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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal der Gedanke gekommen war, dass das Mädchen aus schierem Trotz einfach ihr ältestes Kleid aus dem Schrank ziehen würde. Es verhieß Gutes, dass Emily sich entschieden hatte, etwas anzuziehen, das ihr gut stand.
    Die drei Damen hatten sich gerade an der Anrichte bedient und nahmen am Tisch im Frühstückszimmer Platz, als sie Unruhe und Geräusche vom Eingangsbereich des Hauses vernahmen. Sie hörten Stimmen und noch mehr Lärm und schauten einander verwundert an.
    »Was, um alles in der Welt …!«, rief Emily, als auch schon die Tür zum Frühstückssalon aufgestoßen wurde und ein Gentleman mit einem schlammbespritzten Umhang ins Zimmer kam.
    Emily erkannte die lachenden blauen Augen sogleich und sprang auf. Sie lief durchs Zimmer und wurde herzlich umarmt.
    »Hugh!«, rief sie glücklich und lächelte ihren Lieblingscousin strahlend an.

Kapitel 10
    Es ging alles ein wenig drunter und drüber, während die Damen Hugh mit Umarmungen, Küssen und aufgeregten Fragen bestürmten. Walker erschien und nahm Hugh rasch seinen Umhang ab und eilte dann mit dem Kleidungsstück über dem Arm in Richtung Küche, um Mrs Spalding von der Ankunft des Besuchers zu unterrichten.
    Mit seinen einunddreißig Jahren war Hugh Townsend vier Jahre jünger als Jeffery, aber Welten von dem liederlichen Lebenswandel seines älteren Bruders entfernt. Obwohl er gut aussah, besaß er nicht Jefferys klassisch-schöne Züge oder dessen Größe, sondern war etwa einen Zoll kleiner als der Durchschnitt, aber er besaß etwas im Überfluss, das Jeffery abging: Charme und Freundlichkeit.
    Beide Eigenschaften zeigten sich, als er, nachdem er Anne und Emily auf die Wangen geküsst hatte, zu Cornelia trat, die dabeisaß und alles mit einem zufriedenen Glitzern in den Augen verfolgte. Er ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, hob ihre Hand an seine Lippen und drückte einen Kuss auf die faltige Haut.
    »Und wie«, fragte er sanft und betrachtete ihr Gesicht forschend, »geht es der Frau, der mein Herz gehört?«
    »Sehr hübsch gesagt«, erwiderte Cornelia, streckte die Hand aus und streichelte seine Wange. »Du hast eine Art, Junge, und wenn ich fünfzig Jahre jünger wäre …«
    »In jedem Alter«, erklärte Hugh, »wirst du mein Herz besitzen.«
    Cornelia brach in Gelächter aus.
    »Das ist zu dick aufgetragen, mein Junge.«
    Trotz ihrer Worte konnten alle erkennen, dass sie erfreut war. Sie deutete auf den leeren Stuhl neben sich und verlangte:
    »Und nun setz dich und verrate uns, wie es deiner Mutter geht. Und Parkham House ? Ist alles in Ordnung bei euch?«
    Jefferys und Hughs verwitwete Mutter lebte bei ihrem jüngeren Sohn auf Parkham House . Die Witwe des jüngeren Bruders von Emilys Vater William, Mrs Althea Townsend, wies mit ihren inzwischen fünfundfünfzig Jahren immer noch eine beachtliche Ähnlichkeit mit dem hübschen jungen Ding auf, das sie bei ihrer Hochzeit gewesen war. Hugh besaß das gütige Herz seiner Mutter und ihr unbeschwertes Wesen – allerdings nicht ihre Flatterhaftigkeit. Zu Jefferys Erbitterung hatte Hugh mit zwanzig von seiner Patentante ein beträchtliches Vermögen und Parkham House geerbt, ein ansehnlicher Landsitz, der etwa einen Tagesritt von hier entfernt lag. Wenn er betrunken war, hatte Jeffery sich oft genug darüber beklagt, wie ungerecht das Schicksal war. Seine Patentante hatte ihm nichts hinterlassen, so beschwerte er sich, als einen stinkenden Schoßhund, den er sogleich seiner Mutter abgetreten hatte.
    Vor beinahe zehn Jahren, als Jefferys und Hughs Heim veräußert werden musste, um die Spielschulden ihres Vaters zu begleichen, war Althea heimatlos und beinahe mittellos zurückgeblieben. Hugh hatte sie sogleich in einer Suite in seinem Haus untergebracht und dafür gesorgt, dass es ihr an nichts mangelte. Die beiden kamen gut miteinander aus, Althea kümmerte sich glücklich um die Gärten und führte den Haushalt, wenn sie daran dachte, und Hugh lebte das Leben eines wohlsituierten Gentlemans, der tun konnte, was ihm gefiel.
    Cornelias Aufforderung gehorchend setzte sich Hugh neben sie und fügte hinzu:
    »Sie sendet dir liebe Grüße.«
    Eine Weile unterhielten sie sich über allgemeine Themen, ehe Hugh von ihrem vornehmen Gast berichtet wurde, sowie den Umständen, die dazu geführt hatten, dass er gegenwärtig in einem Gästezimmer hier untergebracht war.
    Hugh war bestürzt.
    »Gütiger Himmel. Lord Joslyn angeschossen! Das ist ja unfassbar.« Er sah Emily an.
    »Du bist

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