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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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zwei Handvoll Zucker in
alten Kakaobüchsen in einen Sack stopfte. Das sollte ihr ganzer Vorrat für eine
Reise von unbestimmbarer Dauer sein?! Doch da sie den Mann von den
Vorbereitungen völlig in Anspruch genommen sah, wollte sie ihn jetzt nicht
stören, merkte sich aber die mangelhaften Vorkehrungen für künftige Fälle.
    Auf der Veranda umarmten sie sich zum
Abschied, sie begleitete ihn in den Hof hinunter, bat: «Paß gut auf dich auf,
Joe!»
    Er lachte: «Auf Wiedersehen nächste
Woche in Willstown!»
    Damit ritt er zum Hoftor hinaus,
Bourneville an seiner Seite; hinter ihnen an einer Leine lief das Lastpferd.
    Joan Paget stand mit den Boongs allein
im Gehöft.
    Es begann wieder zu regnen. Langsam
ging sie die Verandastufen hinauf. Das Haus war noch leerer und stiller als
sonst. Palmolive hatte sich in ihre Hütte verzogen.
    Ohne Unterlaß trommelte der Regen auf
das Wellblechdach.
    ‹Vielleicht ist schon alles vorüber?›
ging es ihr durch den Sinn, ‹vielleicht ist Don Curtis inzwischen zurückgekehrt
und Joes Expedition verlorene Liebesmüh! Ein Unding, daß Midhurst keinen
Radiosender hat! Gewiß sind es «nur» zwanzig Meilen bis ins Spital, und wenn
hier jemandem etwas passiert, könnten wir ihn hinschaffen. Aber in Fällen wie
heute ist alles erschwert, und es ist eine Qual, nicht zu wissen, was vorgeht!
Warte nur, bis wir verheiratet sind! Dann bekommt Midhurst seinen Sender! Eine
Viehstation ohne Radio ist eine Rückständigkeit sondergleichen!›
    Es war das erste Mal, daß sie allein
auf Midhurst weilte. Tief in Gedanken durchwanderte sie langsam die Räume des
Anwesens, und hinter ihr drein hopste der Wallaby. Von Zeit zu Zeit streichelte
ihn ihre Hand, und er lutschte an ihren Fingern. In Joes Stube machte sie halt,
befühlte den rauhen Stoff seiner Kleider, die Wäsche... Er besaß so wenig! Er
hauste kärglich. Und doch war dies der Raum, wo er von ihr geträumt und seinen
phantastischen Reiseplan nach England entworfen, jene Fahrt, die in Strachans
Kanzlei am fernen, fernen Chancery Lane ihr Ende gefunden hatte...
    Gegen drei Uhr stellte Dave Hope sich
ein. Wie Pete Fletcher am Vormittag war er von Willstown aus durch den Regen
geritten. Bis dorthin hatte ihn ein Lastauto aus Normanton mitgenommen. Dank
dem kurzen Aufenthalt in Willstown, von wo er kurz vor zwölf aufgebrochen, war
er über die Windermerer Ereignisse auf dem laufenden; er hatte sogar durch das
Radio gehört, daß der Abo-Ringer Samson inzwischen zurückgekehrt war.
    «Anscheinend haben sie beim
Disappointment Creek an unserem Stationsrand wieder nach Poddys gesucht und
sich zu diesem Zweck getrennt: Don ging den einen und Samson den andern Weg;
ihr Zelt ließen sie wahrscheinlich stehen, um sich abends dort wieder zu
treffen. Als Don nicht zur Stelle war, konnte der Abo ihn in der Dunkelheit
nicht mehr suchen, und am Morgen war alles überschwemmt; da konnte er seiner
Spur erst recht nicht mehr nachgehen. So erkläre ich mir das Ganze, Miss
Paget.»
    Irgendwo in einem Umkreis von vierzig
Meilen im Durchmesser lag ein Mann verunglückt am Boden, vielleicht im
Buschwerk bewußtlos... Ihn wollte man finden? Ihr war, als solle man in einem
Heuhaufen eine Stecknadel suchen.
    Sie besprachen den Fall eine Weile, bis
Joan entschied: «Am besten, Sie machen sich auf und helfen suchen, Dave. Hier
gibt es nichts zu tun. Um aufzupassen, genügt meine Wenigkeit.»
    Ungewiß meinte Dave Hope: «Was hat Mr.
Harman gesagt, was ich tun soll?»
    «Nichts. Ich versprach ihm, bis zu
Ihrer Rückkehr zu bleiben. Er wollte die Station nicht allein lassen, nur mit
den Boongs. Ich warte nun, bis jemand kommt. Sie können nichts Besseres tun,
als zu den anderen nach Windermere reiten.»
    «Es wäre dumm, wenn ich untätig hier
herumsitzen müßte», gab Hope zu und machte sich am späten Nachmittag auf den
Weg. Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren es noch zwei Stunden, aber da er auf
der Nachbarstation Windermere gut Bescheid wußte, sah er der dritten Stunde, dem
nächtlichen Ritt unbekümmert entgegen.
    Joan beschäftigte sich mit dem
begonnenen Grundriß der künftigen Küche. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn
Joe den alten Plunder abreißen und von Grund auf neu bauen würde. Bald erschien
Palmolive, kochte ihr ein Paar Eier zum Abendtee, fütterte die verschiedenen
Tiere und goß die Topfpflanzen auf der Veranda. Als sie gegangen war, befand
sich Joan allein in der nächtlichen Siedlung. Nur der Wallaby und die Hunde
leisteten ihr

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