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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Da
gibt es ein Restaurant und zwischen den Bäumen kleine Schlafhütten, wo man
übernachten kann. Zum Baden ist es ein bonza Platz. Man läuft den ganzen Tag im
Badeanzug.»
    Joan hielt Schlafhütten unter Palmen
für nicht ganz harmlos, fand aber den Vorschlag beachtenswert. Wußten sie doch
so wenig voneinander und hatten so viel miteinander zu sprechen, so viel zu
erfahren! ‹Was auch bei so einem Weekend im Badedress auf der Koralleninsel
geschehen mag›, sagte sie sich: ‹nach unserer Rückkehr werden wir zweifellos
mehr voneinander wissen, als wenn wir hier im konventionellen Cairns blieben›,
und sie antwortete: «Gern, Joe. Wie kommt man dort hin?»
    Er strahlte vor Freude, und sie war
froh darüber. «Wenn wir fertig mit dem Essen sind», sagte er, «suche ich Ernie;
er ist wahrscheinlich in der ‹Hides-Bar›. Er hat ein Boot; damit soll er uns
morgen hinausfahren. In drei Stunden können wir dort sein. Am besten, wir
brechen vor acht Uhr auf, sonst wird es zu heiß. Montag kann er uns dann wieder
holen.»
    «Ausgezeichnet, Joe! Nur eines bitte
ich mir aus, und da gibt’s keine Widerrede: Getrennte Kasse!» Er widersprach
zwar, aber sie blieb dabei: «Sonst komme ich nicht mit. Ich müßte sonst denken,
Sie hätten schlechte Absichten!»
    Sie lachte ihn an; er lachte mit und
erklärte sich einverstanden.
    «All right, Mrs. Boong! Jeder für
sich.»
    Der Tee war beendet. Er eilte hinaus
und kehrte nach einer halben Stunde zurück. Er hatte Ernie gefunden, die
Bootsfahrt bestellt und einen Korb Früchte zum Mitnehmen eingekauft.
    Die Dunkelheit brach rasch herein. Sie
saßen noch einige Stunden beisammen und sprachen über mancherlei, aber nicht
über Willstown. Er erzählte von seinem Leben auf den verschiedenen
Viehstationen, von seinen Verbindungen in und um Cloncurry, von seiner
Militärzeit und auch von Midhurst. «Es hat eine bonza Regenmenge», erklärte er;
in der vorigen Regenzeit seien es 76,2 cm gewesen, in Alice nur 25,4. «Ich habe
Mrs. Spears gefragt, ob wir nicht an zwei Wasserläufen Deiche errichten sollen,
um etwas von dem Segen zurückzubehalten: einen am Oberlauf des Känguruh-Creek
und einen am Dry-Gum.»
    «Und war sie einverstanden?»
    «Sie wird’s zahlen. Es fragt sich nur,
wo wir die Arbeiter hernehmen. Es ist zum Auswachsen! Die Kerle wollen nicht im
Outback arbeiten.»
    «Warum nur?» Joan hatte eine Idee,
wollte aber zuvor seine Ansichten hören.
    Er zuckte die Achsel und meinte: «Alle
laufen weg und arbeiten in der Stadt.»
    Sie ließ es vorläufig dabei bewenden.
    Das Geplauder floß angenehm weiter. Er
erzählte ihr von seinen Hunden und Pferden, und sie spürte, wie er sich darauf
freute, seine Tiere wiederzusehen. «Ich habe eine Hündin, die Lily; deren
Mutter war eine blaue Viehhündin und wurde von einem Dingo belegt.
Infolgedessen ist Lily Halbdingo, eine bonza Hündin! Ehe ich weg bin, habe ich
sie mit einem blauen Viehhund gekreuzt. Inzwischen wird sie wohl geworfen
haben, und die Jungen, die sind jetzt Vierteldingos. Kreuzung zwischen Dingo
und Viehhund gibt eine prächtige neue Rasse, nur darf die Dingo-Abstammung
nicht zu stark sein; sonst gibt’s keine zuverlässige Nachkommenschaft. In
Wollara hatte ich vor dem Krieg einen Vierteldingo; der war einfach großartig.»
Auf der Station, so erzählte er weiter, habe er an die sechzig Reit- und
Lastpferde, doch schienen sie ihm nicht so am Herzen zu liegen wie seine Hunde.
«So ein Hund sitzt den ganzen Abend bei einem in der Stube oder auf der
Veranda», sagte er, und vor Joan stand das Bild jener langen, langen Abende und
einsamen Nächte, aus denen Joes Leben bisher bestanden hatte.
    «Ohne Hunde hält man’s im Outback
einfach nicht aus», endete er seine Betrachtung.
    Um zehn begaben sie sich zur Ruhe, um
am Morgen zeitig munter zu sein. Vor Joans Zimmertür standen sie noch einen
Augenblick in der Dunkelheit, und sie fragte: «Habe ich mich sehr verändert,
Joe?»
    «Ich hätte Sie nicht wiedererkannt.» Er
lächelte, und sie sagte: «Ich habe es mir gedacht. Sechs Jahre sind eine lange
Zeit.»
    «Aber in Wirklichkeit sind Sie keine
Spur verändert. Im Wesen sind Sie genau die gleiche.»
    «Jetzt bin ich es wieder», betonte sie.
«Nach dem Krieg, Joe, kam ich mir vor wie eine ganz alte Frau. Nach Kuantan
dachte ich, ich könnte mich nie mehr auf etwas freuen —» sie lächelte lieb — ,
«zum Beispiel auf ein Weekend auf der Grünen Insel.»
    «Viel los ist dort aber nicht», meinte
er. «Man badet

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