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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Territory so hetzen, ist es bald
hin.»
    Über eine Stunde hatten sie so
verplaudert, als sich der Ringer aus seiner wunderlichen Hockstellung vom Boden
erhob. «Ich muß jetzt gehen», sagte er, «sonst kommen die Nips zurück und
schöpfen Verdacht. Ben Leggatt hat mittlerweile abgekocht. Der wird sich
wundern, was mit mir ist!»
    Auch Joan war aufgestanden. «Es ist
furchtbar lieb von Ihnen, daß Sie uns die guten Heilmittel gebracht haben», sagte
sie. «Sie ahnen nicht, was das für uns bedeutet! Sagen Sie mir bitte: wie
heißen Sie?»
    «Joe Harman, Sergeant. Daheim hat man
mich Ringer Harman genannt... Ach, entschuldigen Sie, daß ich Sie heute
nachmittag Mrs. Boong genannt habe; es war nur ein dummer Witz...»
    «Mein Name ist Joan Paget», stellte sie
sich nun vor.
    «Das klingt ganz schottisch», fand der
Ringer.
    «Ist es auch. Ich bin zwar selbst keine
Schottin, aber meine Mutter stammt aus Perth.»
    «Die Familie meiner Mutter ist auch aus
Schottland, aus Inverness.»
    Joan reichte Joe die Hand: «Gute Nacht,
Sergeant! Es war wundervoll, wieder einmal mit einem Landsmann zu sprechen.»
    Er hielt die Hand fest, und der
Händedruck schien ihr fast ermutigender als die Worte: «Wissen Sie, Mrs. Paget,
ich will versuchen, ob ich die Nips dazu bringen kann, daß Ihre Gesellschaft
auf unseren Lastwagen mitfahren darf. Wenn sie nicht darauf eingehen, müssen
wir leider ohne Sie abfahren. Aber wenn ich Sie dann auf der Straße nach
Kuantan sehe, wird hoffentlich etwas am Wagen kaputt sein. Haben Sie noch einen
Wunsch?»
    «Seife», seufzte Joan. «Wenn Sie uns
vielleicht etwas Seife besorgen könnten...?»
    «Das sollte möglich sein.»
    «Wir haben überhaupt keine mehr»,
klagte sie. «Ich habe von einer unterwegs Gestorbenen eine kleine Brosche aus
Gold. Ich möchte sie gegen Seife eintauschen.»
    «Behalten Sie sie! Ich werde für Seife
sorgen.»
    «Jetzt, wo wir Medizin haben, ist Seife
für uns das wichtigste.»
    «Sie werden sie bekommen. Verzeihen
Sie, daß ich so viel geredet und Sie mit dem australischen Outback gelangweilt
habe, aber wissen Sie...», er stockte, «manchmal... ist man ein bißchen
herunter, dann glaubt man selber nicht mehr, daß man das alles noch einmal
wiedersieht...»
    «Sie haben mich keineswegs
gelangweilt», antwortete sie sanft: «Gute Nacht, Sergeant!»
    «Gute Nacht!»
    Als sie am Morgen den Frauen die
Medizinpäckchen zeigte, bemerkte Mrs. Price: «Sie haben ja ziemlich lange mit
dem netten jungen Mann geplaudert. Ich konnte gar nicht einschlafen. Er hat
eine reizende Art, nicht wahr, Miss Paget?»
    «Er hat Heimweh, der junge Mann»,
antwortete Joan. «Er hat mir von der Viehstation erzählt, von der er kommt, und
das tat ihm wohl.»
    «Heimweh?» wiederholte Mrs. Price. «Als
hätten wir das nicht alle!»
    Die beiden Australier hatten inzwischen
eine heftige Auseinandersetzung mit ihrem Korporal, der ihnen die Bitte, die
Frauen mitnehmen zu dürfen, rundweg abschlug. Doch ließ sich sein Standpunkt
begreifen. Beide Lastwagen waren weit über das zulässige Maß überladen. Nun
noch siebzehn Frauen und Kinder. Das hätte den Karren den Rest geben können,
und die beiden Wachen wären dafür von ihrem Vorgesetzten verprügelt worden.
    Nachdem Harman und Leggatt die
Hinterachse wieder richtig montiert hatten, waren sie zwei Stunden vor Mittag
zur Abfahrt bereit.
    «Du, Ben!» sagte Joe, «lenke den
Kleinen noch eine Minute ab! Ich will da hier etwas lockern.»
    Nach Ablauf dieser Minute brachen sie
auf. Harman fuhr als erster los. Aus einer gelockerten Röhrenverbindung
tröpfelte etwas Benzin. Das sollte als Alibi dienen, wenn ihnen infolge der dem
Chinesen verkauften achtzehn Liter nachher der Treibstoff ausging. Denn von
Maran bis Kuantan sind es noch genau fünfundfünfzig Meilen.
    Die Frauen hielten in Maran den Tag
über Rast, am folgenden wanderten sie auf der Landstraße bis zum Dorf Buan.
Unterwegs hielt Joan ständig nach den rückkehrenden Lastautos Ausschau. Sie
konnte nicht wissen, daß sie aus Mangel an Treibstoff in Pohoi liegengeblieben
waren und sich dadurch um einen Tag verspäteten. Auch in Buan schauten die
Frauen wieder und wieder nach den Australiern aus, deren Medizin schon ihre
Wirkung zeigte. Auch schien ihnen der Marsch auf der gutgeschotterten
Landstraße nach der Wanderung zwischen Schienen und durch Dschungel leichter.
Die Luft wurde zusehends gesünder, da man in höher gelegene Gegenden kam.
Einige glaubten sogar schon Seeluft zu riechen. Aller

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