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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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mußte es
möglich sein, hinzukommen. Schon färbte der Himmel sich grau; der Tag war nahe.
    «Sind Creeks zu durchqueren?» fragte
sie weiter.
    Er hielt drei Finger empor. «Drei.»
    «Sind sie tief? Kommt die Utility
durch?»
    «Ja, Missy. Creeks nicht tief.»
    ‹Wenn Bourneville neben der Utility her
reitet, kann ich es vielleicht schaffen! Es würde sich lohnen. Das Schlimmste,
was passieren könnte, ist, daß ich steckenbleibe. Dann schicke ich Bourneville
mit ein paar Zeilen nach Willstown: sie sollen jemand Tauglicheren schicken,
als ich es bin. Solang er sein Pferd dabei hat, ist das Risiko nicht groß›, und
sie sagte entschlossen: «Gut, Bourneville, ich fahre die Utility. Sie reiten
mit und zeigen den Weg.»
    «Muß frische Pferd. Er müde.»
    «Schön, nehmen Sie ein frisches Pferd!»
Gewiß war Bourneville ebenso müde wie sein Pferd. Aber sie kannte sich in dem
verrunzelten schwarzen Narbengesicht nicht aus und erklärte nur: «Sie,
‹Tucker›. Ich esse auch. Wir starten in einer halben Stunde.»
    Rasch setzte sie den Teekessel auf, zog
Reithosen und Männerhemd an. In Joes Kammer hatte sie am vergangenen Abend
einen alten Kasten mit Verbandzeug, Schienen und allerhand Medizin entdeckt. Er
war aus Zinn, also wohl wasserdicht; sie stopfte noch Decken, Konserven aus dem
Vorratsschrank und ein Säckchen Mehl hinein. ‹Wenn ich mit der Utility
steckenbleibe, werde ich wenigstens nicht verhungern›, dachte sie, trank eine
Tasse Tee, aß ein Scheibchen Fleisch und eine Geleebrot, worauf sie sich in den
Hof begab und die Utility untersuchte.
    Der große Benzintank enthielt noch fast
hundert Liter, auch der Ölbehälter war voll. Sie füllte den Kühler und den am
Lampenarm hängenden Wassersack aus dem Faß und stieg ein. Die Gänge fand sie zu
ihrer Beruhigung deutlich markiert. Sie rückte die Kupplung aus, zog den Starterknopf
heraus, schaltete den ersten Gang ein, gab langsam Gas und war zugleich
erschrocken und erfreut, als die Maschine zu laufen begann. Mit Vorsicht griff
sie in den Rückwärtsgang und brachte das Fahrzeug ins Freie. Nun half ihr
Bourneville den Zinnkasten aufladen und ritt dann als Führer voran.
    Teils aus Rücksicht auf Bourneville und
sein Pferd, aber mehr noch, weil sie dem eigenen Können mißtraute, schaltete
sie auf der ganzen Fahrt niemals die Höchstgeschwindigkeit ein, sondern
begnügte sich mit zehn Stundenmeilen. Sie fuhr durch jeden der drei Flüsse
genau an der Stelle, die Bourneville ihr wies, dicht hinter dem aufgeregt
ausschlagenden Pferd, das er durch die gelben, aufschäumenden Fluten zwang, die
einmal bis über die Trittbretter der Fahrerkabine reichten; sie erschrak, hielt
aber den schweren Wagen in Fahrt, dessen Konstrukteur derartige Situationen
wohl vorausgeahnt hatte, denn er hatte die Zündung oberhalb der Zylinder
plaziert.
    So sprang und prallte die wackere
Utility über die tückische Furt von einem zum anderen Steinblock, und das
Wasser strömte und spritzte aus ihren sämtlichen Löchern und Ritzen.
     
    Vier Meilen jenseits des Bohrloches
aber, in einer von Buschwerk umsäumten Talsohle saß Joe Harman vor dem Eingang
seines kleinen Zeltes. Hinter demselben erstreckte sich eine Einpfählung aus
schweren Holzpflöcken, ein sogenannter Korral. Die verschiebbaren Pflöcke,
welche das Tor gebildet hatten, waren niedergerissen, und der Korral stand
leer. Joe war beim Abkochen.
    Drinnen lag unter einer Pferdedecke auf
Reisig, über das eine Zeltleinwand gebreitet war, ein Mann.
    Joe wandte den Kopf nach ihm und
fragte: «Was ist denn passiert, Don? Haben sie dich umgerannt, als du die
Querbalken heruntergenommen hast?»
    Der Mann im Zelt rief heraus:
«Verflucht noch einmal! Sie haben einen Balken gegen mich gerannt und mich
umgeschmissen. Und dann ist ein halbes Dutzend über mich weg getrampelt.»
    «Das geschieht dir verdammt recht»,
sagte Joe. «Was hast du dich auf anderer Leute Land herumgetrieben?» Pause.
«Sage einmal, mein lieber Don: Wieviel von meinen Poddys hast du dir voriges
Jahr geholt?»
    «Dreihundert höchstens.»
    «Donnerwetter!» lachte da Mister
Harman. «Und ich habe von deinen dreihundertfünfzig.»
    Mister Curtis rief aus dem Zelt ein
sehr unfeines Wort.
     
     
     

Zehntes Kapitel
     
     
    Von Bourneville geleitet, steuerte Joan
die Utility vorsichtig auf das Zelt zu, nahm den Gang heraus, hielt und seufzte
erleichtert auf.
    Joe lief ihr entgegen. «Was ist mit
Dave Hope geschehen, ist er nicht gekommen?»
    Sie erzählte ihm,

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