Eine stuermische Braut
Fingerspitzen auf die Karte. »Und folgt man dieser Logik, so würde ich sagen, es ist ziemlich sicher, dass Delborough und Hamilton die Lock-vogelbriefe tragen. Genau wie Sie. Das Original kommt zuletzt, mit Carstairs.«
Logan betrachtete die Karte mit ganz neuem Interesse.
»Wo wird Rafe also landen?«
Deverell verzog das Gesicht.
»Wenn Ferrar morgen nicht geschnappt wird, wird er wieder nach Westen eilen müssen, um zu verhindern, dass wir von Bedford nach Elveden durchbrechen. Trotzdem sieht es so aus, dass wir höchstwahrscheinlich zwischen Cambridge und Elveden mit Ärger rechnen müssen. Irgendwo auf Cynsters Gebiet.« Deverell beugte sich nachdenklich über die Karte. »Jede Wette, dass Royce Carstairs über einen der östlichen Häfen einreisen lässt. Über Great Yarmouth, Lowestoft, Felixstowe oder Harwich.«
»Mit anderen Worten, Ferrar wird wieder nach Osten rennen ... es sei denn, wir bringen ihn zur Strecke.« Linnet schaute die Männer an.
»Stimmt«, sagte Charles, »nur ... bei Royce liegt die Sache so, dass man nichts Genaues sagen kann. Es könnte durchaus sein, dass er Carstairs schon gesund und munter nach Kings Lynn gebracht hat, wo er nur auf den passenden Moment wartet, um nach Süden zu eilen.«
Deverell nickte.
»Blufft Royce nur? Oder spielt er einen doppelten Bluff? Unmöglich vorherzusagen, in welche Richtung er stürmt oder welche Pläne er geschmiedet hat.«
Kurz darauf hielt Logan noch einmal Wolverstones Schreiben in die Höhe und blätterte eine Seite um.
»Das war noch nicht alles. Unsere Anweisung lautet, morgen nach Bedford vorzurücken, wo uns im Swan Hotel weitere Befehle erreichen sollen. Wolverstone rechnet nicht damit, dass wir es morgen mit ernstem Widerstand zu tun bekommen. Aber er warnt uns davor, dass wir uns übermorgen auf einen größeren Hinterhalt vorbereiten sollten. Wir sollten früh aufbrechen und versuchen, dafür zu sorgen, dass sämtliche Aktionen erst hinter Cambridge geschehen. In der Gegend hinter Cambridge halten die Cynsters sich bereit, unterstützend einzugreifen.«
Charles nickte.
»Genau wie wir es uns gedacht haben.«
Logan legte Wolverstones Brief nieder und starrte auf die Karte.
»Es ist nur so«, fuhr er kurz darauf fort, »ich habe auf die harte Tour lernen müssen, der Schwarzen Kobra niemals über den Weg zu trauen. Royce geht davon aus, dass Ferrar vor Ort sein muss, um irgendwelche größeren Aktionen zu dirigieren. Ich muss zugeben, dass ich in all den Monaten, die wir jetzt schon auf dem offenen Schlachtfeld gegen sie kämpfen, keine Sektenmitglieder erlebt habe, die unabhängig von einer höheren Ebene, vermutlich Ferrar selbst, handeln können. Aber niemand von uns hat von Ferrar je mehr mitbekommen als nur einen Lufthauch.«
»Das könnte heißen«, Linnet setzte seine Schlussfolgerung fort, »dass Ferrar zumindest über einige Henkersleute verfügt, denen er Zutrauen kann, andere Leute im Feld zu lenken. Damit kann er Befehle geben und ausführen lassen, auch wenn er nicht da ist. Es kann also sein, dass er schon längst ein paar Pläne geschmiedet hat, wie er mit uns verfahren will ... nicht speziell mit uns vieren, sondern mit allen Kurieren, die aus dieser Richtung eindringen.«
Logan nickte und sah Deverell an.
»Wir haben acht Leute, die uns folgen. Sie tun tatsächlich nichts anderes, als uns zu folgen. Es ist sonnenklar, dass irgendwo ein Hinterhalt auf uns wartet. Aber wo? Diesseits von Bedford? Diesseits von Cambridge? Ich an Ferrars Stelle würde nicht wollen, dass der Überfall noch später stattfindet. Und obwohl durch Del und seine Kameraden deren Anzahl in dieser Gegend um vierzehn verkleinert wurde, stehen ihm noch viel mehr Männer zur Verfügung.«
»Auf den Schiffen haben wir sie praktisch außer Gefecht gesetzt«, sagte Linnet, »dort haben sich mindestens dreißig Sektenmänner aufgehalten, von denen die meisten überlebt haben dürften.«
»Versetzen Sie sich doch mal in Ferrars Lage.« Logan schaute Charles und Deverell an. »Er weiß jetzt oder ahnt zumindest, dass die Kuriere alle in Richtung Elveden unterwegs sind oder doch in die Gegend. Er weiß auch, dass er sich Kurieren gegenübersieht, die aus Süden und Südosten kommen. Und einer wahrscheinlich aus Westen. Ihm stehen unbeschränkt viele Männer zur Verfügung.« Er machte eine Geste in Richtung der Karte. »Wenn Sie sich hier aufhalten würden, wo würden Sie eine Truppe stationieren, um einen Kurier aus dem Westen zu
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