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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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zu tun, was sie getan hatten - nur um ihn lächeln zu sehen.
    Nur um ihn glücklich zu machen.
    Dass sie über solche Handlungen nachdenken konnte, wohl wissend, dass es sich um pure Täuschung handelte und zu nichts anderem als zu gefühlsmäßiger Zerstörung führen würde, die weit schlimmer war als alles, was sie je zuvor gefühlt hatte, war ein echter Gradmesser, wie gefährlich er ihr bereits geworden war.
    Niemals hatte sie sich vorstellen können, für einen Mann so zu empfinden wie für ihn, und niemals hatte sie sich vorstellen können, dass sie sich gefühlsmäßig so tief verstricken könnte.
    Sie traten durch die Küchentür ins Haus. Niemand benutzte die Vordertür; warum, das hatte sie nie begriffen. Ihr ganzes Leben lang war die Hintertür schon die Tür überhaupt gewesen. Als sie in dem kleinen Flur stehen blieben und ihre Umhänge aufhängten, drang das üppige Aroma vermischter Gewürze aus der Küche und waberte ihnen um die Nase.
    Linnet atmete tief ein. Der exotische Duft ließ ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    »Schon seit Monaten hat Pennyweather kein Curry mehr gemacht.«
    Sie warf einen Blick auf Logan - und erstarrte.
    Denn mitten in der Bewegung, seinen Umhang an den Haken zu hängen, war Logan ebenfalls erstarrt. Mit erhobenem Arm stand er stocksteif im Flur und hatte den leeren Blick in die Ferne gerichtet. Seine Miene war so ausdruckslos, als wäre er gar nicht anwesend.
    Ihr Herz pochte heftig und schmerzhaft. Sie wartete einen Moment lang. Ihr Mund war plötzlich trocken geworden, als sie ihn fragte:
    »Was ist los?«
    Im Grunde genommen war ihr bereits alles klar.
    Langsam drehte er sich um. Lebhaftigkeit kehrte in seine Gesichtszüge zurück, als er sie anschaute.
    Schließlich fing er ihren Blick auf, und dann sagte er die Worte, von denen sie gewusst hatte, dass sie bald kommen würden.
    »Ich kann mich erinnern. An alles.«
    Es war, als würden die Schleusentore geöffnet - ein trüber, mächtig wirbelnder Fluss aus Fakten und Erinnerungen stürzte auf ihn ein. Anfangs fühlte Logan sich überwältigt, dem Ertrinken nahe.
    Der restliche Haushalt hatte sich zum Dinner am Tisch um ihn geschart und wartete aufgeregt und begierig darauf, die Neuigkeiten zu hören. Er fing mit den wichtigsten Tatsachen an.
    »Ich bin Major Logan Monteith und gehöre zur Ostindischen Kompanie. Meine Operationen erfolgen aus Kalkutta, und zwar unter direktem Befehl des Marquis of Hastings, dem Generalgouverneur von Indien.«
    Geistesabwesend aß er das Curry und den Reis, den man ihm servierte. Die fehlenden Puzzleteile waren zwar gefunden, befanden sich aber noch nicht an ihrem Platz; er musste sie sortieren, sie an die passenden leeren Stellen rücken, bevor er das große Ganze erkennen konnte.
    Muriel am Fußende des Tisches strahlte, weil ihre Strategie, seinem Gedächtnis mit Düften auf die Sprünge zu helfen, offenbar funktioniert hatte. Er empfand aufrichtige Dankbarkeit. Und doch war ihm so viel klar geworden, dass er sie - die Unschuldigen dieses Haushalts - nicht mit allem belasten wollte, was er wusste.
    Nach einem forschenden Blick auf ihn winkte Linnet die Kinder, denen tausend Fragen aus dem Mund sprudelten, wieder zurück.
    »Lasst ihn sich zuerst an alles erinnern. Je schneller ihr euren Teller leer esst, desto früher können wir ins Wohnzimmer. Dort kann Logan uns berichten, was ihm eingefallen ist.«
    Die Kinder schauten ihn an und beugten sich beflissentlich über ihre Teller.
    Er war ihnen allen aufrichtig dankbar. Es gab so viel einzustecken, neu auszurichten und zu bestätigen.
    Sich einzugestehen.
    Seine Instinkte hatten ihn nicht getrogen, als sie ihn vor der drohenden Gefahr warnten. Er hatte recht gehabt, als er geglaubt hatte, dass die beiden Attentäter auf dem Schiff zu einem größeren Ganzen gehörten und dass deren Komplizen nicht aufgeben würden.
    Je deutlicher er sich erinnerte, desto grimmiger fühlte er sich. Trotzdem zwang er sich, alles genau durchzugehen, jeden Abschnitt seines jetzt klaren, lückenlosen und zusammenhängenden Gedächtnisses zu untersuchen und die Wahrheit zu bestätigen. Und das, woran er sich erinnerte, hörte sich alles wahr an.
    Die Erinnerung an den letzten Anblick seines Freundes und engen Kollegen Captain James MacFarlane - der Anblick von dessen Körper und der Folter, die er aus den Händen der Schwarzen Kobra hatte erdulden müssen, bevor er starb - vor allem das war es, was ihm in den Kopf geschossen war.
    Das und das Wissen

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