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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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was geschehen war.
«Ich hielt es für besser, ich fahre selbst. Entschuldige vielmals, ich habe
erst dreimal im Leben chauffiert, drum ging es so miserabel.»
    «Wieso? Bist du gegen einen Baum
geprallt?»
    «Ich bin gegen gar nichts geprallt. Ich
konnte nur manchmal den Schalthebel, oder wie das Zeug heißt, nicht einziehen,
und das hat ein furchtbares Getöse gegeben.»
    «Funktioniert es noch?»
    «Ich denke, ja!»
    «Das ist die Hauptsache. Wie waren die
Flüsse?»
    «Die flössen bis in die Kabine.»
    «Wir müssen gleich weiter», stieß er
hervor, «heim! Wenn nur der verdammte Regen aufhören wollte!»
    «Ist Mr. Curtis da?» fragte sie.
    Er wies mit dem Kinn nach dem Zelt. «Da
drin!»
    «Wo fehlt es?»
    «Am Bein, auch am Knöchel, scheint’s.
Wenn der Knochen heraussteht — das nennt man doch einen komplizierten Bruch...
nicht?»
    Sie schüttelte sich. «Ich habe den
Zinnkasten mit deinem Verbandzeug und den Schienen mitgebracht.»
    «Verstehst du dich auf Brüche?» fragte
er. «Warst du vielleicht einmal Pflegerin oder so was?»
    «Nein.»
    «Ich habe es vorläufig ausgewaschen und
festgemacht, aber das ist ja nichts Rechtes. Heute früh habe ich ihm eine lange
Beinschiene geschnitzt und das geschiente Bein von oben bis unten umwickelt.
Aber er muß, sobald es geht, ins Spital. Er liegt schon zwei Tage.»
    Sie fingen an abzubauen, entfernten das
Zelt über dem schwerverletzten Don Curtis, und dieser, als er Joan erblickte,
sagte: «Können Sie sich noch an mich erinnern, Miss Paget? Nein? Aber ich mich
an Sie. Ich habe Sie gesehen, als Sie damals in Willstown angekommen sind.»
    «Bald sind Sie wieder dort», sie
lächelte herzgewinnend, «und zwar im Spital bei der Schwester Douglas.»
    Weiterarbeitend warf sie Joe einen
kuriosen Blick zu und fragte süß: «Zu welcher Station gehört denn eigentlich
das Land hier, mein lieber Joe?»
    «Zu Midhurst, warum?»
    Sie warf einen Blick auf den Korral.
«Wozu dient denn das, lieber Joe?»
    «Das?» sagte er, «och... das ist nur
ein Platz, wo wir manchmal Vieh hintun... zum Abstempeln und so...»
    Sie sagte nichts mehr, arbeitete ruhig
weiter und lächelte nur zuweilen verstohlen. Gemeinsam zogen sie eine der
mitgebrachten Decken unter das Reisiglager, klappten das rückwärtige Brett der
Utility herunter und hoben mit aller Sorgfalt und Mühe den Verletzten hinauf in
die Wagenbrücke. Kreideweiß und schweißüberströmt verbiß er den Schmerz; seine
Unterlippe blutete. Aber sie konnten ihm die Schmerzen nicht abnehmen; er mußte
es durchbeißen.
    Gegen neun brachen sie auf. Joe
chauffierte, Joan saß bei dem Verletzten. Bourneville ritt hinterdrein, die
zwei übrigen Pferde am Halfter.
    Sie passierten die Bohrstelle und
näherten sich nach weiteren fünf Meilen den Flüssen. Das Wasser stand
beträchtlich höher als bei der Durchquerung vor ein paar Stunden, doch ließ
sich die erste Furt noch bewältigen. Das Wasser drang bis zum Fahrersitz und
erreichte den Boden des Kastens, in dem der Verunglückte lag, aber sie kamen
durch.
    Beim zweiten Fluß stand das Wasser ein
ganzes Stück höher. Joe hielt, befragte Joan und Bourneville über die
Einzelheiten ihrer vorigen Überquerung, und da er vermutete, fünfzig Schritt
oberhalb werde es weniger tief sein, schickte er den berittenen Bourneville an
jener Stelle probeweise ins Wasser, um dessen Tiefe auszuloten. Da der Abo gut
vorwärts kam, fuhr die Utility hinter ihm her durch die Flut.
    Es wurde rasch tiefer, Joe gab Gas,
aber der Grund unter der gelben strudelnden Oberfläche war sehr uneben und
rauh. Der mächtige Wagen sprang über unsichtbares Felsgeröll; in jäher
Abwärtsbewegung prallte er irgendwo an. Ein metallisches Knirschen, und er
stand still.
    «Jesus!» rief Joe erschrocken, drückte
den Anlasser; die Maschine lag unerschütterlich fest. Auf der wirbelnden
Wasserfläche wurde Öl sichtbar und floß in einem Regenbogengeschmier mit der
Strömung dahin. Bestürzt starrte Joe hinterdrein.
    «Was ist passiert, Joe?» rief Joan von
rückwärts.
    «Jetzt ist der verdammte
Brennstoffbehälter geknackt!» versetzte Joe und stieg vom Führersitz ins
Wasser, wo er sich mit den Füßen vorsichtig weitertastete. Erst ging ihm die
Flut übers Knie, bald aber bis zur Hüfte. Er rief Bourneville, ließ sich von
Joan hinten aus dem Kasten die Tauwerkrolle reichen; das Ufer war nur zehn
Schritt entfernt. Die beiden Männer machten für die drei Pferde ein
Tandem-Geschirr; die Stricke liefen von den

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