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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Zwiebeln und Kartoffeln, denn in diesem Moment kam der Butler herein – ganz in Schwarz und mit grimmigem Gesicht. Er war mittleren Alters, von kleiner Statur, hatte sandfarbenes Haar, einen Schnurrbart, buschige Koteletten und eine leichte Stirnglatze. Seine Aussprache war überaus präzise. »Ja, Mr. – äh, Monk? Was können wir für Sie tun? Wir sind natürlich gern bereit, der gnädigen Frau soweit wie irgend möglich zu helfen. Aber Sie werden gewiß verstehen, daß ich zuerst einen Beweis für Ihre Identität und den Zweck Ihres Besuchs benötige?« Er klapperte mit den Zähnen. »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, Sir, aber wir hatten hier einige Scharlatane in letzter Zeit, die falsche Angaben gemacht und uns zu ihrem Vorteil bewußt in die Irre geführt haben.«
    »Natürlich.« Monk brachte seine Visitenkarte, ein Schreiben von Rathbone und eins von Peverell Erskine zum Vorschein.
    »Sehr umsichtig von Ihnen, Mr. Hagger. Sie sind ein Mann, den man jederzeit weiterempfehlen kann.«
    Hagger senkte den Blick, doch das satte Rot seiner Wangen ließ darauf schließen, daß er das Kompliment gehört – und genossen hatte.
    »Nun, Sir, womit können wir dienen?« meinte er, nachdem er die Briefe studiert und zurückgegeben hatte. »Würden Sie vielleicht lieber in den Anrichteraum gehen, damit wir ungestörter sind?«
    »Danke. Das käme mir sehr entgegen«, erwiderte Monk, folgte ihm in das winzige Kämmerchen und ließ sich auf dem ihm dargebotenen Stuhl nieder. Hagger nahm ihm gegenüber Platz und blickte ihn fragend an.
    Aus Prinzip erzählte Monk ihm nicht mehr, als unbedingt erforderlich war. Hinzufügen konnte man später immer etwas; zurücknehmen konnte man nichts.
    Er durfte nichts überstürzen, mußte darauf hoffen, daß er ihm die gewünschten Informationen mit scheinbar belanglosen Fragen entlockte.
    »Könnten Sie mir vielleicht erst einmal etwas über den Haushalt erzählen, Mr. Hagger? Wie viele Dienstboten es gibt zum Beispiel, wie lange sie schon hier sind und, wenn möglich, was Sie über sie wissen – wo sie vorher gearbeitet haben und so weiter.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.« Hagger schien skeptisch. »Auch wenn ich nicht weiß, inwieweit das von Nutzen sein soll.«
    »Ich auch nicht – bis jetzt«, gab Monk offen zu. »Aber es ist schon mal ein Anfang.«
    Gehorsam nannte Hagger ihm die Namen der Dienstboten, ihre Funktion und den Inhalt ihrer Empfehlungsschreiben. Dann begann er auf Monks Aufforderung hin, den normalen Wochenablauf zu schildern.
    Monk unterbrach ihn ein paarmal, fragte ihn nach Einzelheiten über eine Dinnerparty, die Gäste, den Speiseplan, die Ansichten des Generals, das Verhalten von Mrs. Carlyon, wen sie besucht hatten, wenn sie ausgegangen waren.
    »Waren Mr. und Mrs. Pole oft zum Dinner hier?« erkundigte er sich so beiläufig wie möglich.
    »Nein, Sir, sehr selten«, gab Hagger zurück. »Mrs. Pole kam nur, wenn der General nicht zu Hause war.« Seine Miene umwölkte sich. »Ich fürchte, Sir, es gab böses Blut zwischen den beiden, was noch auf einen Zwischenfall vor Miss Sabellas Hochzeit zurückgeht.«
    »Das ist mir bekannt. Mrs. Carlyon hat mir davon erzählt.« Das war eine leichte Ausschmückung der Wahrheit. Alexandra hatte es Edith Sobell erzählt, die ihrerseits Hester, die wiederum ihm. »Aber Mrs. Carlyon und ihre Tochter standen sich nach wie vor sehr nahe?«
    »O ja, Sir.« Haggers Gesicht hellte sich wieder etwas auf.
    »Mrs. Carlyon hat alle ihre Kinder sehr geliebt. Ihr Verhältnis zu ihnen war ausgezeichnet…« Er hielt inne. Monk glaubte, ein ganz sachtes Stirnrunzeln zu bemerken.
    »Aber?« dachte er laut.
    Hagger schüttelte den Kopf. »Nichts, Sir. Sie verstanden sich immer ausgesprochen gut.«
    »Sie wollten doch etwas hinzufügen.«
    »Nun ja, höchstens, daß sie ihren Töchtern vielleicht eine Spur verbundener war, aber das ist für eine Frau wohl ganz normal. Master Cassian hat seinen Vater vergöttert, der arme Wurm. Hat große Stücke auf den General gehalten, aber das war auch kein Wunder. Der General hat sich sehr um ihn gekümmert; hat viel Zeit mit ihm verbracht, was die wenigsten Männer tun – besonders wenn sie so beschäftigt und bedeutend sind wie er. Ich fand das geradezu bewundernswert.«
    »Ein feiner Zug«, bestätigte Monk. »Viele Söhne würden ihn darum beneiden. Ich nehme an, Mrs. Carlyon war bei diesen Zusammenkünften nicht dabei?«
    »Nein, Sir. Meines Wissens kein einziges Mal. Ich nehme an, sie haben

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