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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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lag es an der Ruhe und an dem Frieden, dass ihn diese Sicht trotz der schneidenden Winde unter den trüben Wolken fesselte.
    Draußen vor dem Fenster regierte die Natur über die raue, ruppige, urtümliche Landschaft. Und doch, seit Jahrhunderten lebten hier Menschen - möglicherweise schon länger als in England. Die Rauheit, die Ursprünglichkeit erinnerten ihn an Glenluce; anders als dort waren die Elemente hier als Vorboten einer Aufregung zu deuten, eines Abenteuers und auch einer Aufheiterung, während die Dunkelheit und das Graue fehlten, die für Schottland typisch waren.
    Dies war sein Heim - und doch auch nicht; vertraut und doch anders, irgendwie einladender. Vielleicht lag es daran, dass sich dieses unausweichliche Gefühl in ihm eingenistet hatte, das Haus beschützen und vor jeder Bedrohung verteidigen zu müssen.
    Noch nie zuvor hatte er das Bedürfnis, von etwas Besitz zu ergreifen, so tief in sich verspürt - nirgendwo und für niemanden. Es mochte sein, dass sein Gedächtnis immer noch lückenhaft war, aber an diesem Bedürfnis gab es keinerlei Zweifel.
    Wie er auch völlig davon überzeugt war, dass Linnet sein Anrecht leugnen würde, so zu empfinden. Es steckte weder Vernunft noch Logik hinter seiner felsenfesten Überzeugung, dass er - aus welchen Gründen auch immer - der Beschützer dieser Unschuldigen und dieses Fluchtortes war; vielmehr verhielt es sich so, als wäre er mit einem Bann geschlagen - in den Bann des Hauses. Oder in Linnets Bann. Vielleicht auch beides.
    Ungeachtet dessen fühlte Mon Cœur sich an, als sei es das Schloss, in den sein Schlüssel passte.
    Die Tür wurde geöffnet. Er drehte den Kopf, als Linnet eintrat.
    Nachdem sie ihn entdeckt hatte, stellte sie die Kerze auf der hohen Kommode ab und ging zielsicher und mit einem gewissen Interesse auf ihn zu. Wieder trug sie eines ihrer feinen Wollkleider, eine schlichte, bescheidene Ausführung in rauchigem Grün, dessen Ärmel die eleganten Konturen ihrer Arme betonten. Der Ausschnitt zog seinen Blick auf die Schwellung ihrer Brüste, und die Röcke, die um ihre Beine schwangen, schienen mit ihm zu flirten und seine Sinne zu kitzeln.
    Er hatte den Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet und machte sich innerlich darauf gefasst, dass sie ihn gleich darauf drängte, ihr »Arrangement« fortzusetzen; dass er ihr die Gastfreundschaft mit der Pflicht lohnte, sie die Eigentümlichkeiten der körperlichen Liebe zu lehren.
    Ihres Körpers. Und seines.
    Logan wollte es nicht. Wollte sich nicht dazu bringen, Linnet auf diese Weise zu behandeln, sie mit solchen Augen zu sehen und ihren Körper als Teil eines Tauschhandels zu betrachten. Er würde sich überglücklich schätzen, wenn er sie lieben dürfte - mit Körper, Geist und Seele -, sofern sie ihn wollte - sofern sie aus freien Stücken bei ihm sein und diese Seite des Paradieses mit ihm erkunden wollte, ohne den Hinweis auf Pflichten oder Zwänge.
    Er wollte auf einer anderen Ebene mit ihr umgehen. Mann und Frau, Gentleman und Lady, Liebender mit Liebender; wollte nicht, dass irgendeine andere Überlegung sich in das mischte, was sie gemeinsam hatten, es färbte oder beschädigte.
    Als sie vor ihm stehen blieb und ihm in die Augen schaute, wollte Logan es ihr sagen, wollte die richtigen Worte finden und ihre Beziehung neu schreiben, sie auf einen schlichten, direkten und überlieferten Weg schicken - dem einen, den er bisher mit keiner anderen Frau eingeschlagen hatte und nur mit ihr gehen wollte.
    Er wusste auch, was er hätte sagen müssen - aber ihm fehlten die Worte.
    Ungeachtet dessen hätte er sie auch gar nicht aussprechen können. Unsicherheit und fehlendes Gedächtnis zwangen ihn zum Schweigen.
    Noch immer wusste er über seine jüngste Vergangenheit nicht Bescheid, noch nicht einmal, ob nicht irgendwo eine Ehefrau auf ihn wartete. Eigentlich glaubte er es nicht, aber die Möglichkeit bestand immerhin.
    Es war eine Sache, dass Linnet selbst diese Liebesnächte angeregt, ja sogar auf ihnen beharrt hatte; das mochte sein Ehrgefühl nicht gutheißen, womit er aber leben konnte, da er keine echte Wahl gehabt hatte. Weil sie ihm keine Wahl gelassen hatte. Aber den Mund zu öffnen und zu sprechen und sie zu dem Glauben zu führen, dass mehr zwischen ihnen sein könnte, auch wenn er es gar nicht sicher behaupten konnte - das würde nur ein Schurke tun.
    Logan schaute ihr in die Augen, die im Mondlicht glänzten. Ihm war klar, dass es ihm nicht gefallen würde, wohin sie ihn gleich

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