Eine stuermische Braut
die oberen Stockwerke des Hotels. Alle husteten; Linnets Augen brannten.
Deverell schüttelte den Kopf.
»Flammen hin oder her, hier können wir auf keinen Fall bleiben.«
»Rauch kann ebenso leicht töten wie Feuer.« Charles zog sein Taschentuch straff.
Logan nickte grimmig.
»Wir sollten probieren, über den Hinterausgang ins Freie zu gelangen.«
Hustend und in gebückter Haltung rannten sie rund um die Galerie und versuchten, den schlimmsten Qualm zu vermeiden. Logan fand die rückwärtige Treppe und wollte hinunterhasten, mit Linnet im Schlepptau und Charles und Deverell hinter ihr.
Die halbe Treppe stiegen sie gegen den aufsteigenden Rauch hinab, bis Logan abrupt anhielt. Er nickte zum Fensterbrett neben sich.
»Seht mal.«
Schon an seinem Tonfall erriet Linnet, was sie gleich sehen würde. Er gab das Fenster frei, sie folgte ihm und ließ Charles und Deverell ebenfalls hinausschauen.
Die Sektenmänner hatten sich hinter Fässern und Karren im Hof des Gasthauses verbarrikadiert. Sie zählte zehn.
Charles schüttelte grimmig den Kopf, richtete sich auf und begegnete Logans Blick.
»Das sind Aussichten, die mir gar nicht behagen. Es kann sein, dass wir mit denen fertigwerden, die wir sehen können, aber falls noch mehr in Kampfweite sind, was wahrscheinlich ist, dann stecken wir in echten Schwierigkeiten.«
Außerdem batten sie Linnet bei sich.
Obwohl die Worte ungesagt blieben, hörte Logan sie laut und deutlich. Er blickte an Charles vorbei zu Deverell.
»Charles hat erwähnt, dass das Hotel auf der vierten Seite an ein anderes Gebäude grenzt. Also müssen wir es über das Dach versuchen.«
Niemand widersprach.
Deverell drehte sich um.
»Ich glaube, dass das Hotel das höchste Gebäude in der Gegend ist. Mit Glück sind die Bogenschützen auf der anderen Seite nicht in der Lage, uns zu erspähen.«
So schnell wie möglich eilten sie auf die Galerie im ersten Stock zurück.
»Hier entlang.« Linnet übernahm die Führung in Richtung der Tür, durch die die Hotelangestellten vom Dachboden heruntergekommen und nach unten geströmt waren. Jenseits der Tür entdeckten sie die Treppe zum Dachboden, glücklicherweise weniger verqualmt. Rasch kletterten sie hinauf; Deverell schloss die Tür.
Kaum befanden sie sich auf dem Dachboden, schwärmten sie aus und suchten. Hier oben war die Luft zwar klarer, aber der Rauch drang immer noch stetig hinein. Unten auf der Straße hörten sie Rufe, dann Schreie, wachsende Unruhe, beinahe Krawall. Linnet versuchte, aus dem Dachbodenfenster hinauszublicken, aber die Balkone weiter unten versperrten ihr die Sicht.
»Klingt nach einem großen Durcheinander«, sagte Deverell, »als ob die Stadtbevölkerung daran Anstoß nimmt, dass die Fremden ihr Hotel in Brand setzen.«
»Das verleiht der richtigen Seite mehr Kraft«, erwiderte Charles, »leider dürfen wir nicht rausgehen und uns einmischen.«
Schließlich hatte Logan die richtige Tür gefunden.
»Hier entlang.«
Sie warteten, bis sie alle versammelt waren.
»Wir gehen rauf und raus, und mit ein bisschen Glück halten sich dort keine Sektenmänner auf. Wir sollten uns aber trotzdem darauf gefasst machen, dass sie auch an das Dach gedacht haben könnten.«
Logan drehte sich um und kletterte die Treppe hinauf. Linnet wollte ihm folgen, aber Charles ergriff ihre Schulter und zog sie zurück.
»Ladys bitte hinten anstellen. Diesmal zumindest.«
Er stob an ihr vorbei, genau wie Deverell, bevor sie sich eine Antwort überlegen konnte. Seufzend nutzte sie die Gelegenheit, sich ihren Umhang über die Schultern zu schwingen und am Hals festzuknoten. Dann lockerte sie ihren Dolch in der Hülle und folgte.
Oben an einer schmalen Treppe öffnete Logan die Tür, zog sie vorsichtig auf und dankte stumm dem Menschen, der die Angel geölt hatte. Geräuschlos wie ein Gespenst und gebückt stahl er sich durch die Rauchwolken hinaus. Das Dach war weitgehend flach und ohne Vorsprünge, die groß genug waren, Sektenmänner zu verbergen.
Und es war leer.
»Freie Bahn«, murmelte er und richtete sich auf, als Charles sich ihm anschloss. Der Lärm, der von unten heraufdrang und sich nach einer Straßenschlacht anhörte, würde jedes Geräusch überdecken, welches sie selbst verursachten.
Charles blickte zurück, als erst Deverell auftauchte und dann Linnet. Er zeigte auf die Seite des Dachs, die vom Fluss abgewandt war - die Seite, an der das angrenzende Gebäude lag.
Rasch überquerten sie die hüfthohe steinerne
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