Eine stuermische Braut
einzugehen.
Kanonen und Gewehren hatte er sich gegenübergesehen, hatte ganze Schlachten befehligt. Und doch, inzwischen war sie ihm so wichtig geworden, dass er nicht das geringste Risiko eingehen wollte, zurückgestoßen zu werden. Nicht wenn es irgendeinen Weg gab, genau das zu vermeiden.
Daher würde er bis zum Abschluss der Mission warten, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Abgesehen von allem anderen, was ihn beschäftigte, würde die Mission ab morgen ohnehin Vorrang haben; er und auch sie würden alle persönlichen Angelegenheiten beiseiteschieben müssen.
Phoebe ließ den Blick über den Tisch zu ihrem Ehemann schweifen, dann zu Charles.
»Nun, ich denke, ihr zwei solltet uns erklären, wie ihr unsere Reise nach Elveden organisiert habt.«
Logan grinste kaum merklich, als Deverell und Charles gehorchten.
Die drei Männer hatten den Nachmittag mit den nötigen Vorbereitungen verbracht - den Kutscher ausgewählt, die Kutsche für die Reise beschafft. Charles und Deverell hatten sich anschließend um die beiden Kutschen gekümmert, die Penny, Phoebe und die Kinder auf ihre Reise Richtung Osten mitnehmen sollten, hatten Fahrer, Wachen und Waffen organisiert.
Logan war beeindruckt gewesen, wie Charles und Deverell sich gekümmert hatten. Erleichtert und zuversichtlich. Noch nicht einmal der Sekte, so hatte er gedacht, würde es gelingen, die zwar versteckt, aber trotzdem schwer bewaffnete Kavalkade zu überwältigen, die die beiden Männer organisiert hatten. Die Wachen verfügten über Erfahrung, waren loyal und verstanden sich auf ihr Handwerk. Penny, Phoebe und die Kinder würden sicher reisen können.
Der Gedanke an Sicherheit nagte an ihm. Er schaute kurz nach rechts auf Linnet; sie konzentrierte sich ganz auf die Unterhaltung, schweigend, aber beobachtend. Logan ließ den Blick über ihr Gesicht wandern, über die Zartheit unter ihrer Entschlossenheit.
Irgendetwas in ihm regte sich. Er wandte den Blick ab, bevor sie ihn spürte.
Auch sie würde in Sicherheit sein - dafür würde er sorgen, genau so, wie Charles und Deverell auf nichts anderes geachtet hatten als darauf, dass Phoebe und Penny in Sicherheit reisen konnten.
Insgeheim fragte er sich allerdings, ob es tatsächlich das beste Arrangement für sie war, wenn sie ihn begleitete - weil er dann wusste, dass ihr nichts zustoßen konnte, und er in dieser Hinsicht erleichtert war -, oder nicht vielmehr nur das beste Arrangement für ihn?
Darüber grübelte er immer noch nach, als das Dinner beendet war, er sich mit den beiden anderen Männern erhob und sie alle drei den Ladys in den Salon folgten.
An diesem Abend zogen sie sich recht früh zurück. Ihre Pläne für den nächsten Tag sahen vor, noch vor Morgengrauen aufzubrechen; das galt zumindest für die drei Männer und für Linnet. Penny und Phoebe würden natürlich auch schon auf den Beinen sein, sich um ihre Ehemänner kümmern und sie alle dann auf den Weg schicken.
Linnet stand in ihrem Schlafzimmer am Fenster. Ganz bewusst nutzte sie die Augenblicke, bis Logan auftauchen würde, um noch einmal Bilanz zu ziehen - im Geiste festzuhalten, wo er und sie eigentlich standen, bevor sie zu einer Reise aufbrachen, die, wie sie vermutete, einem Spießrutenlauf ähneln würde. Sie würden auf der Flucht sein, und die Sekte würde sie angreifen. Nach allem, was ihr über die Männer zu Ohren gekommen war, war zu erwarten, dass die nächsten Tage genau so ablaufen würden.
Nicht der passende Zeitpunkt, um irgendwelche Entscheidungen über sich und ihn zu treffen. Trotzdem wollte sie nicht am Ende der Reise ohne klare Vorstellung dastehen, wo sie eigentlich waren, welche Fragen immer noch drohend über ihnen schwebten und was sie als Nächstes zu tun hatte.
Er hatte verkündet, dass er sie heiraten wolle und hatte unnachgiebig darauf bestanden. Anfangs hatte sie so darauf reagiert, dass sie niemals die Frau sein könne, die er brauchte. Aber nachdem sie den Tag mit Phoebe und Penny verbracht und Charles und Deverell beobachtet hatte, nachdem sie gesehen und gespürt hatte, wie solche Ehen funktionierten, hatte sie ihre Auffassung über Bord geworfen. Falls er und sie es wünschten, konnte sie durchaus die passende Frau für ihn sein.
Immer unterstellt, dass sie seinen Erwartungen und seinen besonderen Erfordernissen genügen konnte. Denn das war eine Sache, über die sie noch gar nicht geredet hatten. Im Moment blieb ihnen allerdings auch keine Zeit mehr dazu.
Sie starrte in die Nacht hinaus
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