haben. Womöglich ist das Mordmotiv irgendwo in seiner Armeezeit zu finden und hat gar nichts mit seinem Privatleben zu tun.«
    Ediths Miene hellte sich auf. »Hester, du bist wirklich genial! Du denkst an irgendeinen Zwischenfall auf dem Schlachtfeld oder in der Kaserne, der nach all den Jahren endlich gerächt worden ist? Wir müssen alles über die Dienstboten der Furnivals in Erfahrung bringen. Du mußt es diesem – wie hieß er noch? – richtig, diesem Mr. Monk unbedingt sagen. Du mußt ihm erzählen, was uns gerade eingefallen ist und ihn sofort darauf ansetzen!«
    Hester grinste bei dem Gedanken, Monk auf diese Weise zu instruieren, in sich hinein, stimmte jedoch kommentarlos zu. Ehe Edith ihre Betrachtungen fortführen konnte, erschien das Mädchen auf der Bildfläche und verkündete, der Lunch sei serviert. Man erwartete sie bei Tisch.
    Edith schien Hesters Erscheinen bereits angekündigt zu haben. Außer einer kühlen Begrüßung, der Aufforderung, sich an den speziell ihr zugedachten Platz zu setzen, und der eher mechanischen Äußerung, sie möge ihr Essen genießen, wurde über ihre Anwesenheit kein Wort verloren.
    Hester bedankte sich bei Felicia, dann ließ sie sich schweigend nieder.
    »Ich nehme an, ihr habt die Zeitungen gelesen?« erkundigte sich Randolf und warf einen Blick in die Runde. Er sah noch müder aus als beim letzten Mal, aber hätte Monk sie jetzt gefragt, ob er senil sei, sie hätte es zweifelsohne verneint. Seine Augen versprühten grimmige Intelligenz, und die Verdrossenheit um seinen Mund sowie die Schlaffheit seiner Züge waren ebensogut durch seinen Charakter bedingt wie durch das bloße Verstreichen der Zeit.
    »Die Schlagzeilen sind mir natürlich nicht entgangen«, gab Felicia spitz zurück. »Der Rest interessiert mich nicht. Wir können ohnehin nichts dagegen tun, folglich erübrigt sich jede weitere Diskussion. Am besten, wir gehen damit um wie mit jeder Form von übler Nachrede oder geschmackloser Spekulation: Wir denken uns nichts dabei und lassen uns nicht davon ärgern. Würdest du mir bitte die Gewürze reichen, Peverell?«
    Peverell tat, wie ihm geheißen, und lächelte Hester aus den Augenwinkeln an. Wieder fielen ihr die Güte und der sanfte Humor an ihm auf. Er war kein aufsehenerregender Mann, und doch so meilenweit vom Mittelmaß entfernt. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Damaris eine Romanze mit Maxim Furnival ernsthaft in Betracht gezogen hatte; so dumm war sie bestimmt nicht, für einen kurzen Moment billigen Vergnügens ihre Ehe aufs Spiel zu setzen. Bei aller Extravaganz war sie weder oberflächlich noch naiv.
    »Ich habe keine Zeitung in die Finger bekommen«, sagte Edith da aus heiterem Himmel und schaute ihre Mutter an.
    »Selbstverständlich nicht.« Felicia starrte empört zurück.
    »Und das wird auch so bleiben.«
    »Was schreiben sie denn über Alexandra?« Edith blieb hartnäckig. Den drohenden Unterton in der Stimme ihrer Mutter schien sie nicht gehört zu haben.
    »Genau das, was du dir vorstellst«, fertigte diese sie ab.
    »Kümmere dich nicht darum.«
    »Als ob das so einfach wäre«, bemerkte Damaris schroff, fast vorwurfsvoll. »Denkt nicht daran, dann erledigt sich die Sache von selbst. Schnipp! – und vorbei.«
    »Mein liebes Kind, du mußt noch viel lernen«, sagte Felicia eisig und bedachte ihre Tochter mit einem nahezu wütenden Blick. »Wo steckt Cassian? Er kommt zu spät. Einen gewissen Spielraum darf man ihm ruhig zugestehen, aber an die Regeln muß er sich trotzdem halten.« Ihre Hand griff zu einem silbernen

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