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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Umnachtung begangen hatte und sich jetzt an nichts mehr erinnerte? Nach der Unruhe ihres Mannes zu urteilen, hielt der es nicht für gänzlich ausgeschlossen.
    Maxim Furnival? Nicht aus Eifersucht Louisas wegen, es sei denn, die Affäre wäre erheblich handfester gewesen, als es bislang den Anschein hatte. Oder war Louisa dem General derart verfallen, daß sie einen öffentlichen Skandal in Kauf genommen und ihren Mann verlassen hätte? Laut bisheriger Aussagen völlig absurd.
    Louisa selbst? Weil der General erst mit ihr geflirtet, sie dann aber verschmäht hatte? Es existierten keinerlei Anhaltspunkte, daß sie ihm zuviel geworden war. Im Gegenteil, es sah sogar so aus, als hätte er nach wie vor ein starkes Interesse an ihr gehabt – bis zu welchem Ausmaß war jedoch unmöglich zu sagen.
    Mittel. Jeder von ihnen hätte die Mittel gehabt. Es bedurfte lediglich eines kleinen Schubses, als der General an der Biegung der Treppe stand, den Rücken dem Geländer zugewandt – was er wohl getan hätte, wenn er stehengeblieben wäre, um mit jemandem zu sprechen. Er hätte dem Betreffenden zwangsläufig das Gesicht zugedreht. Und die Hellebarde konnte von jedem benutzt worden sein. Sie verlangte keinerlei Kraft oder Fertigkeit. Jeder ausgewachsene Mensch hätte unter Einsatz seines Körpergewichts die Klinge in die Brust eines Mannes treiben können, wenn auch überwältigende Leidenschaft vonnöten war, sie obendrein im Boden zu versenken.
    Gelegenheit. Hier lag seine einzige Chance. Falls man ihm den Verlauf der Dinnerparty korrekt geschildert hatte (und daß sie alle logen, war in der Tat zu weit hergeholt), kamen genau die vier Personen in Frage, die er bereits in Erwägung gezogen hatte: Alexandra, Sabella, Louisa und Maxim.
    Wer hatte sich sonst noch im Haus, aber nicht auf der Party befunden? Das gesamte Dienstpersonal – nebst dem jungen Valentine Furnival. Doch Valentine war fast noch ein Kind und hatte laut einhelliger Meinung sehr am General gehangen. Folglich blieben nur die Dienstboten. Er mußte eine letzte Anstrengung unternehmen und in Erfahrung bringen, wo sie sich zum fraglichen Zeitpunkt aufgehalten hatten. Zumindest erhielt er auf diesem Weg vielleicht Gewißheit, ob Sabella Pole die Möglichkeit hatte, nach unten zu gehen und ihren Vater zu ermorden.
    Er stieg in einen Hansom – schließlich übernahm Rathbone derartige Kosten – und stellte sich wenig später an der Haustür der Furnivals ein. Zwar wollte er mit den Dienstboten sprechen, brauchte hierfür aber erst eine Erlaubnis.
    Maxim, der früh nach Hause gekommen war, empfing ihn mit einiger Verblüffung, die sich noch verstärkte, als er Monks Anliegen erfuhr. Dennoch erfüllte er ihm den Wunsch mit einem Lächeln, das sowohl Verwunderung wie auch Verständnis verriet. Zu Monks Erleichterung war Louisa offenbar ausgegangen, um bei jemandem Tee zu trinken. Sie, mit ihrem wesentlich ausgeprägteren Mißtrauen, hätte ihn womöglich wieder fortgeschickt.
    Zuerst nahm er sich den Butler vor, ein höchst gesetztes Individuum in den späten Sechzigern, das mit einer breiten Nase und einem verkniffenen, selbstzufriedenen Mund gesegnet war.
    »Das Dinner wurde um neun Uhr serviert.« Er war nicht sicher, ob er ein ›Sir‹ anfügen sollte oder nicht. Wer genau war denn nun dieser Mensch, der hier Erkundigungen einzog? Sein Herr hatte sich so unklar ausgedrückt.
    »Wer von der Belegschaft hatte Dienst?« fragte Monk.
    Zur Bekundigung seines Erstaunens ob einer solchermaßen dämlichen Frage machte der Butler riesengroße Augen.
    »Das Küchen– und das Eßzimmerpersonal, Sir.« Sein Tonfall ersetzte das unausgesprochene ›natürlich‹ zur Genüge.
    »Wie viele Personen?« Monk rang um Gelassenheit.
    »Ich und die beiden Lakaien«, erwiderte der Butler ausdruckslos. »Das Stubenmädchen und das Zimmermädchen für unten, das gelegentlich beim Servieren aushilft, wenn wir Gäste haben. In der Küche waren die Köchin, die beiden Küchenmägde und die Spülmagd – und der Stiefelbursche. Er hilft bei Bedarf beim Tragen und erledigt anfallende Botengänge.«
    »Im ganzen Haus?« fragte Monk hastig.
    »Gewöhnlich ist das nicht nötig«, gab der Butler trübsinnig zurück.
    »Und an diesem Abend?«
    »War er in Ungnade gefallen und in die Spülküche verbannt worden.«
    »Um welche Uhrzeit war das?« ließ Monk nicht locker.
    »Lange vor dem Tod des Generals – ungefähr um neun Uhr, würde ich sagen.«
    »Also nachdem die Gäste angekommen

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