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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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tust du in der
Zwischenzeit?»
    «Ich werde hier das Lager aufschlagen.»
Er schaute sich um. «Das Zelt spanne ich über die Wagenbrücke. Wenn’s irgend
geht, soll Don, bevor eine Bahre zur Stelle ist, nicht nochmals die Lage
wechseln. Ja, und ich fange einstweilen an und hau ein paar Bäume um.»
    «Aber dein Rücken, Joe!» warnte sie.
    «Dem schadet es nichts!» rief er
unbekümmert, sie aber fand das Schwingen einer Zweihänderaxt für seinen Zustand
bedenklich und fragte: «Hast du es in den letzten Jahren einmal versucht?»
    «Nein, aber es geht.»
    Da richtete sich Joan auf und erklärte:
«Du! Wenn du Bäume fällst, nehme ich mein Versprechen zurück und reite von
Midhurst allein nach Willstown. Dann schicke ich Moonshine mit den anderen
Boongs, daß er dir hilft!»
    «Das wirst du nicht. Es ist gefährlich
für dich, allein durch die Creeks zu reiten.»
    «Und für dich ist es gefährlich, die
Axt zu schwingen», versetzte sie. «Es hat keinen Sinn, Joe, daß du dir den
Rücken ruinierst», und wiederum fuhr sie ihm liebevoll über den Arm. «Wir
wollen doch beide vernünftig sein, mein Lieber. Die Bäume, die du hier allein
umhauen könntest, fällen dir die Boongs, sobald sie da sind, in kaum einer
Stunde. Du darfst dich keiner Gefahr aussetzen.»
    «All right!» Er lächelte liebevoll.
«Aber du reitest mir nicht allein?»
    «Ich verspreche es dir.»
     
    Gegen halb zehn setzte man sie auf Joes
Rappen Robin. Ein so großes Pferd hatte sie bisher nie bestiegen und fürchtete
sich vor dem breiten Rücken, der sie die Beine viel weiter zu spreizen zwang
als die schmalen Stutenrücken, auf denen sie bisher geritten. Dafür hatte sie
aber auch noch niemals in einem so ausgezeichneten, weichen und von langem
Gebrauch geschmeidigen Sattel gesessen, und als man ihr die Steigbügel
richtete, fühlte sie sich schon einigermaßen sicher. Zuversichtlich ritt sie in
gemächlichem Trab neben Bourneville zwischen den Bäumen dahin und begann damit
eine Leistung, ja eine Großtat, auf welche sie selber in künftigen Jahren nicht
ohne Ehrfurcht zurückblickte.
    Der Rappe war lebhaft, kraftvoll und
reagierte wunderbar leicht auf den leisesten Wink seiner Reiterin. Sein Gang
war besonders im Trab gleichmäßig und ruhig. Doch trotz alledem: Die Tatsache,
daß sie erst sechsmal und nie länger als anderthalb Stunden auf einem Gaul
gesessen hatte, war durch nichts aus der Welt zu schaffen.
    Als sie beim ersten Creek anlangten,
hatte der Regen einen Moment aufgehört. Bourneville, der sich dicht neben ihr
hielt, deckte sie nach Möglichkeit gegen die anbrausende gelbe Flut. Sie
kämpften sich durch, ritten abwechselnd im Schritt und im Trab eine Stunde lang
weiter und gelangten zum zweiten Creek.
    Er war sehr tief, noch tiefer als der
erste. Bourneville riet ihr, die Steigbügel loszulassen und darauf gefaßt zu
sein, schwimmen zu müssen. Sie solle sich dann an Robins Mähne festhalten. Aber
zum Glück erwies sich seine Besorgnis als überflüssig, und wohlbehalten
erreichten Rosse und Reiter das jenseitige Ufer. Der letzte Creek lag hinter
ihnen.
    «Zu tief für die Utility», stellte sie
fest.
    «Ja, Missy», bestätigte der Boong. «Er
ist zu tief jetzt.»
    Zwischen ihr und Midhurst schien nun
kein Hindernis mehr zu liegen; sie brauchte nur weiter zu reiten. Aber der
Regen setzte von neuem ein und vermischte sich mit dem Schweiß, der ihr aus
allen Poren brach. Bald scheuerten Sattel und Lederhose ihre gespreizten Beine;
Oberschenkel und Gesäß schmerzten immer ärger, aber daran ließ sich nichts
ändern.
    «Ich habe gesagt, ich reite. Jetzt wird
geritten!» rief sie sich zu, ja sie fand sogar, sie könne auf der
hindernisfreien Strecke, die vor ihnen lag, rascher vorwärtskommen als
Bourneville. Ihr Pferd war bedeutend besser als seines und ausgeruht, während
er von Midhurst an vor der Utility hergeritten war. Wiederholt mußte sie Robins
lebhaften Trab zügeln und Schritt reiten, doch hatte dies auch für sie sein
Gutes; solang es im Schritt ging, ruhte sie aus.
    Gegen halb drei erreichten sie ihr
Gehöft. Joan hatte rasenden Durst und war schrecklich müde. Moonshine kam mit
zwei anderen Boys angerannt, nahm ihre Zügel und half ihr aus dem Sattel.
Allein abzusitzen war sie nicht mehr imstande.
    Doch dessen ungeachtet wies sie
Bourneville an: «Sagen Sie Moonshine, er soll satteln und mich nach Willstown
begleiten! Ich nehme nur eine Tasse Tee und etwas Hucken; dann geht es weiter.
Sie bringen sämtliche Boys zu

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