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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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dann mit euch —
nach Kuantan?»
    Sie nahm einen kleinen Schluck Bier und
erzählte, wie Hauptmann Sugamo sie noch am gleichen Tag weitergeschickt habe,
wie sie die Küste entlang nach Norden gezogen seien, wie der Sergeant unter der
Diffamierung gelitten habe und schließlich gestorben sei: «Das war zwischen
Kuantan und Kota Bahru, vierzehn Tage — danach. In Kuala Telang...»
    «War er der einzige Nip, der euch
bewacht hat?»
    Sie nickte.
    «Und was habt ihr dann getan?»
    «Dort durften wir bis Kriegsende
bleiben. Wir haben im Dorf gewohnt und in den Paddyfeldern gearbeitet.»
    «Im Wasser? Reis gepflanzt? Wie die
Malaien?!»
    «Richtig!»
    «Allerhand! Mein Wort darauf!»
    «Wir hatten nicht das schlechteste
Leben», betonte sie. «Jedenfalls besser, als es in einem Camp gewesen wäre. Wir
haben uns eingewöhnt; bei Kriegsende waren wir gesund. Wir haben Schule
gehalten, die Kinder etwas gelehrt, auch die kleinen Malaienkinder!»
    «Davon habe ich gehört», sagte er
nachdenklich. «Als Jim Lennon und ich in Julia Creek Vieh verladen haben. Ein
Pilot hat davon erzählt.»
    Sie schaute verwundert. «Woher hat er
denn etwas von uns gewußt?»
    «Weil er euch 1945 geflogen hat»,
antwortete Joe. «Er sagte, er hätte euch in seinem Lastauto nach Kota Bahru
gebracht und von da nach Singapore geflogen. Als ich ihn im Mai getroffen habe,
hat er für die ‹Trans-Australia Airline› die Strecke Townsville-Mount Isa
beflogen; die führt über Julia Creek.»
    «Ja, an den erinnere ich mich», sagte
sie langsam. «War das nicht so ein dünner Blonder? Die Maschine war eine
‹Dakota›, nicht?»
    «Das wird er sein.»
    Sie sann, und dann kam die Frage: «Was
hat er erzählt?»
    «Daß er euch nach Singapore geflogen
hat.»
    «Nein, was er von mir gesagt hat!» Sie
sah ihn gespannt an, und ihre Augen lachten. Er lächelte verlegen und schwieg.
«Na los, Joe! Noch ein Bier? — So! — Das müssen wir klarstellen.»
    Er hielt das frisch gefüllte Glas in
der Hand, trank aber nicht. «Ja, also... Er hat gesagt — ich habe doch immer
gemeint, ihr wäret alle verheiratet, und nun hab ich von ihm gehört, daß die
Mrs. Boong ledig ist.»
    «Ich war die einzige; die andern waren
verheiratete Frauen. — Joe! War das der Grund für die tolle Reise nach
England?»
    «Richtig!»
    Er sah ihr in die Augen, und sie lachte
hell auf: «Ach, Joe! So eine Geldverschwendung! Wo wir beide jetzt hier in
Cairns sitzen!»
    Er lachte mit, leerte sein Glas und
bemerkte zu seiner Entschuldigung: «Woher hätte ich wissen sollen, daß Sie
ausgerechnet nach Cairns kommen...? Was tun Sie hier überhaupt? Das haben Sie
mir immer noch nicht gesagt.»
    Auch jetzt sagte sie es noch nicht und
war so verlegen wie er zuvor.
    «Ich bin zu etwas Geld gekommen»,
erklärte sie. «Noel Strachan hat wohl davon erzählt...?»
    «Richtig», sagte er liebenwürdig, und
sie versicherte: «Ich habe nicht gewußt, was ich damit anfangen soll. Ich
wollte nicht mehr in dem Londoner Vorort als Stenotypistin arbeiten, und da bin
ich darauf verfallen, dem Dorf, wo wir die drei Jahre gelebt haben, etwas Gutes
zu tun. Ich habe ihm einen Brunnen geschenkt.»
    «Einen Brunnen?»
    Ihr Glas Bier in der Hand, erzählte sie
ihm von Kuala Telang, den dortigen Freunden, dem Waschhaus, der Brunnenbohrung
und dem Wendepunkt: «Die Brunnengräber kamen aus Kuantan... Wir haben doch alle
gedacht, unser Helfer und Freund Joe Harman sei tot —»
    «Es hat nicht viel gefehlt.» Sein
Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
    Sie fuhr fort: «Die Brunnengräber
sagten aber, das sei nicht der Fall. Joe Harman sei ins Spital und wieder zu
Kräften gelangt!»
    «Richtig!» bestätigte er. «Im Spital
habe ich immer gefragt, was aus euch geworden ist, aber man hat’s nicht gewußt,
oder wenn, wollten sie es nicht sagen. Sie hatten, scheint’s, alle vor diesem
Sugamo eine Heidenangst.»
    Joan nickte. Sie sei dann nach Kuantan.
«Da herrscht jetzt Friede! Man spielt Tennis, man schwatzt gemütlich unter dem
furchtbaren Baum... Im Spital hörte ich, Joe Harman habe nach uns gefragt», sie
lächelte, «nach Mrs. Boong.»
    Er lachte. «Und von da sind Sie nach
Australien?»
    «Ja.»
    «Wozu?»
    «Tja...», kam es unbeholfen heraus.
«Ich wollte nur schauen, wie es mit der Gesundheit steht, ob Sie ins Spital
mußten oder —»
    «Donnerwetter!» rief er. «Meinetwegen
sind Sie bis nach Australien?»
    «Bilden Sie sich bloß nichts darauf
ein!» lachte sie, «das hätte ich für jeden getan, auch

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