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Eine Studie in Scharlachrot

Eine Studie in Scharlachrot

Titel: Eine Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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daß ein augenblicklicher Tod besser wäre als die Ungewisse Spannung, die seine Nerven erschütterte und sein Herz gefrieren ließ. Er sprang vorwärts, schob den Riegel zurück und riß die Tür auf.
    Draußen war alles still und ruhig. Die Nacht war schön, und über ihm zwinkerten hell die Sterne. Vor den Augen des Farmers lag der kleine Vorgarten, begrenzt von Zaun und Tor, aber weder dort noch auf der Straße war ein Mensch zu sehen. Mit einem Seufzer der Erleichterung sah Ferrier nach rechts und links, bis er mit einem zufälligen Blick nach unten verwundert sah, daß vor seinen Füßen ein Mann flach auf dem Bauch lag, mit ausgestreckten Armen und Beinen.
    Dieser Anblick raubte ihm so sehr die Fassung, daß er sich an die Wand lehnte und sich mit der Hand die Kehle zuhielt, um nicht zu schreien. Sein erster Gedanke war der, daß die ausgestreckte Gestalt die eines Verwundeten oder Sterbenden sei, aber als er sie beobachtete, sah er, wie sie sich mit der Schnelligkeit und Geräuschlosigkeit einer Schlange über den Boden und in die Diele wand. Als er im Haus war, sprang der Mann auf die Beine, schloß die Tür und zeigte dem erstaunten Farmer das grimme Gesicht und die entschlossene Miene von Jefferson Hope.
    »Lieber Gott!« ächzte John Ferrier. »Sie haben mich vielleicht erschreckt. Was hat Sie nur dazu gebracht, so hereinzukommen?«
    »Geben Sie mir etwas zu essen«, sagte der andere heiser. »Ich habe seit achtundvierzig Stunden keine Zeit gehabt, etwas zu mir zu nehmen.« Er fiel über das Brot und das kalte Fleisch her, das vom Abendessen seines Gastgebers noch auf dem Tisch lag, und verschlang es gierig. »Hält Lucy sich gut?« fragte er, als er seinen Hunger gestillt hatte.
    »Ja. Sie kennt die Gefahr nicht«, erwiderte ihr Vater.
    »Das ist gut. Das Haus wird von allen Seiten bewacht. Deshalb bin ich bis hierhin gekrochen. Sie mögen ganz schön schlau sein, aber nicht schlau genug, um einen Washoe-Jäger zu schnappen.«
    Nun, da er wußte, daß er einen zuverlässigen Verbündeten hatte, fühlte sich John Ferrier wie ein anderer Mann. Er ergriff die ledrige Hand des jungen Mannes und schüttelte sie herzlich. »Sie sind einer, auf den man stolz sein kann«, sagte er. »Es gibt nicht viele, die unsere Gefahr und unsere Sorgen teilen würden.«
    »Da haben Sie ins Schwarze getroffen, Partner«, erwiderte der junge Jäger. »Ich achte Sie, aber wenn Sie allein in dieser Sache hingen, würde ich es mir sehr gut überlegen, ehe ich meinen Kopf in so ein Hornissennest stecke. Ich bin wegen Lucy gekommen, und bevor ihr etwas zustößt, schätze ich, gibt es in Utah ein Mitglied der Hope-Familie weniger.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Morgen ist Ihr letzter Tag, und wenn Sie nicht heute nacht handeln, sind Sie verloren. Ich habe ein Maultier und zwei Pferde, die im Eagle Canyon warten. Wieviel Geld haben Sie?«
    »Zweitausend Dollar in Gold und fünf in Noten.«
    »Das wird reichen. Ich kann ungefähr so viel dazulegen. Wir müssen versuchen, durch die Berge nach Carson City zu kommen. Sie sollten am besten Lucy wecken. Gut, daß die Knechte nicht im Haus schlafen.«
    Während Ferrier ging, um seine Tochter auf die baldige Reise vorzubereiten, packte Jefferson Hope alles Eßbare, das er finden konnte, zu einem kleinen Paket und füllte eine irdene Kruke mit Wasser, denn aus Erfahrung wußte er, daß die Brunnen in den Bergen rar waren und weit auseinanderlagen. Er hatte seine Vorkehrungen kaum beendet, als der Farmer mit seiner Tochter zurückkam, die angekleidet und zum Aufbruch bereit war. Die Begrüßung zwischen den Liebenden war warm, aber kurz, denn die Minuten waren kostbar, und es blieb vieles zu erledigen.
    »Wir müssen sofort aufbrechen«, sagte Jefferson Hope mit leiser, aber entschlossener Stimme wie einer, der die Größe der Gefahr kennt und sein Herz gestählt hat, ihr entgegenzutreten. »Die Vorder-und Hintertüren werden bewacht, aber mit Vorsicht können wir durch das Seitenfenster und über die Felder entkommen. Wenn wir erst die Straße erreichen, sind es nur noch zwei Meilen bis zur Schlucht, wo die Pferde warten. Bei Tagesanbruch sollten wir halb durch die Berge sein.«
    »Was, wenn man uns aufhält?« fragte Ferrier.
    Hope klopfte auf den Revolverkolben, der vorn aus seinem Jagdrock ragte. »Wenn es für uns zu viele sind, werden wir zwei oder drei von ihnen mitnehmen«, sagte er mit einem finsteren Lächeln.
    Alle Lichter im Haus waren gelöscht, und durch das verdunkelte Fenster

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