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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Sattelknöpfen zur Hinterachse des
Wagens. Die Unterwasserarbeit war keine Kleinigkeit, aber nach zehn Minuten
langem Herumtasten und Planschen und Hü und Hott befand sich das Fahrzeug an
Land, eine Leistung, die Joan die höchste Bewunderung abnötigte. Sie kletterte
aus der Wagenbrücke und eilte zu Joe, der bereits unter der Vorderachse auf dem
Rücken lag, bückte sich, um sich die Geschichte anzusehen: Der gußeiserne
Brennstoffbehälter war zersplittert und eingedrückt.
    Er grinste sie an und bemerkte: «Das
ist eine schöne Sauerei!» las die zerbrochenen Gußeisenteile zusammen, kroch
unter dem Chassis hervor, ging ans Lenkrad, probierte und seufzte erleichtert:
«Es ist nur der verdammte Behälter; sonst ist alles in Ordnung.»
    Den Anlasser in der Hand, versank er in
Nachdenken. Der Regen rauschte unentwegt auf die ratlose Gruppe.
    «Wohin, Joe?» fragte das Mädchen.
    «Ich könnte die Geschichte flicken»,
meinte er, «wenigstens soweit, daß wir damit nach Hause kämen. Aber wir haben
kein Öl mehr. Und es hat keinen Zweck, das Lastauto kommen zu lassen; du siehst
ja, wie die Flut immerzu steigt!» Er stierte ins strudelnde Wasser. «Da kommt
kein Wagen durch. Jetzt gibt es nur eins», sagte er endlich: «Don muß
herausgeflogen werden!»
    Die Gegend ringsum war voller Felsen
und Bäume. «Kann denn ein Flugzeug hier irgendwo landen?» fragte Joan.
    «Ich wüßte eine Stelle:, antwortete er;
«man braucht nur fünfhundert Schritt freie Bahn und günstige
Anflugsmöglichkeit.» Er bestieg sein Pferd und ritt in südlicher Richtung.
    Joan und Bourneville bauten indessen
das Zelt über Don Curtis, um ihn vor dem Regen zu schützen.
    Während sie noch dabei waren, sagte der
Verwundete leise: «Joe Harman ist der beschissenste Chauffeur, aber der beste
Poddy-Duffer von ganz Queensland.»
    Joan lachte auf. «Ihr zwei
Schwerverbrecher! Warten Sie nur! Ich setze mich mit Ihrer Frau in Verbindung.»
    «Nur nicht, um Himmels willen!» fuhr er
auf, «sie hat keine Ahnung davon.»
    Joan aber befahl: «Hübsch stilliegen
und ruhig sein! Kein Wort! Harman sucht einen Platz, wo der Flieger landen
kann, um Sie mitzunehmen.»
    «Hoffentlich ist der kein solcher
Tolpatsch wie Joe», versetzte der Leidende.
    Nach einer Viertelstunde kam Joe
zurück.
    «Ich denke, es wird sich machen lassen.
Der Platz ist nur eine Meile von hier.»
    Er schirrte mit Bournevolle das
Tandem-Geschirr an die Vorderachse des Wagens. Joan setzte sich an den Volant,
die zwei Männer führten die Pferde; so manövrierten sie sich zwischen Bäumen
und Unterholz durch und gelangten an eine offene Stelle, ein langes, von
niedrigen Büschen bestandenes Grasstück. Es war über vierhundert Meter lang,
doch ragten an beiden Enden hohe Bäume auf.
    «Die gegebene Rollbahn», meinte Joe;
«man müßte nur ein paar Büsche abhauen und einige Bäume fällen. Ich habe schon
schlechtere Landungsplätze gesehen.»
    Äxte und Spaten gehörten zur Ausrüstung
der Utility, aber zu zweit konnten sie die Arbeit unmöglich so rasch, wie nötig
gewesen wäre, bewältigen.
    «Wir brauchen die Abos aus Midhurst,
alle miteinander, und müssen in Willstown ein Flugzeug anfordern.»
    «Ich reite mit Bourneville zur Homestead»,
schlug Joan unverzüglich vor; «er kann dann die Boys hierherbringen, und ich
reite weiter nach Willstown.»
    «Glaubst du, so weit reiten zu können?»
Joe glaubte es nicht.
    Sie fragte: «Wie weit ist es?», und er
antwortete: «Bis Willstown vierzig Meilen.»
    «Bis Midhurst», meinte sie, «komme ich
bestimmt. Wenn ich von da nicht mehr weiterkann, schicke ich Moonshine mit ein
paar Zeilen an Sergeant Haines. Meinst du nicht auch, daß der die richtige
Adresse ist?»
    «Gewiß, aber es handelt sich nicht bloß
ums Reiten», meinte er besorgt; «du müßtest dir von Midhurst unbedingt
Moonshine oder einen anderen Boong mitnehmen. Du sollst nicht allein durch die
Ströme!»
    Beruhigend streichelte sie seinen Arm.
«Schon gut, Joe, ich nehme jemanden mit. — In Willstown», fuhr sie fort, «kann
ich per Radio Windermere anrufen, man soll dir von dort ein paar Hilfskräfte
schicken; findest du nicht?»
    «Es wäre gut», bestätigte er, «und noch
besser, wenn wir in Midhurst einen Sender hätten! Ja... Man muß allen
bekanntgeben, wo wir den Landeplatz schaffen werden: etwa sechs Meilen
westsüdwestlich der Neubohrung. Kannst du das behalten?»
    «Sechs Meilen westsüdwestlich der
Neubohrung», wiederholte sie getreulich. «Schon gemerkt! Was

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