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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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mir den Posten bis zu meiner Rückkehr
offen. Ich gehe gern wieder nach Wollara, wenn’s erst mal soweit ist...» Er
hing dem Gedanken nach und zählte weiter auf: «Wir hatten noch drei Ringers —
Weiße — und dazu Happy, Moonlight, Nugget, Snowy und Tarmac... das sind fünf;
es waren aber neun Boongs. Das ist alles.»
    «Neun was?»
    «Schwarze Boys, schwarze Stockmen, man
sagt auch Abos zu ihnen.»
    Sie hatte nachgezählt. «Aber das sind doch
erst dreizehn.»
    «Richtig! Mit Mr. Duveen vierzehn.»
    «Wie können vierzehn Mann die Unmenge
Vieh hüten?» fragte sie ungläubig.
    Er aber fand das nicht schwer. Wollara
sei eine leichte Station.
    «Weil es keine Umzäunungen braucht. Die
Zäune, die machen die Hauptarbeit, das Hüten. Wir aber haben den Palmer River
und die Levi Range im Norden, im Westen ist alles Sandland, im Süden den Kernot
Range und im Osten den Mount Ormerod und die Zwillinge. Vierzehn Mann reichen
gut aus für so eine Station. Wenn wir mehr Weiße hätten, wär’s freilich
leichter, aber die bekommt man nicht. Und diese elenden Boongs, die sind ja
immerzu auf Walkabout.»
    «Was ist das?»
    «Walkabout? Tja... so ein Abo-Ringer,
der kommt eines schönen Tages und sagt ganz einfach: ‹Boss, jetzt mache ich
Walkabout›. Und dann ist er nicht zu halten. Er verläßt die Station und wandert
im Lendenschurz mit einem alten Hut auf dem Kopf drauflos. Wenn er kein Gewehr
hat, nimmt er einen Speer oder den Bumerang und bleibt zwei bis drei Monate
weg.»
    «Wohin geht er denn?»
    «Einfach auf Wanderschaft. Bei so einem
Walkabout laufen sie weit, mein Wort darauf! Etwa fünfhundert Meilen, und wenn
sie genug haben, kommen sie wieder auf die Station und arbeiten weiter. Das
Dumme ist bei den Boongs, daß man nie weiß, ob sie nächste Woche noch da sind.»
    Fern der Heimat saßen die zwei in der
stillen Tropennacht auf den Stufen der malaiischen Schule. Über ihren Köpfen
fegten mit trockenem Geraschel der ledernen Flügel Fliegende Hunde.
    «Achtzehntausend Stück Vieh...», sann
das Mädchen vor sich hin.
    «Beiläufig!» bemerkte der genaue
Ringer: «Wenn es hübsch regnet, kommen wir auf einundzwanzigtausend oder auch
zweiundzwanzigtausend. In trockenen Jahren sinkt die Zahl auf dreizehn- bis
zwölftausend. Ich rechne, wir verlieren durch die Dürre jährlich etwa
dreitausend Stück.»
    «Und Sie können ihnen kein Wasser
verschaffen?»
    Er lächelte nachsichtig. «Doch nicht
mit vierzehn Mann. Im Territory und Northern Queensland verdurstet jedes Jahr
so viel Vieh, daß man ganz England ernähren könnte. In Wollara ist es durch die
Pferde natürlich noch schlimmer.»
    «Pferde?»
    «Mein Wort darauf. Wir haben zirka
dreitausend Brumbies. Wildpferde, mit denen wir nichts anfangen können, das
reine Ungeziefer! Vor Jahren war Wollara eine Pferdestation und hat die indische
Armee beliefert, aber jetzt wird man die Tiere nicht los. Ein paar brauchen wir
ja, etwa hundert, als Lasttiere und so. Die andern kann man nur loswerden, wenn
man sie abknallt, aber dazu bringen Sie nie einen Ringer, daß er Pferde
erschießt. Sie fressen dem Vieh das Futter weg, und was übrig bleibt, wird
durch sie ruiniert. Wo ein Pferd war, weidet unser Vieh nicht gern.»
    Joan wollte noch wissen, wieviel die
Station Wollara in Länge und Breite mißt, und erhielt die Antwort: «Na, also in
westöstlicher Richtung etwa neunzig Meilen und in nordsüdlicher, an der
breitesten Stelle, fünfundvierzig bis fünfzig. Aber es ist eine angenehme
Station, weil das Gehöft ziemlich genau in der Mitte liegt; da hat man es nach
allen Richtungen nicht zu weit, am weitesten noch zum Kernot Range, etwa
sechzig Meilen.»
    «Sechzig Meilen vom Gehöft, in dem Sie
wohnen?!»
    «Richtig.»
    «Sind in der Nähe noch mehr Gehöfte?»
fragte sie, und er mußte sich abermals wundern.
    «Auf jeder Station ist nur ein Gehöft»,
erklärte er ihr geduldig. «Einige wenige haben außerdem noch ein Vorwerk, eine
Art Schuppen, in dem die Boys ihre Decken und etwas Proviant lassen können.»
    «Wie lange brauchen Sie bis zum
weitesten Punkt, zum Kernot Range?»
    «Bis zum Range? Na, hin und zurück kaum
eine Woche, das heißt: mit Pferden; mit dem Lastwagen schafft man es in
anderthalb Tagen. Aber mit Pferden ist es besser, obwohl sie ein bißchen
langsam sind. So ein Lastpferd geht seinen Schritt; Sie bringen es nicht in
Trab und Galopp. Das ist nicht wie im Film, wo die Kerle auf ihren Gäulen durch
die Welt galoppieren. Wenn Sie Ihr Roß im

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