Eine Stadt wie Alice
allem das Waschen des
Körpers und der Kleider. Die Nachricht, in Kuantan sei kein Frauencamp, traf
keine unerwartet; halb und halb hatten sie so etwas schon erwartet, und die
Enttäuschung, die sie trotzdem befallen hatte, war durch die Begegnung mit den
Aussies reichlich aufgewogen.
Diese hatten sich inzwischen wieder an
ihre Arbeit unter dem Lastwagenchassis begeben. Dort steckten sie ihre Köpfe
zusammen, und der Blonde, mit dem Joan gesprochen, sagte zu seinem Kollegen:
«So eine Schweinerei ist mir noch nicht vorgekommen! Wir müssen unbedingt dafür
sorgen, daß uns der Bastard hier übernachten läßt. Ich habe es den
Engländerinnen versprochen. Auch etwas Medizin...»
Die Trommelbremse, durch die die linke
Nabe erhitzt und die Panne verursacht worden war, hatten sie bereits wieder
gerichtet, und der Kollege riet, das Ganze herauszunehmen und zum Beweis der
Schwierigkeit einer Reparatur dem Sergeanten vorzuweisen. «Dann sieht er auch,
wie fleißig wir waren, und läßt uns im Wagen kampieren.»
Sie machten sich gleich ans Werk, und
der Blonde bemerkte: «Und wie kaufen wir die Medizin?»
«Was hast du dir denn gedacht?» fragte
der andere.
«Mit Benzin wär’s wohl am einfachsten.»
Es dunkelte schon, als sie das schwere,
öltriefende schwarze Stück Metall, das sie aus der Hinterachse entfernt hatten,
ihrem japanischen Korporal als Beweis ihrer Tüchtigkeit unter die Nase hielten
und «Yasme heut nacht — hier!» vorschlugen. Er schaute zwar etwas bedenklich drein,
konnte aber nichts machen, ließ die beiden in Obhut seines Begleitsoldaten und
ging, um den Reis fürs Abendessen zu besorgen.
Unter dem Vorwand, ein «Benjo»
verrichten zu müssen, begab sich der Blonde im Halbdunkel hinter ein Haus,
huschte von dort behende, verstohlen hinter Hütten durch Höfe, bis er, etwa
hundert Schritt weiter, am Dorfrand einen altersschwachen Bus erreichte, der
einem Chinesen gehörte. Auf ihren regelmäßigen Fahrten durch Maran hatten die
Aussies sich diesen Mann gemerkt, und der Blonde redete ihn bedächtig, wie
seine Art war, an: «Du, Johnnie! Du kaufst Benzin? Wieviel zahlst du?»
Es ist bemerkenswert, daß zwischen
einem bereitwilligen Käufer und einem geschickten Verkäufer mangelnde
Sprachkenntnis ein sehr geringes Hindernis bildet. Nur im Schlußstadium ihrer
Verhandlungen bedurfte es des geschriebenen Wortes, und der Aussie malte auf
einen Fetzen Papier in Blockschrift die Worte: Glaubersalz, Chinin,
Hautsalbe, und als er sich auf demselben Wege, auf dem er gekommen war,
wieder zurückschlich, hatte er zwei Neunliter-Kanister und einen Gummischlauch
bei sich, versteckte die Sachen hinter dem Abtritt und schlenderte wieder dem
Lastwagen zu, wobei er sich ostentativ die Hosen zuknöpfte.
Gegen zehn Uhr näherte er sich im
Schutz der Dunkelheit dem Schulhaus. Dort hätte zwar jeweils einer der Japaner
Nachtwache halten müssen, doch da in den fünf Wochen, die dieses Wächterpaar
den Gefangenen zugeteilt war, diese niemals auch nur die leiseste Neigung zur
Flucht gezeigt hatten, erschien den zwei Wachen das Postenstehen längst als
eine überflüssige Maßnahme. Der blonde Aussie vergewisserte sich jedoch zuerst,
wo sie sich befänden, und als er sie mit seinen zwei Transportwachen schwätzen
sah, trat er lautlos in die offene Tür des Schulsaals und fragte leise: «Mit
welcher der Damen habe ich heute nachmittag gesprochen? Eine mit Baby!»
Joan schlief schon, aber die andern
weckten sie. Sie nahm den Sarong um, warf sich das Oberteil über und trat zur
Tür. Der Blonde reichte ihr einige kleine Packungen: «Das ist Chinin; ich kann
noch mehr bringen, wenn Sie es wünschen. Glaubersalz war keines da, aber dies
hier nehmen die Chinesen gegen Ruhr. Die Gebrauchsanweisung ist leider nur in
Chinesisch; es steht aber weiter nichts drin, hat mir der Verkäufer gesagt, als
daß man alle vier Stunden drei solcher Blätter zerrieben in warmem Wasser
einnehmen muß; das reicht für Erwachsene. Wenn’s nutzt, heben Sie sich das
Etikett auf! Dann können Sie es sich in jedem chinesischen Laden wieder
verschaffen. Das Zam-Buk da ist für die Haut; davon ist auch noch mehr
vorrätig.»
Das Mädchen nahm alles voll Dankbarkeit
in Empfang.
«Wunderbar!» flüsterte sie. «Wieviel
haben Sie dafür ausgelegt?»
«Nichts, nichts», wehrte er freundlich.
«Das haben alles die Japaner bezahlt; sie wissen es bloß nicht.»
Sie bedankte sich nochmals und
erkundigte sich nach seiner Beschäftigung und dem Ziel
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