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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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weiterleben, damit dein Nachruf stimmt.“
    Vince schwang die Beine vom Tisch und setzte sich auf die Kante. „Timnath, du bist auch heil und gesund?“
    „Aber gewiß“, sagte Tourmaline, „wer soll denn sonst von seiner Schlafplattform heruntergekommen sein und unsere drei Totschläger über Bord geworfen haben?“
    „Ich wollte gar nicht so ins Extreme gehen“, protestierte Obregon. „Es war einfach eine Reflexhandlung, und ich hatte das Überraschungsmoment für mich.“
    „Der Baum braucht ja auch Kompost“, sagte Tourmaline.
    „Ich habe die meiste Zeit geschlafen“, sagte Vince, „und kann mich kaum noch an etwas erinnern. Wie sind die Kerls denn heraufgekommen?“
    „Geklettert“, erklärte Obregon. „Leinen, Haken, Steigeisen. Ich habe ihre Ausrüstung auf der untersten Plattform gefunden.“
    „Inzwischen habe ich ein paar Sicherungen eingebaut.“ Tourmaline lächelte böse bei diesen Worten.
    „Wird es denn noch mehr Ärger geben?“
    „Ich weiß nicht recht“, meinte Obregon, „wahrscheinlich werden sie mit ihren historischen Phantasien weitermachen.“
    „Sollen sie ruhig – solange es bei der reinen Phantasie bleibt“, antwortete Tourmaline verächtlich.
    „Übrigens“, sagte Obregon, „habe ich diese drei Tage genutzt, um meine Zeitforschungen weiterzutreiben. Meine Kollegen vom Tancarae haben mir freundlicherweise bei der Einrichtung eines neuen Laboratoriums geholfen.“
    „Was hast du gemacht? Hast du die Zeitmaschine nachgebaut?“
    „Nein. Ich habe deine alte Maschine aus den Trümmern des Labors gerettet. Aber das war nur noch ein Klumpen Glas und Metall. Schade.“ Betrübt schüttelte er den Kopf. „Nein, ich habe die Zeit dazu benutzt, eine brauchbare Hypothese für deine Rückkehr in deine eigene Zeit auszuarbeiten.“
    „Wirst du eine neue Maschine bauen?“
    „Ich könnte es wahrscheinlich, aber ich werde es nicht tun. Es gibt eine sicherere und einfachere Methode für deine Rückkehr. In der Zeitphysik herrschen spezielle Gesetze betreffs der Erhaltung von Materie und Energie. Die physische Tatsache, daß du und deine Maschine hier in Connabar und nicht im Jahre 1963 sind, schafft in deinem eigenen Kontinuum so etwas wie eine Lücke.
    Als die Maschine dich hierherbrachte, hat ihre eingebaute Kraftquelle die Energie produziert, um den Zeittransfer aufrechtzuerhalten. Der Restbestand an Energie hält dich hier, nachdem die Maschine durch den Brand außer Funktion ist, so daß dein Hiersein nunmehr ein zeitlich begrenzter Zustand ist. Ein dünner Schweif ausgelaufener Energie führt von Connabar zum Jahre 1963 zurück. Ich nenne das eine T-Linie. Wenn der Restbestand an Energie der Zeitmaschine dich hier nicht mehr festhalten kann, wirst du längs der T-Linie in dein eigenes Kontinuum zurückgezogen werden. Ebenso wie in der Natur herrscht auch in der Zeit ein Abscheu vor dem Vakuum.“
    „Wie lange noch?“ fragten Vince und Tourmaline fast gleichzeitig.
    „Weiß ich nicht“, entgegnete Timnath. „Wenn meine Theorie stimmt – jederzeit.“
    „Muß ich überhaupt zurück?“ fragte Vince sachlich. „Gibt es keine Möglichkeit, mich hier zu stabilisieren?“
    „Ich könnte unbegrenzt Energie produzieren, um die T-Linie offenzuhalten“, sagte Obregon nachdenklich. „Aber da geriete ich in das Problem der Zeit-Paradoxen. Du hast ein bestimmtes Schicksal in deinem eigenen Kontinuum abzuleben. Es dürfte nicht ratsam sein, damit herumzuspielen.“
    „Fummeln“, sagte Vince.
    „Was?“
    „Nichts. Ich habe nur eben gemerkt, wieviel ich seit 1963 zu vergessen versuche.“
    Tourmaline legte ihm den Arm um die Schulter und drückte ihn an sich.
    Gerald Obregon kam mit einem Tablett voller Instrumente. „Zeitphysik ist faszinierend, aber ich muß noch ein paar Tests machen, bevor ich den Patienten entlassen kann.“
    Vince sah Tränen in Tourmalines Augen schimmern. „Wir warten draußen im Park auf dich“, sagte sie und ging mit Obregon hinaus.
     
     
    „Sie verdanken ihr eine ganze Menge“, sagte Gerald und berührte Vincents Bauchdecke mit einem kalten Silberstift.
    „Ich weiß.“
    „Sie wissen gar nichts.“ Gerald stieß so kräftig zu, daß Vince zusammenfuhr. „Sie haben nicht aufgepaßt, als ich sagte, Sie hätten eine totale renale Disfunktion gehabt. Sie hat Ihnen eine Niere gespendet. Es ist nicht gerade lebensgefährlich, aber immerhin eine sehr nette Geste von ihr.“
    Vince schluckte trocken und schwieg.
    „Das Organ ist

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