Eine Stuermische Nacht
Ford, der Schuhmacher, und Caleb Gates, der Schmied, waren als Nächstes an der Reihe gewesen; Mr Meek, ein pensionierter Kanzleischreiber, war der Letzte gewesen, der zu den Geldgebern gestoßen war.
Mr Meek war ein ausgezeichneter Neuzugang, weil er die Rechnungsbücher führte und mit den Waren nach London reiste, um den Verkauf des Schmuggelgutes an die Abnehmer dort zu überwachen.
Da sie Neulinge waren, hatten sie anfangs ein paar Fehler gemacht – glücklicherweise keine, die das Ende ihres riskanten Unternehmens bedeutet hatten. Es hatte einige Zeit gedauert, bis Jeb gute Kontakte in Frankreich aufgebaut hatte, denen er vertrauen konnte, dass sie gute Ware für ihr Geld erhielten, statt sie zu betrügen. Dasselbe galt für Mr Meek, als er damit anfing, zu versuchen, die Waren in London weiterzuveräußern. Derzeit gab es eine Reihe von Ladenbesitzern, die regelmäßig von ihnen kauften, und drei Tavernenbesitzer, die ihnen alle Spirituosen abnahmen, die sie ins Land schmuggelten. Das letzte Jahr über hatte die kleine Gruppe stetig einen hübschen Gewinn gemacht.
Caleb kam zu ihnen, und Mr Meek räusperte sich, dann begann er mit seinem Bericht:
»Mit der letzten Lieferung haben wir den höchsten Gewinn seit Bestehen gemacht.« Er schaute über seine runden Brillengläser, die auf seiner Nasenspitze thronten, und verkündete fröhlich:
»Und einige unserer Kunden haben Bestellungen für die nächste Lieferung aufgegeben. Es gibt hohen Bedarf an Seide, Netzstoffen und französischer Spitze von den Modegeschäften, und wie gewöhnlich haben unsere Tavernenbesitzer erklärt, sie würden uns allen Brandy abnehmen, den wir nach London schaffen können.«
Mr Meek holte einen schweren Lederbeutel hervor. In den nächsten Minuten hörte man nur das Klimpern von Münzen, während er den Profit verteilte. Er zählte die Münzen vor Emily auf den Tisch und fügte hinzu:
»Vor Ihnen liegt der Beweis, wie ausgezeichnet unsere Geschäfte gelaufen sind.« Er stellte einen kleineren Lederbeutel daneben und sagte:
»Das hier ist der Anteil von uns allen für die nächste Lieferung, verwahren Sie ihn sicher.«
Emily nickte und steckte den Beutel, der sich hübsch schwer anfühlte, tief in die Tasche ihres Reitrockes. Von Beginn an war sie die Bank gewesen und hatte von jeder Lieferung einen Teil des Gewinns zurückbehalten, wenn es einen Gewinn gab, um davon neue Waren in Frankreich zu kaufen. Sie versteckte das Geld zusammen mit ihrem eigenen Profit unter einer lockeren Diele in ihrem Schlafzimmer.
Emily dachte nicht länger an den Beutel mit dem Geld für das nächste Unternehmen, sondern betrachtete den Stapel Münzen vor sich, und der Knoten der Sorge, der ihr ständiger Begleiter zu sein schien, lockerte sich. Mrs Spalding und Walker und die anderen Dienstboten würden in diesem Quartal etwas mehr Lohn bezahlt bekommen, als die magere Summe, die Jeffery für angemessen zu halten schien. Der alte Stallknecht Hutton, der unfairerweise entlassen worden war, als Jeffery Kelsey angestellt hatte, musste nicht mittellos bleiben, und der Oberschäfer Loren wäre in der Lage, ein paar Männer anzustellen, die ihm auf dem Höhepunkt der Lammsaison helfen konnten – was nicht mehr lang hin war. Und Anne … Emily betrachtete die Münzen und fragte sich, ob sich die Rettung nicht ordentlich aufgestapelt vor ihr befand.
»Ein weiterer Sturm wird bald aufziehen«, sagte Jeb langsam und unterbrach damit Emilys Überlegungen.
»Es ist bestimmt kein schlechter Zeitpunkt für eine neuerliche Überfahrt nach Calais. Ich kann unsere Bestellungen erledigen und auf den nächsten Sturm zur Rückkehr warten.«
Während der Stürme, die die Küste peitschten, würden die meisten Zollfahnder gemütlich in ihren Häusern sitzen, mit einem Krug Ale am Feuer. Obwohl es natürlich gefährlich war, bot stürmisches Wetter den Schmugglern die beste Gelegenheit zu einer Überfahrt. Und sie konnten einigermaßen ungestört und unbemerkt die Schmuggelladung löschen und an Land bringen. So trotzten sie regelmäßig den tosenden Wellen im Ärmelkanal, um ihre Waren aus den französischen Häfen in Calais und Boulogne nach England zu bringen.
Man einigte sich darauf, dass Jeb sich für eine weitere Fahrt bereithalten sollte, und kurz darauf löste sich die kleine Versammlung auf, sodass Emily und Mrs Gilbert allein zurückblieben.
Mit schmalen Augen musterte Mrs Gilbert Emily. Trotz der kleidsamen Röte von Emilys Wangen und ihren klaren
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