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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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in der Dunkelheit.
    „Leg dich wieder lang“, sagte Puma Lou. „Ich kann es dir leichter machen.“
    Yakov hustete rasselnd. Er zog die Knie hoch wie ein Embryo. „Zu spät …“
    „Nein“, erwiderte sie, „hier!“ Und sie preßte einen Metallenen Würfel an die Schläfe des Gärtners. Sein Leib verkrampfte sich.

    Die Fruchtblase riß, das Kind stieß sich frei und schmeckte fremde Luft, wünschte sich somatisch die lindernde Flüssigkeit zurück. Es wimmerte, bekam einen Klaps, wurde gebadet, gewickelt, gewiegt. Später nahm es Nahrung auf.
    „Da!“ sagte es und deutete. Eine stolze Stimme: „Er hat es gesagt, sein erstes Wort!“
    Ein anderes Mal kam das zweite Wort: „Ha-m!“
    Der Stolz der Eltern: so köstlich, so klug!
    „Wir haben dich lieb.“ Und jedesmal, wenn es schrie, wiegten sie es.
    „Brosie, Brosie“, sagte Kenneth, sein Spielgefährte. „Klein Baby Brosie.“ Kenneth war zweimal so groß wie Brosklav; Brosklav warf ihn mit einem Stein.
    „Brosklav, du wirst es weit bringen“, sagte seine Mutter.
    „Hör auf deine Mutter“, sagte sein Vater.
    Sie schubsten ihn, stimulierten ihn mit Büchern und Tonbändern und Hologrammen. Aber nicht zuviel Musik. Sehr wenig Kunst. Er erwarb viele Fähigkeiten, viel Wissen; und er ahnte sogar, wie gut er wirklich war.
    „Brosklav, du wirst es weit bringen“, sagte sein Hauslehrer, „mach nur so weiter.“
    Als junger Mann unterhielt er eine lange Reihe von Geliebten.
    „Manchmal frage ich mich, was ich eigentlich hier mit dir soll“, sagte Sex-Star Tourmaline Hayes nachdenklich. „Krankhafte Neugier vielleicht?“
    Er lachte und koitierte nochmals mit ihr.
    „Nur die allerbeste Erziehung“, sagte sein Vater. „Die Seiden-Universität!“
    „Die Polizei?“ fragte seine Mutter.
    „Wahre Macht ist die Kontrolle über menschliches Verhalten“, zitierte ihr Sohn.
    „Du hast doch alles, was du brauchst“, sagte jede seiner Frauen irgendwann einmal. „Was willst du denn noch?“
    „Ich habe alles, was ich wollte“, korrigierte er sie; „je älter ich werde, um so mehr Neues zum Wünschen entdecke ich.“
    „Polizeichef von Craterside Park“, sagte seine Mutter bei einem Besuch. „Sehr eindrucksvoll für einen so jungen Mann.“
    Brosklav lächelte.
    Seine Mutter: „Wann wirst du in die Stadtverwaltung aufsteigen?“
    „Das kommt noch.“
    Brosklav schlenderte eine der sauberen, gut beleuchteten Straßen von Craterside Park hinunter. Eine Frau trat zwischen zwei Spiraltüren hervor und blieb vor ihm stehen. Er starrte auf ihre geschmeidige Gestalt.
    „Ich kenne Sie doch“, sagte er. „Sie sind …“
     
     
    Ein letztes konvulsivisches Zucken, und Yakov der Gärtner war tot. Puma Lou nahm das kalte Stück Metall von seiner Schläfe. Sie nahm ihr Cape wieder um und betrachtete den Toten ein Weilchen. Im Sternenlicht hob sich Yakov kaum vom Geröll der Wüste ab.
     
    „… lieber sonstwer sein als die, die ich bin.“ Herausfordernd blickte sie ihre Mutter an.
    „Dein Jugendalter ist doch schon verlängert worden“, sagte Anita.
    Sie nahm einen Filmbetrachter auf und schleuderte ihn gegen die Wand. Er zersprang in tausend schimmernde Stücke.
    „ Tu das nicht“, sagte Anita milde. Sie faßte nach dem Schnitt an ihrer Stirn, und ein Finger war rot.
     
    Erschauernd rieb sich Puma Lou die Hände. Sie waren klebrig von Yakovs Blut. Es war wirkliches Blut, und der Geruch verursachte ihr Übelkeit.
     
     
    Eines Nachts zerbarst die Stille von Craterside Park, weil ein Mann eine Statue in einem der vielen Szenarien-Parks des Bezirks attackierte. Die Statue stellte ein ins Heroische stilisiertes Mastodon dar. Die massiven Füße waren fest in der Grundplatte verankert. Es konnte sich nicht bewegen, nur den Rüssel in den Nacken biegen und den Angreifer mit Wasser bespritzen. Der Mann lehnte sich gegen die Flanke der Statue und hieb ihr mehrmals die Faust in die Rippen. Es dröhnte hohl. Die Statue blökte verzweifelt auf und verspritzte wirkungslose Wasserstrahlen.
    Schließlich verständigten anonyme Anwohner von Craterside Park die Polizei. Flüsternd schwebte ein Streifenwagen über den Platz und setzte auf. Vorsichtig näherten sich die beiden Beamten dem Angreifer.
    „He!“ sagte der kleinere Polizist … „Hören Sie auf damit! Drehen Sie sich um und halten Sie die Hände so, daß ich sie sehen kann!“
    Der zweite Beamte hob seinen Stürmer, für alle Fälle.
    Langsam drehte sich der Mann um, als er die Stimme hörte.

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