Eine Stuermische Nacht
mehr als Herr seiner Sinne fühlte, sagte er:
»Es stimmt – wir können hier nicht länger herumstehen.«
» The Birches ist nicht weit. Denken Sie, Sie können das Stück reiten?«, fragte Emily.
»Oder soll ich einen Karren besorgen, auf dem wir Sie fahren können?«
Er dachte an das Gerüttel und Geschüttel in einem Bauernkarren und an seinen schmerzenden Kopf, daher entschied er:
»Lassen Sie mich erst das Pferd probieren.«
Es war trotz Lambs beachtlicher Körperkraft beileibe keine einfache Aufgabe, ihn in den Sattel zu heben, aber es gelang ihnen schließlich doch. Als er sicher auf dem Pferd saß, war Barnabys Gesicht noch weißer als zuvor, und seine Kopfverletzung blutete wieder stärker.
Schwindelig und gegen Übelkeit ankämpfend saß Barnaby schwankend im Sattel. Durch zusammengebissene Zähne bemerkte er zu Emily:
»Das hier ist Ihre Parade, also reiten Sie voraus.«
Sie kamen nur langsam voran, Emily vorneweg, Lamb und Barnaby hinter ihr, wobei Lamb dicht neben Barnaby ritt, um dafür zu sorgen, dass Barnaby im Sattel blieb.
Sie bogen bei den beiden hohen Birken von der Straße ab, die, wie Emily erklärt hatte, die Auffahrt zu ihrem Zuhause markierten. Obwohl sie vor den beiden Männern ritt, vernahm sie doch das im Flüsterton geführte, aber heftige Gespräch der beiden. Sie stritten, und sie vermutete, es hatte mit ihr zu tun und der Überzeugung der beiden, dass jemand Lord Joslyn ermorden wollte. Der erste Anschlag – wobei sie nicht sicher war, ob es wirklich ein Anschlag gewesen war, war als Unfall abgetan worden; es war offenkundig, dass sie versuchten, ihren Verdacht geheim zu halten. Bis zu Lambs unklugen Bemerkungen, als er Lord Joslyn bewusstlos vorgefunden hatte, und dem späteren Austausch zwischen den beiden hatte sie geglaubt, dass der heutige Vorfall ein Versehen gewesen war. Aber nun …
Sie ritten ungefähr eine halbe Meile, als das Gespräch zwischen den beiden Männern jäh abbrach und Barnaby ihr zurief, bitte anzuhalten.
Emily war nicht wirklich überrascht. Sie waren sich einig geworden, nahm sie an. Sie drehte ihre Stute um und schaute ihn an.
»Was ist?«
Barnaby war nicht in der Lage, seine Worte überlegt zu wählen, daher sagte er einfach:
»Ich würde es begrüßen, wenn Sie Lambs unselige Äußerung für sich behalten könnten und wieder vergessen, dass von Mord die Rede war. Ich ziehe es vor, wenn alle Welt denkt, dass das heute Nachmittag einfach ein unseliger Unfall war.«
Er sah schrecklich aus. Ein Rinnsal Blut zog sich über die eine Seite seines Gesichts, und seine Haut war so blass, dass sie ernstlich beunruhigt war. Und wütend, dass er meinte, sie bitten zu müssen, dass sie seinen Verdacht nicht weitererzählte. Ihr Mund wurde schmal. Gütiger Gott! Dachte er etwa, sie sei so dumm, mit anderen darüber zu reden, was sie vermuteten?
Unter anderen Umständen hätte Emily ihm gehörig die Meinung gesagt, aber Lord Joslyn sicher ins Bett zu bekommen und ihn von einem Arzt untersuchen zu lassen, hatte vor allem anderen Vorrang. Mit einem knappen Nicken sagte sie:
»Ich weiß, was ich weitersagen kann und was nicht. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass ich irgendetwas, das zwischen uns heute Nachmittag besprochen wurde, anderen erzähle. Soweit ich es beurteilen kann, war das heute ein gefährlicher Unfall.«
Barnaby gelang es, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, auch wenn es schwach und blass war.
»Danke.«
»Und jetzt, bevor Sie aus dem Sattel fallen«, erkundigte sie sich barsch, »können wir weiterreiten?«
Nach einem Blick auf Lord Joslyn und Emilys eiliger Erklärung hatte Walker binnen Minuten dafür gesorgt, dass Barnaby im zweitbesten Gästezimmer untergebracht war – leider hatte Ainsworth das beste Zimmer mit Beschlag belegt. Zu ihrer Erbitterung war Emily durch Lamb von den weiteren Vorgängen ausgeschlossen worden.
Er hatte ihr schlicht den Weg ins Zimmer versperrt und grinsend erklärt:
»Lassen Sie mich ihn erst einmal säubern und präsentabel machen, ehe Sie ihm weiter zusetzen.« Er schaute auf ihr blutbeflecktes Reitkostüm.
»Darf ich vorschlagen, dass Sie sich umziehen, während ich mit ihm beschäftigt bin?« Er nahm sich die Freiheit heraus, an einer ihrer blonden Strähnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten, zu ziehen, während er mit belustigt funkelnden Augen erklärte:
»Gehen Sie und machen Sie sich hübsch. Das wird Barnaby gefallen.«
Emily beherrschte sich und marschierte wortlos
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