Eine stuermische Braut
verbeugte sich ebenfalls und stellte die Terrine vor Linnet ab.
Mit einem Knicks drehte die Frau sich wieder weg, scheuchte die Serviermädchen vor sich aus dem Zimmer und schloss die Tür.
Linnet musste den Blick gar nicht über die drei Gesichter am Tisch schweifen lassen, um zu wissen, dass die Männer genau wie die Gastwirtin erwarteten, Linnet solle die Suppe servieren. Ihre Lippen zuckten nur leicht, als sie es tat. Die Ochsenschwanzbrühe war köstlich, genau wie die verschiedenen Sorten gebratenes Fleisch, das gemischte Gemüse und die Puddinge, die als Beilage gereicht wurden.
Gleich zu Anfang war der Gastwirt noch einmal mit drei Bechern Ale für die Männer und einem Glas Ingwerwein für Linnet hereingekommen. Wieder einmal nagte das ehrerbietige »Ma’am« des Gastgebers an Linnet; trotz der Tatsache, dass sie keinen Ring trug, wurde sie von allen behandelt, als wäre sie Logans Frau - er selbst machte keine Ausnahme.
Sie fühlte sich dadurch leicht aus der Bahn geworfen und schätzte dieses Gefühl ganz und gar nicht.
Aber Logan, Charles, Deverell und sie hatten eigentlich dringendere Sorgen.
Als nur noch die Platte mit Käse und Walnüssen zurückgeblieben war, stopfte Charles sich ein Stück Käse in den Mund, sammelte eine Hand voll Nüsse ein und stieß sich vom Tisch ab.
»Ich schaue mich hier mal um.«
Deverell nickte.
»Ich komme mit.«
Von der Tür aus schaute Charles zu Logan zurück.
»Gib uns mindestens eine Stunde, bevor du uns die Kavallerie nachschickst.«
Logan nickte. Dann waren die beiden verschwunden.
Zwanzig Minuten später, als Charles mit verwirrter Miene zurückkehrte, drehte Logan sich vom Fenster weg.
»Sie sind hier.« Charles wartete, bis Deverell ebenfalls eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund haben sie sich weiter unten an der Straße versammelt. Alle acht.«
Am Tisch blieb Deverell stehen. Auch er hatte die Stirn besorgt in Falten gelegt.
»Sie wissen, dass wir hier sind. Sie halten Wache, und zwar an der Einfahrt zum Hof des Gasthauses.« Er schaute Logan an. »Zuerst haben wir weiter vorn an der Strecke gesucht und sind dann im Kreis den ganzen Weg zurückgegangen, bevor wir sie gefunden haben. Es sieht so aus, als ob sie die Absicht hätten, uns nur zu folgen, anstatt uns anzugreifen, obwohl es immerhin acht sind.«
»Mir ist nicht klar, wie sie von hinten angreifen können. Nicht auf solchem Gelände, auf solchen Straßen, gegen eine schnelle Kutsche und vier Leute.« Charles ließ den Blick zu Logan wandern. »Irgendetwas ist uns entgangen.«
Logan schwieg kurz.
»Ich glaube, ich weiß, was es ist.« Er schaute Deverell an. »Haben Sie noch die Karte?«
Deverell zog eine Karte aus seiner Tasche und faltete das Pergament auf dem Tisch sorgfältig auseinander. Linnet erhob sich aus ihrem Sessel und schloss sich den Männern an. Alle vier betrachteten das Papier.
»Wir sind hier«, Deverell zeigte auf einen Ort namens Bridgwater, »zurzeit auf der Straße nach Bristol. Unser Ziel ist Bath, das liegt hier.« Er zeigte auf die Stadt nordöstlich von Bridgwater und südöstlich von Bristol. »Es sind etwa fünfunddreißig Meilen Luftlinie, fünfzig oder mehr auf der Straße. Vielleicht fünf Stunden zu fahren. Wir sind deshalb hierhergekommen, weil man von hier aus auf vielen verschiedenen Wegen nach Bath gelangen kann.« Einige Wege zeichnete er mit der Fingerspitze nach. »Keiner dieser Wege ist geeignet, einen Angriff aus dem Hinterhalt zu verüben. Warum also acht Leute zur Verfolgung schicken, wenn einer oder höchstens zwei auch reichen würden?«
»Weil sie glauben, dass wir nach Bristol unterwegs sind und uns nicht einfach nur folgen.« Logan zeigte auf Bristol, das nordnordöstlich lag, und fing die Blicke der anderen auf. »Wir wissen doch, dass Ferrar seine Männer zu den Häfen der Südküste geschickt hat, da es die Häfen sind, an denen wir Kuriere höchstwahrscheinlich landen werden. Aber was ist mit den drei Fregatten, die die Esperance angegriffen haben? An der gesamten Südküste gibt es wohl keinen Kapitän, der die Esperance nicht erkennen würde. Daher werden sie sich hüten, das Schiff anzugreifen, und zwar ganz besonders dann, wenn es unter Marineflagge segelt. Ich habe Linnets Mannschaft befragt, was sie wohl glaubt, woher diese Schiffe kommen. Aus einem Hafen der Ostküste, vermuteten sie, und falls Ferrar Männer zu den Häfen an der Ostküste geschickt hat,
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