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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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meisten andern», was freilich der
Wahrheit entsprach. «Wir müssen langsam gehen und uns mehrere Tage Zeit lassen,
schon wegen der Kinder.»
    «Gewiß, mein Liebes. Und wo werden wir
übernachten? Wer wird dafür sorgen?»
    Die Frage fand keine Antwort.
    Bei Tagesanbruch wurde Reis ausgegeben.
Gegen acht Uhr erschien Yoniata mit vier Soldaten, die auf der Wanderung sie
bewachen sollten. Der Hauptmann radebrechte zum Abschied: «Heute ihr gehen nach
Ayer Penchis. Ihr sehr glücklich.»
    Joan fragte Mrs. Horsefall: «Wie weit
ist es bis Ayer Penchis?»
    «Zwölf bis fünfzehn Meilen. Ich zweifle
sehr, ob das alle schaffen werden.»
    «Wir sollten es so machen wie die
Soldaten», meinte Joan: «Jede Stunde eine kurze Rast.»
    «Wenn man uns läßt...»
    Es dauerte eine Stunde, bis auch das
letzte Kind von der Latrine weg und die Frauen marschbereit waren. Die Wachen
hockten gleichgültig auf ihren Fersen; es war ihnen egal, wann man aufbrach.
Aber da kam der Hauptmann wütend herbei: «Ihr gehen jetzt. Frau, die
hierbleiben, geschlagen werden, sehr! Schlimm! Ihr tun gute Ding, dann
glücklich sein. Gehen!»
    Es blieb nichts anderes übrig. In
kleinen Gruppen gingen sie auf der geteerten Straße unter der glühenden Sonne
und blickten vergebens nach Schatten aus. Joan hatte Mrs. Holland das Bündel
mit Decken abgenommen, denn dieses war schwerer als der Brotbeutel und machte
sehr heiß. Sie führte die kleine Jane an der Hand. Freddie, der siebenjährige,
lief neben seiner Mutter, die das Baby, Robin, und den Brotbeutel trug. An der
Spitze des Zuges schlenderte der japanische Sergeant; den Schluß bildeten die
andern Soldaten.
    Die Frauen gingen sehr langsam und
blieben oft stehen, wenn eine Mutter mit ihrem Kind austreten mußte. Joans
Idee, eine Stunde zu marschieren und dann zu rasten, war unausführbar; dafür
sorgte die Ruhr. Für jene, die zur Zeit nicht daran litten, war der Marsch ein
endloses, zermürbendes, sich immerfort wiederholendes Stehenbleiben und Warten
in heißer Sonne am Straßenrand. Laut Befehl durfte der Sergeant nicht zulassen,
daß man weiterging, solange irgend jemand zurückblieb. Im Rahmen ihrer
Vorschriften zeigten sich aber die vier Japaner menschlich und hilfreich. Nach
ein paar Stunden trug jeder von ihnen ein Kind auf dem Arm.
    Der Sergeant hatte deutlich zu
verstehen gegeben, daß es vor Ayer Penchis weder Essen noch eine Unterkunft
gebe, und es schien ihm gar nichts daran zu liegen, wann dieses Ziel erreicht
wurde. Der Tag: dehnte sich ins Endlose. Pro Stunde legten sie selten mehr als
eine englische Meile zurück. Die Füße schmerzten, der heiße Asphalt ließ sie
aufschwellen. Die älteren Frauen litten Höllenqualen. Fast alle hinkten. Nur
einige Kinder, die barfuß liefen, hatten kein Fußweh und hinkten nicht, und als
Joan dies bemerkte, bückte sie sich, zog ihre Schuhe aus und ging auf bloßen
Sohlen vorsichtig, zuerst sogar etwas ängstlich des Weges. Die Schule trug sie
in der Hand. Wohl ritzten Steinchen im Asphalt ihre zarten Zehen, aber die Füße
schmerzten nicht mehr; es war eine Wohltat. Aber Eileen wollte ihr Beispiel,
das Beispiel der Kinder, nicht nachahmen.
    Gegen sechs Uhr, kurz vor Einbruch der
Dunkelheit, taumelten sie in das Malaiendorf Ayer Penchis, wo die Arbeiter der
benachbarten Gummiplantagen wohnten. Eine dieser Plantagen hatte hier ihre
Latex-Verarbeitungsanstalt und daneben einen mit Palmblättern gedeckten
Schuppen, in dem man die zu Bändern ausgewalzte, erstarrte Kautschukmilch über
Latten zu hängen pflegte. Jetzt war der Betrieb eingestellt, und der Raum wurde
den Gefangenen angewiesen. Müde und völlig erschöpft sanken sie zu Boden. Doch
es währte nicht lange, da brachten die Wachen einen Eimer mit Tee und einen mit
Reis und getrockneten Fischen. Der Tee wurde begierig getrunken. Zum Essen
hatte kaum jemand Lust.
    Es war noch nicht völlig dunkel, als
Joan langsam ins Freie hinaustrat. Sie blickte sich um. An einem kleinen Feuer
hockten die Wachen.
    Sie trat zu ihnen und fragte den
Sergeanten mittels Gebärdensprache, ob sie weiter ins Dorf dürfe. Er verstand
sie und nickte. Fern von Hauptmann Yoniata war die Disziplin etwas gelockert.
    Im Dorf gab es einen Laden mit
Zigaretten, Zuckerzeug, Kleidern, einen zweiten mit Früchten, und als Joan
einen Korb mit Mangonen sah, kaufte sie ein Dutzend und handelte sogar noch
etwas vom Preis herunter, um ihre knappe Barschaft möglichst zu schonen. Eine
aß sie sogleich und fühlte sich davon

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