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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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und fährt in einem Boot mit Glasboden hinaus und sieht durch das
Glas die Fische und die Korallen.»
    «Ach, das wird schön sein! Gute Nacht,
Joe!»
     
    Am Morgen fuhren sie mit dem Fischer
Ernie in dessen gedecktem Motorboot hinaus; schäumend schoß das Fahrzeug über
die glatte See, sie fingen zwei funkelnde Roßmakrelen; nach einer Stunde
erschienen über dem Horizont die Spitzen der Kokospalmen, und nach einer
weiteren Stunde lag die kleine kreisrunde Insel vor ihren Augen. Weißer
Korallenstrand umsäumte sie. Ein langer Landungssteg ragte weit hinaus in das
seichte Wasser des Riffs. Sie legten an dessen Spitze an, schritten zusammen
über die Planken, blieben zuweilen stehen und betrachteten die blauen und
scharlachroten Fische, die unter ihnen zwischen Korallenzacken spielten.
    Sie waren anscheinend die einzigen
Gäste des Eilands. Man wies ihnen zwei der kleinen Schlafhütten unter Palmen
an. Diese Kabinen waren vorn und hinten offen, so daß die Brise sie durchlüften
konnte, doch erlaubten die Vorhänge, neugierige Blicke fernzuhalten. Sie zogen
sich aus, Joan zog ihren neuen Badeanzug an, und als sie darin am Strande Joe
entgegentrat, konnte sie mit dem Eindruck, den sie hervorrief, zufrieden sein.
    «Schön wie ein Bild!» rief er, «mein
Wort darauf!»
    Sie lachte: «Ich muß aufpassen, daß ich
nicht zu sehr verbrenne, Joe. So etwas Weißes wie ich kommt hier wohl selten
baden...»
    Es fiel ihm schwer, die Blicke von ihr
zu wenden, und sie machte es ihm nicht leichter. Ihre Arme und Schultern waren
gebräunt; bis zu den Waden schimmerte die Haut sehr hell.
    «Von hier bis hierher, Joe», zeigte
sie, «haben wir in Kuala Telang beim Brunnenbau den Sarong getragen. Das macht
nicht zu heiß und schützt die empfindlichsten Stellen vor Sonnenbrand. Außerdem
wirkt ein Sarong immer dezent, nicht?»
    «Haben Sie ihn mit?» fragte er.
    «Den Sarong? Ja. Ich kann ihn
gelegentlich anziehen.»
    Als er ihr voraus ins Wasser ging, sah
sie zum erstenmal den von unheimlichen Narben durchzogenen, zu Runzeln
verzerrten Rücken.
    Er sagte: «Tiefer als bis zu den Knien
soll man hier nicht ins Wasser. Es gibt Haie im Riff», und wandte sich nach ihr
um. «Was ist denn?» fragte er und sah ihr erschrocken in die Augen.
    Sie lachte rasch auf. «Ach nichts! Wenn
ich in die Sonne sehe, tränen mir leicht die Augen. Ich hätte meine
Sonnenbrille aufsetzen sollen!»
    «Ich hole sie», erbot er sich rasch.
«Ist sie im Köfferchen?»
    «Danke, ich brauche sie nicht mehr!»
rief das Mädchen, warf sich ins Wasser und auf den Rücken. «Herrlich!» rief
sie, «Joe, kommen die Haie wirklich so nahe an den Strand?»
    «Wenn man auch nur bis zur Hüfte
hineingeht, packt so ein Biest zu, ehe man sich’s versieht!» rief er. «Habt ihr
in Kuala Telang keine Haie gehabt?»
    «Ich nicht. Die Leute aus dem Dorf
gingen nie weiter als bis zu den Knien ins Meer — auch nicht in den Fluß; dort
sind Krokodile. Davor haben wir uns gehütet. Ich sag’s ja —», sie lachte hell:
«In den Tropen geht nichts über ein tadelloses Schwimmbad.»
    Sie lagen im blauen durchscheinenden
Wellengekräusel nahe am Ufer. Die Sonne schimmerte silbern auf dem
Korallensand, und er sagte: «Ich war noch nie in einem Schwimmbad. Da kann man
doch am einen Ende sitzen wie hier?»
    «Natürlich. Der eine Teil ist für
Nichtschwimmer und der andere für Schwimmer, mit Sprungbrettern. Habt ihr das
in Australien nicht?»
    «Sydney und Melbourne, die Großstädte,
haben welche, mein Wort darauf! Ich habe auch von Landeigentümern gehört, die
auf ihrem Gehöft ein Schwimmbad angelegt haben. Aber solche Orte wie Cairns und
Townsville und Mackay brauchen das nicht, weil sie am Meer liegen.»
    «Mrs. Maclean in Alice hat ein
Schwimmbad.»
    «Ich weiß, aber erst seit höchstens
zwei Jahren. Ich habe es leider noch nicht gesehen.»
    Eine Möwe schwebte über der Insel,
senkte sich auf die kristallklare Flut, und während der Blick ihr folgte,
meinte Joan: «In Willstown könntet ihr auch ein hübsches Schwimmbad haben —
schräg gegenüber dem Hotel, in dem ich gewohnt habe. Die Wassermengen aus dem
Bohrloch fließen nutzlos ins Leere.»
    «Nicht nutzlos», wandte er ein, «mein
Wort darauf! In der Trockenzeit trinkt das Vieh davon.»
    «Es wird dem Vieh nicht weh tun, wenn
sich ein Schwimmbad vorher das Wasser ausborgt; es schmeckt dann nur um so
süßer», lachte sie.
    «Wenn Sie drin schwimmen, gewiß», gab
er täppisch zurück, «bei mir glaube ich es

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