Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sie, aber es gab vieles, was sie über ihn nicht wusste. Sie schaute auf den breiten Goldreif an ihrem Finger und erkannte, dass seit dem Moment, in dem sie Barnaby zum ersten Mal gesehen hatte, in jener Nacht im Gasthof, nicht einmal zwei Monate vergangen waren. Und nun war sie mit ihm verheiratet, ihre Leben waren miteinander verschlungen … so wie ihre Körper es heute Nacht sein würden. Das Atmen fiel ihr mit einem Mal schwer.
    Statt sich für ein paar Tage irgendwo aufs Land zurückzuziehen, um ihr Leben zu zweit ungestört zu beginnen, hatten Barnaby und Emily beschlossen, auf Windmere zu bleiben. Ursprünglich hatten Mathew und seine Brüder vorgehabt, nach dem Hochzeitsfrühstück nach Monks Abbey zurückzukehren, aber der Sturm hatte das verhindert. In dem Bewusstsein, dass dies Emilys und Barnabys Hochzeitsnacht war, machten Mathew, Thomas und Simon Pläne, den Abend außer Haus zu verbringen. Sie wollten, so erklärte Mathew, trotz des schlechten Wetters ins Dorf reiten und sich im Ram’s Head vergnügen. Luc erwähnte sehr taktvoll, dass er sich auf eine ruhige Mahlzeit in seinen Räumen freute.
    Nachdem alle Gäste fort waren, wünschte Emily den Herren eine gute Nacht und ging zum Fuß der anmutig geschwungenen zweigeteilten Treppe, um sich in ihre Zimmer zurückzuziehen. Am unteren Ende der linken Treppenhälfte blieb sie stehen, weil ihr auffiel, dass sie keine Ahnung hatte, wo ihre Zimmer sich befanden. Peckham erschien so plötzlich neben ihr, dass sie erschrak. Er verneigte sich und erklärte:
    »Ich glaube nicht, dass Sie bereits die Gelegenheit hatten, Ihre Suite zu besichtigen – sie liegt in einem anderen Flügel als die Räume, in denen Sie zuvor untergebracht waren. Wenn Sie es wünschen, Mylady, kann ich sie Ihnen zeigen.«
    Emily nickte und sagte:
    »Danke, das würde mich freuen.«
    Er räusperte sich leise.
    »Da Sie keine Zofe mitgebracht haben, habe ich mir erlaubt, aus dem Kreis der Zimmermädchen eines auszuwählen, das Ihnen zur Hand geht.« Er wirkte betrübt.
    »Unter gewöhnlichen Umständen, Mylady, würde ich es nicht zulassen, dass eine junge Frau ohne Erfahrung und Übung Sie bedient, aber wenn sie Ihnen nicht missfällt, wird Kate, die schon neulich für Sie gesorgt hat, als ihre Zofe fungieren. Sie hat Ihre Koffer bereits ausgepackt, die heute Morgen von The Birches hier eingetroffen sind, und wird Ihnen in jeder Weise behilflich sein, ganz wie Sie es wünschen. Wenn Sie auch nur den geringsten Grund zur Klage haben, geben Sie mir Bescheid, und ich werde mich unverzüglich des Problems annehmen.«
    Emily wäre von seinen Worten vielleicht stärker beeindruckt gewesen, wenn sie nicht den Eindruck gehabt hätte, dass er es viel zu sehr genießen würde, sich »des Problems anzunehmen«. Daher nahm sie sich insgeheim fest vor, dass der Butler von ihr nie eine Beschwerde über irgendein Mitglied der Dienerschaft zu hören bekommen würde.
    Während sie die Treppe in das obere Stockwerk hochstiegen, bemerkte Peckham:
    »Es war keine Zeit, vor der Hochzeit die Zimmer neu herzurichten, aber ich bin sicher, Sie werden sie mehr als zufriedenstellend finden – alles auf Windmere ist von höchster Güte.« Mit einem Seitenblick zu ihr, der ihr nicht gefiel, fügte er hinzu:
    »Natürlich werden Sie zweifelsohne Veränderungen treffen, damit Sie sich wohlfühlen.«
    Nicht sicher, ob er sie eben beleidigt hatte oder nicht, schwieg Emily, aber sie stellte einmal mehr fest, dass sie Barnabys Butler nicht sonderlich leiden mochte. Sie gingen weiter, und sie lauschte ihm interessiert, als er ihr dabei den einen oder anderen besonders prächtigen Raum zeigte. Aber sie konnte nicht verhindern, dass sie sich nach Walkers unverstellter Liebenswürdigkeit und der vertrauten Umgebung von The Birches sehnte.
    Während sie Peckham mit seinen gemessenen Schritten folgte und er sie durch endlose und sich windende kerzenbeleuchtete Korridore führte, wuchs in Emily die Überzeugung, dass sie sich auf sich allein gestellt sicher längst verlaufen hätte. Damit lag sie nicht falsch. Als er schließlich stehen blieb, eine doppelflügelige Tür öffnete und ihr bedeutete, einzutreten, war sie völlig orientierungslos. Sie hatte sogar den Verdacht, dass er sie absichtlich auf verschlungenen Wegen hierher gebracht hatte. Die Kerzen brannten schon eine Weile, und nachdem er sie ausführlich in den Zimmern umhergeführt und ihr die üppig ausgestattete Suite gezeigt hatte, die aus einem Salon, einem

Weitere Kostenlose Bücher