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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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verblassten Ziegelsteinkamins in der Ecke.
    Luc saß lässig in einem Sessel in der Nähe des Feuers und musterte die Karten, die vor ihm ausgebreitet auf dem Tisch lagen. Lamb, der sich ganz wie zu Hause zu fühlen schien, saß ihm gegenüber. Als sie hörten, dass sich die Tür öffnete, schauten beide Männer auf. Luc lächelte freundlich, als er Barnaby erblickte.
    Er stand auf, umfasste Barnabys Hand herzlich und rief:
    » Tiens! Ich hätte nicht damit gerechnet, dich heute zu sehen.« Luc schaute zum Fenster, gegen das leise der Regen prasselte.
    »Falls es dir entgangen ist, das Wetter draußen ist scheußlich. Lamb wäre beinahe ertrunken auf seinem Weg herüber.«
    »Ich habe es bemerkt«, antwortete Barnaby, »aber ich verspüre den Wunsch, heute das Ram’s Head zu besuchen.« Er sah zu Lamb.
    »Und da ich den Auftrag habe, dem wachsamen Auge meines Kindermädchens keinesfalls zu entfleuchen, bin ich es suchen gegangen.« Er grinste Luc an und fügte hinzu:
    »Ich wäre nur zu glücklich, wenn du mit uns kommst – falls du nicht fürchtest, dich in den Wassermassen aufzulösen.«
    »Du kannst gerne versuchen, mich aufzuhalten!«, erklärte Luc, und seine blauen Augen leuchteten begeistert.
    »Vielleicht werde ich jemanden finden, der mir ein gutes Spiel liefert – Lamb ist nicht mit dem Herzen dabei. Er hat heute mindestens zwei Vermögen in der Größenordnung von deinem an mich verloren.«
    Man konnte nicht mehr viel von dem Invaliden erkennen, den Jeb vor etwa einem Monat nach England zurückgebracht hatte. Luc war immer schon schlank gewesen, aber er war trotzdem noch zu dünn, obwohl Mrs Spaldings Kochkünste Wirkung zu zeigen begannen. Die eingefallene Haut um seine Augen war verschwunden, und sie hatte die ungesunde Blässe verloren. Seine Gesichtsfarbe war gesund, und das spöttische Funkeln war in seine Augen zurückgekehrt.
    Lucs Spitze ignorierend starrte Lamb Barnaby finster an.
    »Du kannst einfach nicht der Versuchung widerstehen, im Wespennest zu stochern, was?«, brummte er.
    »Du kennst mich so gut«, entgegnete Barnaby und lächelte herzlich.
    Luc war in alles eingeweiht worden, was sich zugetragen hatte, bevor er nach England gekommen war, daher verstand er, worum es ging. Anfangs war er zu krank gewesen, um mehr zu tun, als darüber zu mutmaßen, wer hinter den Versuchen stand, Barnaby umzubringen, und wie man am besten der Nolles-Bande beikommen konnte. Aber diese Zeit war vorbei, und er wollte seinem Halbbruder unbedingt helfen. Außerdem hatte er seine eigenen Gründe dafür, sich die Bande näher anzusehen – ihm schmeckte der Überfall von Nolles’ Männern in der Nacht, in der er in England angekommen war, so wenig wie Barnaby.
    Lambs Worte beiseite schiebend, sagte Luc:
    »Pah! Lamb, du benimmst dich manchmal wie eine alte Frau.«
    »Ich werde wenigstens einmal alt «, entgegnete der.
    »Im Gegensatz zu einem Paar leichtsinniger junger Bengel, die ich nennen könnte.«
    Luc und Barnaby grinsten.
    Lamb fand das nicht lustig. Den Blick auf Barnaby gerichtet, erklärte er:
    »Ich möchte dich daran erinnern, dass im Augenblick nicht die beste Zeit ist, sich mit Nolles und seiner Bande anzulegen.«
    Barnaby setzte eine Unschuldsmiene auf.
    »Wer hat denn irgendetwas davon gesagt, dass wir uns mit Nolles anlegen wollen?«
    Lamb schnaubte.
    »Ich kenne dich doch.« Seine Faust landete auf der Tischplatte.
    »Verdammt, Barnaby! Du hast jetzt eine Frau, vergiss das nicht. Was, zum Teufel, denkst du dir dabei, dich im Dorf herumzutreiben und der Himmel weiß was für einen Ärger anzuzetteln?«
    »Du musst mich nicht an meine Verpflichtungen erinnern«, entgegnete Barnaby.
    »Ich kann mich nicht den Rest meines Lebens auf Windmere verstecken. Irgendwann werde ich den sicheren Hafen verlassen müssen. Ein Ritt zum Dorf – in Begleitung von meinen unerschrockenen Beschützern – scheint mir kein unvernünftiger erster Schritt zu sein.«
    »Er hat recht«, sagte Luc, »es hat keinen Hinweis auf den Mörder gegeben – vielleicht hat er aufgegeben.«
    Lamb betrachtete Luc angewidert.
    »Ich hätte wissen müssen, dass du dich auf seine Seite schlägst – du bist ja so klug, dass du fast dein Leben verloren hast bei deiner närrischen Mission.«
    Lucs Hände ballten sich zu Fäusten, und er machte einen Schritt nach vorn. Lamb stand vom Tisch auf, er wirkte so kampfeslustig wie Luc. Wie schon oft in der Vergangenheit stellte sich Barnaby rasch zwischen die beiden.
    In begütigendem Ton

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