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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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davon. Was der Mann sich herausnahm! Es war offenkundig, überlegte sie, hin und her gerissen zwischen Empörung und Belustigung, dass der Diener mindestens ebenso unmöglich war wie sein Herr.
    Nachdem Emily aus dem Weg war, widmete Lamb seine Aufmerksamkeit Barnaby. Trotz dessen Protesten zogen er und Walker ihm die Kleider aus und steckten ihn in ein Nachthemd, das sie hastig aus Jefferys Vorräten geborgt hatten.
    »Warum muss ich am Ende immer irgendein fremdes Nachthemd tragen?«, beschwerte sich Barnaby vom Bett aus.
    »Daran bist du ganz allein schuld«, erwiderte Lamb schonungslos, dem das Bild von Barnaby, wie er reglos auf der Erde lag, noch frisch vor Augen stand.
    »Das nächste Mal, wenn du dich anschießen lässt, tu es auf Windmere , dann fällt schon einmal die Sorge weg, dass du das Nachthemd eines anderen tragen musst.«
    Walker behielt seine ausdruckslose Miene bei, aber der Austausch verwunderte ihn. Aber nicht mehr, gestand er sich ein, als Lambs verblüffende Ähnlichkeit mit der Joslyn-Familie. Mrs Spalding würde das alles sehr interessant finden.
    »Etwas warmes Wasser und saubere Kleidung wären als Nächstes an der Reihe«, sagte Lamb und unterbrach Walkers Überlegungen.
    »Ich muss mir die Wunde genau ansehen und sie dann verbinden.«
    Behutsam fragte Walker:
    »Soll ich vielleicht unseren Lakaien Thomas ins Dorf schicken, den Arzt holen?«
    Mit einem einnehmenden Lächeln erwiderte Lamb:
    »Das wird nicht nötig sein. Ich habe Mylord schon bei schlimmeren Sachen versorgt als dieser hier. Wenn Sie jemanden bei der Hand hätten, der mir meine Satteltaschen holen könnte, wäre ich Ihnen aber sehr verbunden.«
    Walker verneigte sich.
    »Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
    Da sie vergessen hatte, dass die Tür zu ihrem Zimmer versperrt war, prallte Emily dagegen. Mit einem halblauten Fluch hob sie die Hand und klopfte an, wobei sie rief:
    »Anne, bist du darin?«
    Die Tür öffnete sich, und als sie Emily in ihrem blutigen Reitkostüm und mit den unordentlichen Haaren erblickte, entfuhr Anne:
    » Emily! Gütiger Himmel. Bist du verletzt?«
    »Nein, nein, mir geht es bestens«, erklärte Emily und drängte sich an ihr vorbei.
    »Läutest du bitte nach Sally? Ich bin schmutzig und muss mich waschen.«
    Anne schloss und versperrte die Tür hinter ihr.
    »Aber was ist denn nur geschehen?«, fragte sie und folgte Emily durchs Zimmer.
    Cornelia saß auf einem Polsterstuhl am Feuer. Sie musterte Emilys zerzauste und blutige Erscheinung und erklärte:
    »Grundgütiger, Mädchen. Sag nicht, dass du angegriffen wurdest.«
    Emily setzte sich auf die Bettkante und begann, sich die Stiefel auszuziehen. »Nein, ich bin nicht angegriffen worden«, antwortete sie, »aber Lord Joslyn. Gegenwärtig kümmert sich sein Kammerdiener Lamb in unserem zweitbesten Gästezimmer um ihn.«
    »Lord Joslyn, hier? Unter unserm Dach?«, fragte Cornelia mit einem interessierten Funkeln in den Augen.
    Annes Hand legte sich auf ihre Brust; atemlos wollte sie wissen:
    »Aber was genau ist denn geschehen?«
    Emily durchwühlte ihren Schrank und die Kommode nach Kleidern zum Wechseln, während sie rasch die Ereignisse zusammenfasste, ließ aber die Möglichkeit aus, dass jemand Lord Joslyn umbringen wollte – und nicht zum ersten, sondern zum zweiten Mal.
    »Jetzt sag aber nicht, dass ein Wilderer auf Lord Joslyn geschossen hat«, rief Anne mit weit aufgerissenen Augen.
    »Das ist genau das, was ich sage«, erwiderte Emily ungeduldig und wandte sich von ihrer Durchsuchung des Schrankes ab, ein maulbeerfarbenes Tageskleid aus feinster Wolle in der Hand.
    Ein Klopfen an der Tür verriet, dass Sally da war. Sobald die Zofe geschickt worden war, Wasser für Emily zu beschaffen, sagte Cornelia nachdenklich:
    »Ein Wilderer, ja? Es ist aber schon eine seltsame Tageszeit und eine merkwürdige Stelle für einen Wilderer, oder?«
    Emily hielt den Kopf gesenkt, offenkundig fasziniert von dem spitzenverzierten Unterhemd, das sie zu den Kleidungsstücken gelegt hatte, die sie über dem Arm trug. »Hmm. Ja, es ist seltsam, aber wie sonst würdest du es erklären?«
    Cornelia kniff die Augen zusammen und musterte Emilys gesenkten Kopf. Da war, entschied sie, mehr an der Geschichte dran, als ihre Nichte ihr erzählte …
    »Nun, natürlich war es ein Unfall«, verkündete Anne, »es gibt einfach keine andere Erklärung.«
    Emily griff sich einen Morgenmantel und verschwand hinter dem Paravent. Da sie dringend das Thema wechseln

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