Eine Stuermische Nacht
wollte, begann Emily ihnen von dem Treffen der Geldgeber zu berichten, während sie sich auszog. Mehrere Minuten lang beschrieb sie ihnen, was sich in der Krone zugetragen hatte.
»Wir machen ausgezeichneten Profit«, sagte sie und holte den einen Beutel aus ihrer Rocktasche. Sie reichte ihn über den Rand des Paravents an Anne weiter, um ihn in das Versteck unter den Bodendielen zu legen.
»Oh, und da ist noch einer, hübsch gefüllt mit Geld für unsere nächste Fahrt.« Sie streifte sich das Reitkostüm ab, weswegen ihre Stimme einen Moment lang durch den schweren Stoff über ihrem Kopf gedämpft war.
»Ich vermute, Jeb bricht in den nächsten Tagen nach Calais auf, sodass wir es nicht lange werden aufbewahren müssen.« Sie warf das Reitkostüm beiseite und rief:
»Unsere letzte Fahrt war überaus erfolgreich, und nachdem wir die notwendigen Auslagen bezahlt haben«, fuhr Emily fort, »denke ich, sollten wir das, was übrig bleibt, dazu verwenden, Anne zu verstecken.«
Annes erste Reaktion bestand daraus, es abzulehnen. Schuldgefühle erfassten sie, wenn sie daran dachte, dass die Gewinne aus Emilys gewagtem Plan auf sie verschwendet werden sollten, aber Emily und Cornelia konnten sie bald überzeugen, dass sie sich albern benahm.
»Was nützt es einem, Geld zu besitzen«, betonte Cornelia, »wenn man es nicht so verwenden kann, wie man es will? Emily und ich haben keine Einwände, daher solltest du das auch nicht, du Gänschen.«
Sally kehrte mit dem warmen Wasser zurück, und die nächsten paar Minuten vergingen, während Emily sich die Spuren ihres Abenteuers abwusch und sich frische Kleider anzog. Rasch fuhr sie sich mit der Bürste durchs Haar, dann bändigte sie die schwere Pracht mit einem breiten grünen Samtband.
Sie trat hinter dem Paravent hervor und setzte sich in einen der Stühle in der Nähe des Kamins. Sie war müde, fühlte sich aber seltsam belebt, und sie schob die alberne Vorstellung einfach beiseite, dass ihr Zustand irgendetwas mit dem Wissen zu tun haben könnte, dass Lord Joslyn im Haus war … oder dass sie ihn schon bald wiedersehen würde. Nicht, dass sie auf die Idee käme, in sein Krankenzimmer einzudringen.
Emily hätte ihrer Großtante einen Kuss geben mögen, als die vorschlug:
»Ich frage mich, wie bald es Lord Joslyn gut genug gehen wird, um Besucher zu empfangen? Ich würde den Herrn gerne kennenlernen.« Sie lächelte verschmitzt und hob eine Braue.
»Der sechste Viscount war ein gut aussehender Mann. Es verspricht interessant zu werden, zu sehen, wie dieser junge Hund im Vergleich mit seinem Urgroßvater abschneidet.«
Die Damen auf The Birches waren nicht die Einzigen, die darüber nachdachten, Lord Joslyn in seinem Krankenzimmer aufzusuchen. Walker hatte die Neuigkeiten so lange, wie er es wagte, vor Jeffery geheim gehalten, aber schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als den Squire über seinen Gast zu unterrichten.
Jeffery und Ainsworth waren damit beschäftigt gewesen, uninteressiert im Kartenzimmer Pharo zu spielen, als Walker ihn davon in Kenntnis setzte, dass sich Lord Joslyn verwundet in einem seiner Gästezimmer oben befand.
Jeffery starrte ihn verwundert an.
»Lord Joslyn hier, in meinem Haus?«
Walker nickte und erklärte, wie es dazu gekommen war.
Als der Butler gegangen war, wandte sich Jeffery zu Ainsworth um, und seine blauen Augen funkelten aufgeregt.
»Bei Jupiter! Was für ein Glücksfall. Joslyn ist hier!«
»Inwiefern Glücksfall?«
Jeffery beugte sich vor.
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich glaube, da ist etwas zwischen Emily und dem Kerl. Davon bin ich jetzt überzeugt.«
»Weil er angeschossen wurde?«, fragte Ainsworth gedehnt und fuhr fort: »Ich fürchte, ich vermag die Verbindung nicht zu entdecken.«
»Nein, nicht weil er angeschossen wurde«, erwiderte Jeffery ungeduldig.
»Weil er wieder mit Emily zusammen war, als es geschah! Sie waren zusammen, als er angeschossen wurde. Was verrät dir das?« Als Ainsworth nur die Achseln zuckte und gelangweilt aussah, fuhr Jeffery fort:
»Ich sage dir, zwischen den beiden ist etwas. Obwohl sie es abgestritten hat, weiß ich, dass sie in jener Nacht in der Krone war – und es muss gewesen sein, um Joslyn zu treffen.«
»Du vergisst, dass er erst kürzlich in der Gegend eingetroffen ist. Sie haben sich nie zuvor gesehen.«
Aber Jeffery war nicht bereit, zuzulassen, dass ein so lächerlicher Einwand das nie ganz vergessene wunderbare Bild in seinem Kopf von einer
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