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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Mädchen,
«so gut haben wir noch nie gefuttert. Wir haben gegessen, was nur in uns
hineinging, und haben dabei immer noch reichlich für morgen.»
    Das sei notwendig, fand der gute Joe.
«Ihr seid ja bloß noch Haut und Knochen — entschuldigen Sie vielmals!» Er
hockte wieder auf seine eigentümliche Art, das linke Bein ausgestreckt, zu
ihren Füßen nieder.
    «Allerdings», gab sie zu. «Wir sind
recht mager, aber es geht uns bedeutend besser als vorher! Das chinesische
Medikament, das Sie uns als Ersatz für Glaubersalz gebracht haben, war famos.
Es hat sogleich gestopft.»
    «Fein», sagte er, «ich will sehen, daß
wir in Kuantan noch mehr von dem Zeug bekommen.»
    «Das Schwein war eine wahre
Gottesgabe», fuhr sie fort. «Das und die frischen Kokosnüsse, die wir heute
kaufen konnten! Bisher sind wir gottlob von Beriberi-Krankheit verschont
geblieben.»
    «Weil wir frischen Reis hatten», warf
Mrs. Frith unerwartet dazwischen. «Beriberi bekommt man von altem oder
geschältem Reis. Wir waren aber immer in Reisgegenden.»
    Der junge Australier kaute nachdenklich
an einem Halm. «Ein trauriges Leben für Ladies wie Sie! Hausen zu müssen wie
hier und schlechter zu essen als die Boongs! Das wird den Japanern einmal
heimgezahlt werden!»
    Er wandte sich an Joan: «Was haben die
Ladies denn in Malaya getan?» fragte er, und sie antwortete: «Die meisten von
uns sind verheiratet; die Männer waren in Stellung.»
    «Mein Mann», mischte Mrs. Frith sich
wiederum ein, «war Distrikts-Ingenieur an der Bahn. Wir hatten in Kajang einen
netten Bungalow.»
    «Die Ehemänner sind wohl alle von Ihnen
getrennt interniert worden?» sagte Harman, und Mrs. Price bestätigte: «Mein
Arthur soll in Singapore sein, habe ich gehört, als wir in Port Dickson waren.
Es sind, denke ich, alle in Singapore.»
    «Alle im Camp, und Sie müssen gefangen
im ganzen Lande herumziehen!»
    «Es ist aber doch schön, zu wissen»,
sagte die alte Frau, «daß es ihnen dort einigermaßen gutgeht und man hoffen
kann, sie wohlbehalten wiederzufinden, wenn alles vorbei ist.»
    «Nach der Art, wie man Sie überall
herumhetzt, sieht es so aus, als wüßten die Kerle selber nicht, was sie mit
Ihnen anfangen sollen», äußerte Sergeant Harman. «Da sollte es doch nicht allzu
schwer für Sie sein, an einem Ort wie etwa dem da zu bleiben, bis der Krieg aus
ist.»
    Darüber habe sie schon sehr
nachgedacht, bemerkte Joan: «Seit Mrs. Frith dazu riet. Die Schwierigkeit ist
zunächst einmal die: Der Japs ernährt uns oder sorgt dafür, daß uns jeweils ein
Dorf ernährt. Bezahlt werden die Bauern ja nie dafür. Wir müßten uns unseren
Lebensunterhalt selbst verdienen, aber vorläufig sehe ich nicht, wie wir das
könnten.»
    «Es war ja nur eine Idee», sagte der
Australier, und schon schoß ihm eine zweite durch den Kopf: «Ich wüßte, wo ein
Huhn zu finden wäre, vielleicht sogar zwei! Wenn’s klappt, werfe ich sie euch
übermorgen, wenn wir wieder landeinwärts fahren, vom Wagen aus zu.»
    «Wir haben die Seife noch nicht
bezahlt!» erinnerte Joan.
    «Bitte, denken Sie nicht daran!» sagte
er mit queensländischer Langsamkeit. «Ich habe sie ja nicht bar bezahlt,
sondern bloß gegen ein Paar Gummistiefel eingetauscht.» Er berichtete langsam
mit trockenem Humor die Geschichte vom Fußbad und schloß: «Sie haben die Seife,
der Japse hat ein anderes Paar Stiefel, Ben einen Dollar, und alle sind
glücklich und zufrieden.»
    «Aha!» machte Joan. «Nach diesem System
wollen Sie wohl auch das Huhn erwerben?»
    «Auf irgendeine Weise wird es
geschehen», sprach er bedeutsam. «Die Damen müssen zu Kräften kommen.»
    «Sie dürfen sich keiner Gefahr
aussetzen!» warnte Joan.
    Er aber schmunzelte: «Werte Mrs. Boong!
Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten und befolgen Sie
die wichtigste aller Gefangenenvorschriften: ‹Nimm, was du kriegen kannst.›»
    Sie lachte. Es gefiel ihr, daß er sie
Mrs. Boong nannte; es knüpfte ein zartes Band zwischen ihr und dem Fremden, daß
er sie wegen ihrem malaiischen Sarong und dem Baby aufzog, das sie nach
Malaiensitte an ihrer Hüfte trug. Beim Worte «Boong» gedachte sie Australiens,
seiner urwüchsigen «Ringer» und äußerte, teils weil sie wußte, wie gern er von
seiner Heimat sprach, die Frage: «Sagen Sie, ist es in Ihrer Gegend im
Mittelpunkt von Australien sehr heiß? Heißer als hier?»
    «Oh, mein Wort drauf! Wenn’s will, kann
Wollara heiß sein: bis hundertachtzehn Fahrenheit! Aber es

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