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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Mut war durch die
Begegnung mit den Aussies beflügelt. Doch als diese auf der Fahrt landeinwärts
nach Buan kamen, entging dies den Frauen.
    Am Abend aber kam ein kleines Malaienmädchen
und brachte ein Päckchen mit sechs Stück Lifebuoy-Seife. Auf dem braunen
Einwickelpapier stand: «Für Mrs. Paget» und innen auf einem Zettel:
     
    «Dear Lady, anbei etwas Seife, später
hoffentlich mehr! Leider konnten wir Sie nicht besuchen; der Japaner ließ uns
nicht halten. Der Chinese in Maran versprach, Ihnen die Seife zu schicken. Auf
unserm Rückweg werden wir, wenn es irgend möglich ist, stoppen. Halten Sie,
bitte, Ausschau!
    Joe Harman.»
     
    Die Frauen waren entzückt; Mrs. Warner
schnupperte begeistert. «Karbolseife! Wo sie die bloß herhaben?»
    «Es bestehen zwei Möglichkeiten», sagte
Joan. «Entweder haben sie sie gestohlen, oder sie haben etwas gestohlen, womit
sie sie bezahlt haben.» Letzteres stimmte. In Pohoi hatte ihr japanischer
Wachtmann seine Stiefel ausgezogen, um sich im Dorfbrunnen die Füße zu waschen.
Er hatte dazu dreißig Sekunden gebraucht, und als er sich wieder umdrehte,
waren die Stiefel weg. Die zwei Australier konnten es nicht gewesen sein, denn
sie tauchten gleich darauf aus der entgegengesetzten Richtung auf. Es war ein
Geheimnis, das niemals entdeckt wurde. Ben Leggatt erwies sich jedoch seinem
Wärter als äußerst gefällig, indem er am gleichen Abend einem schlafenden
Japaner dessen Stiefelpaar stahl und es dem vorher Bestohlenen brachte, der
darüber so beglückt war, daß er Ben einen Dollar schenkte.
    Am nächsten Tag zogen die Frauen nach
Berkapor. Der Weg ging unter Bäumen in sanften Windungen hügelan. Die Luft war
erquickend. Gleich beim Dorfeingang tauschte Mrs. Price ein Paar alte
Pantoffeln aus der Horsefallschen Hinterlassenschaft, womit sie sich seit
Wochen abgeschleppt und die sie kaum einmal benutzt hatte, gegen frische,
milchreiche Kokosnüsse, eine pro Kopf! Zum erstenmal auf ihrer Wanderung
tranken alle den milchigen Saft, und er tat ihnen wohl.
    Sie logierten in einem Schuppen am
Straßenrand, und kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen die beiden Lastwagen
mit den Chauffeuren Ben Leggatt und Joe Harman in Sicht und hielten im Dorf.
Wie das vorige Mal waren sie hoch beladen mit Schienen und Schwellen und auf
dem Wege zur Küste. Von ihrem Sergeanten und dem Soldaten begleitet, eilten
Frauen und Kinder zum Halteplatz. Die beiderseitigen Wachen kamen sogleich ins
Plaudern.
    Joe Harman wandte sich eifrig an Joan:
«In Jerantut sind wir mit dem Aufladen nicht rechtzeitig fertig geworden, um
heut noch bis Kuantan zu fahren. Ben hat ein Schwein!»
    «Ein Schwein?!»
    Alles drängte um Bens Lastauto, dessen
Schienen- und Schwellenladung von einem schwarzen, langnasigen indischen
Schwein gekrönt war. Es war zwar etwas ramponiert und mit Fliegen bedeckt, aber
erstaunlich groß. Auf der Straße unweit des Tekamflusses war es Leggatts Auto,
das die Führung hatte, in die Quere gerannt, Ben hatte es mit seinem Wagen eine
Viertelmeile weit gehetzt; der japanische Korporal hatte sechsmal danach
geschossen, jedesmal danebengetroffen, mit dem siebenten Schuß das fliehende
Tier verwundet, worauf Ben es mit dem linken Vorderrad überfahren konnte.
Nachdem die zwei Weißen mit ihren japanischen Wächtern die Beute aufgeladen
hatten, machten sie sich aus dem Staube, bevor der aufgebrachte chinesische
Eigentümer sein Eigentumsrecht an dem Schwein geltend machen konnte. «Die
sollen nur essen, was in sie hineingeht», bemerkte Joe Harman gelassen zu Joan:
«Lassen Sie es meine Sorge sein! Für euch fällt auch noch was ab.»
    Tatsächlich erhielten die Frauen im
Laufe der Nacht etwa fünfunddreißig Pfund Schweinefleisch, das ihnen in
mehreren Lieferungen zugestellt wurde. Sie zündeten hinter ihrem Schuppen mit
den Schalen der Kokosnüsse ein Feuer an, auf welchem sie ihren Reis mit dem
Fleisch zu einem Ragout verarbeiteten. Davon verzehrten sie, soviel ihnen
ratsam schien, und behielten immer noch genug für die drei Mahlzeiten bis zu
ihrem Weitermarsch übrig. Zum erstenmal seit Monaten vollauf gesättigt, saßen
sie danach teils im Schuppen, teils an der Straße, als die Australier zum
Plaudern herüberkamen.
    «Entschuldigen Sie, Mrs. Paget, wir
konnten Ihnen nicht mehr Schweinefleisch schicken!» sagte Joe Harman zu Miss
Paget in seiner gedehnten queensländischen Redeweise, «wir mußten leider den
Japanern den Löwenanteil lassen.»
    «Es war fabelhaft», dankte das

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