Eine Stuermische Nacht
sie dachte, also bemerkte er leise:
»Wenn ich dich allein für mich hätte, wären unsere Lippen beschäftigt – aber ganz gewiss nicht mit Reden .«
»Aber Reden ist genau das, was wir tun müssten«, erwiderte sie und schob entschlossen allzu lebhafte Gedanken daran beiseite, wie Barnabys Lippen über ihre Haut glitten.
Er schnitt eine Grimasse. Sie hatte natürlich recht. Das hier war pure Folter, sie so nah zu haben, sie aber nicht anfassen und liebkosen zu können, wie er es sich ersehnte.
Er atmete einmal tief durch und sagte dann:
»Ich glaube, wir haben alles ganz gut im Griff, oder?«
Dankbar für ein sichereres Thema antwortete sie:
»Stimmt. Wenn man daran denkt, wie es hätte werden können, haben wir alles tatsächlich geregelt … wenigstens für den Moment.«
»Für den Moment«, pflichtete Barnaby ihr bei, der die Nolles-Bande nicht vergessen hatte oder den Umstand, dass jemand ihn umbringen wollte. Trotz bester Absichten konnte er nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder über sie glitt. Sie sah an diesem Abend besonders reizend aus mit ihrem herrlichen Haar in weichen Locken, die ihr Gesicht ganz bezaubernd einrahmten. Sie trug ein Abendkleid aus lavendelfarbenem Satin und darüber ein Überkleid aus blassgrüner Gaze. Natürlich interessierte ihn die warme seidenweiche Haut darunter mehr; er musste daran denken, wie seine Hände darübergestrichen waren, und Hitze brandete in seinen Lenden auf.
Er verkniff sich ein Stöhnen, riss seinen Blick von Emily los und konzentrierte sich stattdessen darauf, einen eigensinnigen Teil seiner Anatomie zur Räson zu bringen, der kein Gefühl für den rechten Zeitpunkt hatte. Was würde er nicht darum geben, dachte er, wenn die Hochzeit schon hinter ihnen läge und er wüsste, dass sie, wenn sie sich für die Nacht zurückzogen, einander in den Armen liegen würden und er seine Sehnsucht nach ihr nach Belieben stillen konnte.
Peckham erschien und eilte zu Barnaby. Er verneigte sich und sagte halblaut:
»Mylord, Mr Mathew und Mr Thomas sind unerwartet eingetroffen.« Er räusperte sich.
»Ich habe ihr Gepäck in die Zimmer bringen lassen, die sie bei ihrem letzten Aufenthalt hier benutzt haben. Ich hoffe, das findet Ihre Billigung.«
»Tun Sie, was auch immer nötig ist, um es ihnen angenehm zu machen«, erwiderte Barnaby. Mathew und Thomas waren eigentlich erst für den nächsten Abend erwartet worden, sodass er sich fragte, was wohl für ihre frühere Ankunft verantwortlich war. Er lächelte humorlos. Jedenfalls war es nicht die Sehnsucht nach seiner Gesellschaft.
Er sah Peckham an und erkundigte sich:
»Planen sie, zu uns zu stoßen?«
»Wenn das Ihr Wunsch ist, Mylord. Sie sind sich darüber im Klaren, dass Sie Gäste haben … sie möchten nicht stören.«
»Sie sind meine Cousins«, erklärte Barnaby. »Man kann sie wohl kaum als Störenfriede sehen. Bringen Sie sie herein, wenn sie bereit sind.«
Fünf Minuten, nachdem Peckham gegangen war, kehrte der Butler zurück, um Mr Mathew Joslyn und Mr Thomas Joslyn anzukündigen. Barnaby ließ Emily bei Cornelia und Anne und ging zu ihnen, um sie zu begrüßen, innerlich gewappnet für ihre Reaktion auf die tiefe Schramme auf seiner Stirn – und den beeindruckenden Bluterguss drum herum.
Mathews Augen weiteten sich alarmiert, als er die Prellung erblickte, und die Sorge auf seinen attraktiven Zügen schien echt.
»Gütiger Himmel!«, rief Mathew, als er vor Barnaby stand.
»Simon hat geschrieben, dass du gestürzt bist, aber von den bleibenden Folgen hat er nichts erwähnt.« Er schüttelte den Kopf und fügte hinzu:
»Nachdem ich selbst das Ergebnis deines Unfalls sehen durfte, verstehe ich seine Beunruhigung und weshalb er mir geschrieben hat. Verdammt, Barnaby, du hättest dabei umkommen können!«
»Simon hat geschrieben?«, fragte Barnaby und griff damit den Teil von Mathews Worten auf, der ihn interessierte.
»Ja«, antwortete Tom rasch und stellte sich neben Mathew.
»Ein Bote hat gestern Abend seinen Brief nach Monks Abbey gebracht, in dem er von deinem unheilvollen Unfall berichtet. Heute Morgen dann haben wir beschlossen, dass wir uns unbedingt mit eigenen Augen von der Schwere deiner Verletzung überzeugen müssen.«
Simon schlenderte herbei und sagte mit einem scharfen Blick zu seinen Brüdern:
»Ich denke, das sollten wir besser in Ruhe unter uns besprechen – nachdem die Gäste gegangen sind.«
»Ja, ja. Natürlich«, sagte Mathew hastig, daran erinnert, wo sie
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